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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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leicht. Über den Besitz des Geldes später Rechenschaft abzulegen, das ist es, was Schwierigkeiten macht. Können Sie sich vorstellen, daß einer dieser Burschen töricht genug war, zu behaupten, er habe alles beim Crap-Spiel gewonnen? Das Dumme war nur, daß er sich an keinen einzigen der anderen Spieler erinnern konnte. Ich kann Ihnen eines sagen. Wenn für diese restlichen Banditen von den rückwärtigen Verbindungen und Armeebasen die Zeit abgelaufen ist und man sie nach Hause entläßt oder auch in andere besetzte Gebiete versetzt, werden sie feststellen, daß sie Hindernisbahnen durchlaufen müssen, von deren Existenz sie nie etwas gewußt haben und die sie weder bewältigen noch umgehen können.«
    »Was würden Sie also dem Quartiermeister empfehlen, mit seinen dreißigtausend Dollar anzufangen?«
    »Ich würde ihm empfehlen, sie allesamt mir zu geben, damit ich mich für ihn darum kümmern kann.«
    Er selber fand offenkundig an dem, was er sagte, nichts Merkwürdiges. Eine sorgfältig abgewogene Antwort war folglich vonnöten.
    »Carlo, Sie sind, wie ich aus Erfahrung weiß, ein vertrauenswürdiger Mann. Aber bei allem Respekt sehe ich nicht, wie Sie jemanden, der durch Betrügereien dreißigtausend Dollar gemacht hat, dazu bringen wollen, Ihnen zu glauben, daß Sie, von seinen restlichen Zeitgenossen ganz zu schweigen, nicht ebenso schlecht sind wie er. Das ist doch die Art und Weise, wie das Gehirn des Gauners funktioniert, oder?«
    »Natürlich ist sie das. Aus genau diesem Grund müssen ihm neue Ideen verkauft werden. Erstens muß er, wenn er Amerikaner ist, vor den feindseligen Maßnahmen gewarnt werden, welche seinen dreißigtausend Dollar von Seiten der Regierung der Vereinigten Staaten und ihrer Steuerbehörden drohen. Zum Beispiel wird der Teil seines Notgroschens, der aus Besatzungsgeld besteht, nach einer bestimmten Frist entwertet, sofern er nicht zuvor deklariert wurde. Um größere Summen deklarieren zu können, muß er imstande sein, ihr Vorhandensein zufriedenstellend zu erklären. Der Teil, der aus italienischer Währung besteht, kann nicht außerhalb dieses Landes umgewechselt werden, es sei denn als Zahlung über seine heimatliche Bank. Wiederum muß er Rechenschaft ablegen. Auch wenn er Dollarbeträge überweist, die seinen angelaufenen Grundsold übersteigen, wird er diese erklären müssen. Mit anderen Worten, er muß entweder alles verlieren, oder er muß jemand anderen damit betrauen und dafür zahlen, daß etwas für ihn getan wird, was er selber nicht tun kann; das heißt, den Teil seines Kapitals, der nicht aus Dollars besteht, in Währungen anzulegen, die umtauschbar bleiben werden. Ferner muß das Geld sicher verwahrt werden, bis er es abrufen kann, ohne jemandem Rechenschaft über einen einzigen Cent davon abzulegen. Wie werden wir diese einzigartigen und ganz unschätzbaren Dienstleistungen für ihn erbringen können? Mein lieber Paul, ich will es Ihnen sagen!«
    Dreißig Jahre sollten vergehen, ehe die Watergate-Affäre das Wort ›waschen‹ mit dem Wort ›Geld‹ in metaphorische Verbindung brachte. 1945 benutzten wir dieses spezielle Bild noch nicht; tatsächlich aber war ›Geld waschen‹, das heißt großen Summen, die auf kriminelle Weise beschafft worden waren, den Anschein geben, sie seien auf legalem Wege erworben worden, genau das, was Carlo seinerzeit zu beschreiben begann.
    Mr. Q. der Quartiermeister, würde wie durch Zufall nicht nur von den zu erwartenden Hindernisbahnen, sondern auch von der Existenz eines hochangesehenen italienischen Anwalts hören, der sich auf ausländisches Steuerrecht spezialisiert hatte und Experte in Fragen internationaler Währungstransaktionen war. Wie, glaubte Mr. Q. wohl, hatten alle diese reichen italienischen Industriellen es geschafft, rauszukommen und reich zu bleiben, während der Rest der italienischen Bevölkerung nach Brot anstand? Offenkundig hatten sie ihr gesamtes loses Bargeld in Währungen umgetauscht und an Orten deponiert, wo es sicher war, und dieser wundervolle kleine Anwalt war es gewesen, der es ihnen ermöglicht hatte, ungeschoren davonzukommen.
    Nachdem Mr. Q.s wacher Geist die Tatsache einmal begriffen hatte, daß es hier einen Weg geben könnte, die eigenen ungesetzlich ergatterten Gewinne zu verheimlichen, bis Gras über die Sache gewachsen war, würde alsbald eine Begegnung arrangiert werden und Carlo sich ans Werk machen.
    »Aber selbstverständlich lassen sich Ihre Probleme ganz glatt lösen, Mr. Q.

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