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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Überhaupt keine Schwierigkeit. Ich werde veranlassen, daß Ihr Geld in goldgedeckten Wertpapieren angelegt und bei meiner Bank in Lugano deponiert wird. Sobald Sie sie wieder umzuwandeln und das Geld zu erhalten wünschen, schreiben Sie mir das aus Amerika. Als Antwort werden Sie aus Europa die traurige Nachricht vom Ableben eines entfernten Verwandten von Ihnen erhalten. Von wo ist Ihre Familie ursprünglich ausgewandert, Mr. Q.? Aus Dänemark? Dann wird der Verwandte in Kopenhagen sterben, und das Geld, das Ihnen dieser so generöse Vetter vermacht hat, wird in dänischen Kronen ausgezahlt werden. Irgendwelche Fragen?«
    »Ja, Dottore Lech. Woher weiß ich, daß ich Ihnen trauen kann?«
    »Eine vernünftige Frage, Mr. Q. Ich schätze nüchtern denkende Klienten, die nichts als bereits erwiesen betrachten. Sie vertrauen mir zunächst einmal, weil ich vertrauenswürdig bin und einen guten Ruf habe. Sie sitzen hier in meiner Kanzlei im Vertrauen darauf, daß nichts von dem, was hier gesagt wird, weitergetragen wird. Sie vertrauen mir Ihr Geld an, weil ich Ihnen erstens eine notariell beglaubigte Empfangsbestätigung darüber aushändigen und zweitens den Namen der Bank in Lugano nennen werde, wo es zu Ihren Gunsten auf einem anonymen Nummernkonto verwahrt werden wird. Haben Sie von anonymen Nummernkonten schon gehört, Mr. Q.?«
    Natürlich hatte er nicht. 1945 war das anonyme schweizerische Nummernkonto noch nicht jenes bei Kriminalreportern so beliebte Hokuspokusklischee, zu welchem es in späteren Jahren wurde. Flüchtlinge aus Nazi-Deutschland hatten es, wie von den Schweizern vorgesehen, als Schutz vor Gestapo-Ermittlungen und Gestapo-Repressalien eingerichtet. In der Folge hatten hohe Nazis und Fascisti es benutzt, als Schutz gegen dunkle Verdächtigungen von Seiten fanatischer Kameraden und den schauderhaften Strafen, die Defätisten zu gewärtigen hatten.
    Für Mr. Q. war das Konzept neu und ungemein beruhigend. Er hing an den Lippen des Dottore; und wenn er nie so recht dazu kam, zu fragen, wie es möglich sei, daß ein Nummernkonto bei einer Bank in Lugano für ihn eröffnet werden könne, ohne daß überhaupt irgend jemand von der Bank seine Identität kenne, so war das nur zu verständlich. Wenn man in Italien war und auf dreißigtausend heißen Dollars saß, klang das alles ganz einfach großartig.
    Heute klingt es natürlich so naiv und banal, daß mich die bloße Erinnerung daran lächeln macht. Immerhin, es funktionierte. Einzelne Teile der Konstruktion funktionieren noch immer. Als wir anfingen, funktionierte sie in allen ihren Teilen, weil Carlo alles sorgfältig und realistisch bis in die kleinste Einzelheit durchdacht hatte. Nicht einmal Mat Williamson bestreitet, daß Carlo ein unerhört einfallsreicher Planer gewesen ist.
    Daß er mich als Kontaktmann wählte, als den Mittelsmann, der weiß, wie man mit dem legendären Dottore Lech in Verbindung treten und welche Wunder der große Mann vollbringen kann, ist ein Beispiel dafür.
    »Warum mich?« hatte ich gefragt.
    »Weil jemand wie Q. einem amerikanischen Landsmann, der ihm diese Sorte Information offeriert, automatisch für einen agent provocateur halten würde; und damit könnte er sehr wohl recht haben. Sie dagegen, ein britischer Unteroffizier, einer von diesen oberfeinen Limeys, deren Stimmen sich anhören, als seien sie Päderasten, selbst wenn sie’s nicht sind, werden nie suspekt erscheinen. Und was könnte naheliegender sein, als daß jemand aus Ihrem Tätigkeitsbereich von jemandem wie mir gehört haben sollte? Und was uns selber betrifft, so haben Sie genügend Bewegungsfreiheit und damit Möglichkeiten, Kontakte herzustellen. Mit der Einstellung der Feindseligkeiten wird diese Freiheit zunehmen und damit auch Ihre Möglichkeit, Vorwände für die Erweiterung Ihrer Verbindung mit den Amerikanern zu erfinden.«
    »Was ist mit den britischen Mr. Q.s?«
    Er hob die rechte Hand, als schicke er sich an, einen Eid zu schwören oder einen Segen zu erteilen, und sagte dann sehr scharf: »Nein!« Nach einer Pause sprach er langsam weiter: »Solange wir zusammenarbeiten, Paul, werden Sie unter gar keinen Umständen jemals an irgendeinen Ihrer Landsleute herantreten, gleichgültig, was Sie über ihn argwöhnen oder wissen mögen. Merken Sie sich eines. Wir werden nie etwas tun, was nach Maßgabe der Behörden Ihres oder meines Landes jemals als illegal gelten wird. Sie selbst riskieren wenig, wenn Sie mit einem amerikanischen Soldaten, oder

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