Bitte keine Rosen mehr
der Job strikt als Aushilfsbeschäftigung.
Zu den weniger simplen Gründen dafür, daß ich den Job bekam, zählte die Tatsache, daß die Frau des Eigners mich eines Vormittags am Carlton-Strand aufgetan hatte. Veranlaßt hierzu hatte sie der Eindruck, daß ich ein unberührter Jüngling sei, der Bestätigung und Unterweisung von Seiten der älteren-aber-noch-immer-ungemein-anziehenden Frau ersehnte, für die sie sich hielt. Sowohl meine Kleidung als auch das Hotel, in dem ich wohnte, waren von der teuren Sorte, und als ich ihr gestand, daß ich es mir nicht einmal mehr leisten könne, dem Jungen, der die Sonnenschirme am Strand aufstellte, ein Trinkgeld zu geben, geschweige denn meine Heimreise zu bezahlen, hatte sie für die mißliche Lage, in der ich mich befand, sogleich die Spieltische verantwortlich gemacht und mir, ohne daß ich darüber ein Wort verlauten ließ, die Angst vor elterlicher Strafe verständnisvoll nachgefühlt. Ich habe nie versucht, sie von irgendeiner dieser Vorstellungen zu befreien. Sie war freundlich im Bett, nur gelegentlich anspruchsvoll und roch immer angenehm.
Ihr Gatte beurteilte meine Qualifikationen nach anderen Gesichtspunkten. Die Schule, die ich besucht hatte, galt als gut, wenn auch keineswegs hervorragend; zufällig hatte er jedoch von ihr gehört, und die Idee, einen englischen Public-School-Absolventen – selbst wenn er Argentinier war – als Bediensteten zu haben, schien das, wovon ich annahm, daß es sein faschistischer Sinn für Humor sei, besonders anzusprechen. Wenn es seine ursprüngliche Absicht gewesen war, seine Frau zu strafen und dem Duce samt dessen Imperium eins auszuwischen, indem er mich feuerte, sowie ich meine Unfähigkeit hinlänglich demonstriert hatte, so muß ich ihn enttäuscht haben. Steward auf einer Privatjacht zu sein ist nicht gar so anders als Schüler in einer der unteren Klassen der Schule, die ich gerade hinter mich gebracht haben würde. Auch mag ich die Beziehung der Ehegatten falsch eingeschätzt haben. Gut möglich, daß die Frau ihren Gatten weniger freundlich behandelte als mich, gut möglich auch, daß in dieser Ehe sie es war, die die Zuchtrute schwang.
Ich hoffe das sehr, weil er mir, der ich im Lauf meines Lebens vielen unangenehmen Menschen begegnet bin, nach all diesen Jahren als einer der übleren in Erinnerung geblieben ist.
Als das Wetter an der Riviera umschlug, segelten wir nach Süden, zunächst nach Ischia und Capri und dann weiter hinunter nach Tripolis. Dort besaß der Jachteigner Ländereien östlich der Stadt, wo er sich in der Rolle des Zitruspflanzers gefiel, sowie ein aufgetakeltes Farmhaus. Seine Frau erklärte mir, daß er das Anwesen nicht deswegen besaß, weil es ihm gefiel oder weil es ertragreich war, sondern aus mysteriösen politischen Gründen.
Wir verbrachten ein paar Tage mit Nichtstun, während er mit dem Gouverneur und anderen Regierungsbeamten Besprechungen abhielt. Dann liefen wir zu einer Kreuzfahrt aus, die uns nach Bengasi führen sollte. Ein Nordweststurm beendete sie, und innerhalb von sechsunddreißig Stunden waren wir wieder in Tripolis. Dort wurde verkündet, daß die Jacht jetzt zur jährlichen Überholung aufgelegt und nur der Kapitän zwecks Beaufsichtigung der Arbeiten weiterbeschäftigt werde. Der Rest der Crew wurde über die Wintermonate nach Italien heimgeschickt. Der Eigner und seine Frau zogen in das Haus.
Da niemand mir gesagt hatte, was aus mir werden solle, zählte ich meine Ersparnisse, erwog, ob ich ein Trinkgeld von der Dame erwarten durfte, und fragte schließlich den Kapitän, ob ich mit der Bezahlung meines Rückreisetickets nach Cannes rechnen könne. Er brummelte irgend etwas davon, daß ich keine Arbeitserlaubnis habe, und sagte dann, er wolle sich erkundigen. Bis das Boot auf die Werft kam, um seinen Bauch geschrubbt zu bekommen, könne ich an Bord schlafen. Ich fühlte mich an eines der Semesterenden in der Schule erinnert, wenn die Ferien zu kurz gewesen waren, als daß man hätte nach Hause reisen können, und einem nicht viel anderes zu tun blieb, als zuviel Taschengeld auszugeben.
Zu meiner Überraschung vergaß der Kapitän nicht, sich zu erkundigen. Am nächsten Tag ließ der Eigner nach mir schicken.
Es war das erste Mal, daß ich das Haus betrat. Man mußte einen Bus zu einem nahe gelegenen Dorf nehmen und dann auf einem Feldweg durch Zitronenhaine marschieren.
Sein Arbeitszimmer mit Mosaikfußboden und roten lederüberzogenen Wänden war scheußlich. Der
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