Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
Vom Netzwerk:
kann seine Gegner gegeneinander ausspielen, womit sie zwar noch nicht besiegt, jedoch zumindest nicht mehr einig sind. Soviel war gewonnen: keine Feldschlacht, geschweige denn ein Feldzug; aber vielleicht ein Vorpostengeplänkel an einer exponierten Flanke.
    Der erste Gang war eine Entenleberpastete. Zur Feier des Tages hatte ich sie ›Pâté Oberholzer‹ genannt.
    Ich persönlich mache mir nichts aus solchen Dingen.
    Die anderen aßen alles auf.

4
    K
    rom sagte, er beabsichtige, meine Lebensgeschichte zu schreiben, und jetzt hat er die Stirn, zu behaupten, das sei ihm auch gelungen.
    Was für einen Quatsch der Mann redet! Er weiß nicht einmal, wo ich geboren bin. Und warum weiß er es nicht? Weil er nicht gefragt hat. Weil er , in seiner schwachsinnigen Besessenheit, dieser vorsätzlichen Unfähigkeit, zwischen einem Kriminellen und einem Geschäftsmann zu unterscheiden, davon auszugehen beliebt, ich wolle meine Lebensdaten bestimmt geheimhalten.
    Unsinn! Wäre er nicht so energisch dazwischengefahren, als Connell mich nach meiner Herkunft fragte, dann hätte ich vermutlich bereitwillig Auskunft gegeben – warum auch nicht?! Ich bin in Argentinien geboren, in eine der vielen dort ansässigen Familien britischer Abstammung und mit typisch britischem Namen. In unserem Fall hatte es, auch wegen der Religion, lange gedauert, bis wir uns durch Einheirat sukzessive in die spanischstämmige Mehrheit eingliederten. Bei meiner Geburt war unser Name, obschon wir seit mehr als hundert Jahren im Land lebten und uns eher als Argentinier denn als Briten fühlten, noch immer frei von dem Beinamen spanischer Seitenlinien, und meine Geburt wurde ordnungsgemäß nicht nur bei der Stadtverwaltung, sondern auch auf einem britischen Konsulat registriert. Alles sehr schizoid. Bei uns überwachten nach wie vor britische Nannies die Erziehung der Kinder, und nach wie vor wurden wir im Alter von acht Jahren nach England geschickt, um die Qualen seiner Internate zu erdulden. Mein Vater hielt es 1914 für angezeigt, in die Royal Navy einzutreten. 1939 empfand ich es meinerseits als nicht weniger angebracht, in die britische Armee einzutreten. Wenn ich unseren Familiennamen nicht preisgebe, dann mit gutem Grund. Ich bin Doppelbürger, was unter den gegebenen Umständen nicht nur eine schützende Tarnung, sondern auch ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist.
    Behauptungen wie die von Krom – ein Teil Fakten mit neun Teilen Phantasie verrührt – lassen sich erfahrungsgemäß nur schwer entkräften; um so mehr, als die in seine schwammige Fallstudie eingebetteten Wahrheitssplitter in dem, was er beharrlich meine ›vertraulichen Papiere‹ zu nennen beliebt, von mir selber beigesteuert wurden, und noch dazu, wie er immer wieder betont, vor Zeugen. Wieso dies die Papiere als Beweismaterial aufwertet, ist mir schleierhaft. Wenn ich ihm eine gefälschte Zehndollarnote überreicht hätte, wären sie dann durch die Anwesenheit der Zeugen Connell und Henson etwa in echtes Geld verwandelt worden?
    Das erste Papier – wieviel großspuriger doch das Wort ›Papier‹ klingt als das angemessenere Informationsblatt – befaßte sich mit einigen der Umstände, die dazu führten, daß Krom Oberholzer in Zürich sah, sowie mit einigen der Folgen, die sich daraus ergeben haben.
    Es war eine Panne, nicht mehr und nicht weniger. Wenn Krom so tut, als sei er Zola, der vor einer staunenden Öffentlichkeit die Schändlichkeiten des Falles Dreyfus aufrollt, macht er sich für alle, die die Wahrheit kennen, einfach lächerlich. Alles andere als komisch ist dagegen sein deutliches und sofort erkennbares Porträt von mir, ausstaffiert als der Superbösewicht seiner Phantastereien.
    Melanie, die mir dabei half, die Texte der ›Papiere‹ zu fabrizieren, und die für einige der würzigsten Irreführungen verantwortlich zeichnet, ist der Meinung, daß wir ihn überschätzt haben. Sie sagt, daß wir uns allzufest auf die bei Gelehrten gemeinhin ausgeprägte Neigung zur Skepsis, verbunden mit einer Fähigkeit, Falschinformationen richtig auszuwerten, die hätte vorhanden sein sollen, es aber nicht war, verlassen haben. Mit anderen Worten, wir waren zu clever.
    Ich sage, daß wir seine Fähigkeit zur Selbsttäuschung unterschätzt haben. Wir gaben ihm ein Kaleidoskop zum Spielen, und er benutzte es, als sei es eine Leselupe.
    Wenn es denn ein Bild geben muß, so soll es ein Foto sein, mit Warzen und allem, keine Karikatur; und wenn die Welt, oder der von

Weitere Kostenlose Bücher