Bitte keine Rosen mehr
Das Ding sitzt im Kronleuchter, und Sie wissen ja, wie hoch diese Zimmerdecken sind.«
»Er könnte vom Stuhl fallen und sich ein Bein brechen, wenn er es zu erreichen versuchte.«
»Er hat nichts, womit er es versuchen könnte. Ich habe die Vorhangstangen überprüft und zusätzliche Befestigungen daran angebracht. Falls er versuchen sollte, eine davon herunterzureißen, würde er nicht nur ein Mordsdurcheinander, sondern auch einen Mordslärm verursachen.«
In diesen wenigen Worten steckte eine Zusammenfassung einiger seiner Tugenden. Yves’ Laster waren damals noch nicht deutlich in Erscheinung getreten.
Seine Vielseitigkeit war durchweg praktischer und selektiver Natur. Er verschwendete keine Zeit darauf, zu lernen, wie man amateurhafte elektronische Lauschanlagen zusammenbastelt. Er ging, was die Auswahl der verläßlichsten Anlage betrifft, auf Nummer Sicher, indem er sich für den kleinen Mann unweit von Lausanne entschied, der die CIA beliefert.
Wo dagegen mit Findigkeit und Einfallsreichtum neuartige Probleme ökonomisch gelöst werden konnten, setzte es diese ein; statt die Vorhangstangen mit verräterischen Alarmklingelleitungen zu versehen, hatte er sie lediglich besonders gesichert an ihren Trägerschienen befestigt.
Aus Connells Zimmer drang plötzlich eine Stimme. Connell besprach ein Tonband.
»Forschungsprojekt Alpha-Gamma, Kassette eins, Seite zwei. Aus der Villa Esmaralda, nahe Cap d’Ail, Frankreich«, sagte er, »dreizehnter Juli, neunzehn Uhr dreißig. Eingetroffen, begleitet von Krom und Henson, etwa siebzehn Uhr dreißig, unter Einhaltung bereits erwähnter Route und Vorschriften. Frage: Wird dieses Zimmer abgehört? Flüchtige Inspektion spricht dagegen, doch ich mag mich täuschen. In Ermangelung erforderlicher Ausrüstung zu hinreichender Prüfung Spekulation darüber müßig.«
Während Yves seine Billigung dieses vernünftigen Entschlusses noch nickend bestätigte, sprach Connell weiter.
»Unsere kleine Reisegesellschaft wurde von einer Frau begrüßt, die sich als Firmans Sekretärin bezeichnete. Alter: eben über fünfzig. Erster Eindruck der von einer Madame de Staël, die mit Hilfe welken Jungmädchencharmes vortäuscht, ein Spatzengehirn zu haben. Haartönung: brünett mit sichtbar nachwachsendem Grau-Kastanienbraun von annähernd einem Zentimeter Länge. Von Firman als Melanie Wicky-Frey benannt. Reimt sich auf ›Hey‹, bin mir aber der Schreibweise nicht sicher. Spricht fließend englisch, hat jedoch starken Akzent und mixt amerikanische mit britischen Redewendungen. Muß Krom, der europäisches Gehör hat, nach Diagnose der Nationalität fragen.«
Ein längeres Schweigen. Dann: »Bei näherer Überlegung, nein. Frag Krom nichts. Bekämst ohnehin keine ehrliche Antwort. Er ist ein eifersüchtiger kleiner Gott, was sein Projekt betrifft. Weiter. Sekretärin Melanie reicht uns sodann an mageren und hungrigen Typ namens Yves Boularis weiter. Miene trauervoll, doch bedrohlich. Erinnert mich an diesen Termiteninspektor, der mir wegen ›Frei von Ungeziefer‹-Bescheinigung so viele Schwierigkeiten machte, als wir Haus in den Cheviot Hills verkauften. Diagnostizierte diesen Yves als algerischen Butler. Falsch in beiden Punkten. Kein Butler, sondern irgend so eine Art rechter Hand und Sicherheitsmann. Laut Firman nicht Algerier, sondern Tunesier. Meine derzeitige Abneigung, auch nur ein Wort von dem zu glauben, was dieser Mensch Firman sagt – habe den Verdacht, daß wir hier jemanden vor uns haben, dem das Lügen um seiner selbst willen Genuß bereitet –, läßt daran jedoch Zweifel aufkommen. Wer trainierte Yves in Gepäckdurchsuchung und Leibesvisitation? Die Franzosen? Hatte heftige Auseinandersetzung mit ihm, um dieses Bandgerät zu behalten, bei der aber die Vernunft, oder meine unverhohlene Wut, siegte. Henson jedoch geriet in ernstliche Schwierigkeiten, und damit ist eine Geschichte verknüpft.«
Er machte sich daran, sie dem Bandgerät zu erzählen, während wir abwechselnd zuhörten, wie Dr. Henson ein Bad nahm und Krom, der seine Suche nach elektronischen Lauschanlagen mittlerweile eingestellt hatte, Winde ließ.
Als wir zu Connell zurückschalteten, war er dabei, die britische Art, Männer wie Langridge in Amateurspionagerollen zu verwenden, mit der Unterwanderung der amerikanischen akademischen Szene durch US- Regierungsagenturen wie die CIA zu vergleichen.
Er fuhr fort: »Habe Beschreibung der Firman-Charaktermaske bis zuletzt aufgespart. Grund? Nenn es
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