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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Schreib­tisch war ein Napoléon- III -Monstrum mit einem dazu passenden Sessel von den Ausmaßen eines Throns. Er hatte weißes Strubbelhaar und sehr schwarze Augen. Wie er so auf dem enormen Thronsessel saß, sah er aus wie der geldgierige König in einer illustrierten Jugendstilausgabe von Grimms Märchen.
    »Ich höre«, sagte er, »Sie wollen nach Frankreich zurückkehren. Warum, junger Mann? Um allen Lohn zu verspielen, den ich Ihnen in den vergangenen Wochen auszahlen ließ?«
    Seine Frau hatte mir zwar von seiner Aversion gegen Glücksspiele erzählt, aber mir war das, mitsamt der Fiktion, daß ich selber ein Spieler sei, gänzlich entfallen. Anstatt zu entgegnen, daß es meine eigene Angelegenheit war, nicht seine, was ich mit dem von mir verdienten Geld tat, beantwortete ich brav seine alberne Frage.
    »Nein, Sir. Ich möchte lediglich meine Stellung ordnungsgemäß regeln. Wie der Kapitän erwähnte, habe ich noch immer keine Arbeitserlaubnis für Italien oder die italienischen Besitzungen.«
    Ich hätte es geschickter ausdrücken können. Er starrte mich lange dräuend an.
    Dann sagte er kalkuliert: »Für die Art von bezahlter Arbeit, die Sie auf italienischen Besitzungen verrichten, ist die einzige Erlaubnis, die Sie brauchen, meine.«
    Ich war sehr unschuldig zu jener Zeit. Ich brauchte einen Moment oder auch zwei, um zu kapieren, was er gesagt hatte. Als der Groschen fiel, schienen jedoch mehrere Dinge auf einmal zu geschehen. Zum ersten- und bislang letztenmal in meinem Leben fühlte ich, daß ich rot wurde. Ich empfand einen fast übermächtigen Drang, ihn zu schlagen, und war zugleich fest entschlossen, das Zimmer zu verlassen, bevor ich etwas derart Dummes tat. Die Vernunft siegte. Ich drehte mich auf dem Absatz um und ging zur Tür.
    »Kommen Sie sofort zurück«, fuhr er mich an, »ich bin noch nicht fertig mit Ihnen.«
    Ich ging nicht zurück, blieb aber stehen und wandte mich zu ihm um. Schließlich mußte ich herausbekommen, wie die Aktien standen.
    »Über eines sollten Sie sich im klaren sein«, fuhr er fort.
    »Ich habe sowohl hier als auch in Rom beträchtlichen Einfluß bei den Behörden. Ich könnte Sie innerhalb einer Stunde ins Gefängnis bringen. Ich könnte Sie auch deportieren lassen, wobei Sie selbstverständlich für Ihre Reisekosten selber aufkommen müßten. Die einzige Art und Weise, in der Sie Ihre Stellung, wie Sie es ausdrücken, ordnungsgemäß regeln können, ist die, zu tun, was Ihnen gesagt wird, und zwar nicht von dieser Närrin von einer Frau, sondern von mir. «
    Er ließ das auf mich einwirken, und dann lächelte er lauernd. »Sie werden es womöglich sogar als weniger hemmend empfinden, hier zu tun, was Ihnen gesagt wird, statt auf der anderen Seite eines Jachtschotts.«
    Als er aus meiner Miene mit Sicherheit schließen konnte, daß ich ihn sehr wohl verstanden hatte, lehnte er sich in seinem Sessel zurück und schien völlig entspannt zu sein. »Ich reise morgen nachmittag nach Rom und werde für ein paar Wochen abwesend sein. Sie werden sich meiner Frau zur Verfügung halten, solange sie damit fortfährt, Sie als brauchbar zu empfinden. Sobald sie mit Ihnen fertig ist, dürfen Sie gehen.« Er machte eine Pause und kostete die Vorfreude auf die abschließende Beleidigung aus, bevor er sie mir zufügte. »Ein weiteres Wort noch zur Warnung. Es gibt einige Besitztümer in diesem Haus, die mir wertvoll sind. Versuchen Sie nicht, irgendeines davon zu stehlen. Meine Bediensteten bemerken es sofort, wenn etwas fehlt. Machen Sie jetzt, daß Sie rauskommen.«
    Ich verließ das Haus, ohne sie gesprochen zu haben, und ging zur Bushaltestelle im Dorf. Als ich an Bord der Jacht zurückkehrte, erwartete mich dort eine Nachricht von ihr. Sie besagte, daß ich die schlechten Manieren ihres Mannes vergessen solle. Sie seien auf allzu häufigen Umgang mit Politikern zurückzuführen. Sie erwarte mich am Freitag zum Mittagessen. Von da ab würde ich ihr Gast sein, nicht seiner. Für den Fall, daß ich noch keine Gelegenheit gehabt haben sollte, mit einer örtlichen Bankfiliale Vereinbarungen zum Einlösen von Schecks zu treffen, lege sie ihren Zeilen zur Deckung von Taxikosten und anderen möglichen Ausgaben fünftausend Lire bei.
    Zu jener Zeit hätten fünftausend Lire für eine große Anzahlung auf den Kauf eines Taxis gereicht, zumindest eines Taxis von der Art, wie sie in Tripolis herumfuhren. Zwei Tage später zog ich in das Farmhaus; aber eine Frage mußte ich ihr stellen,

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