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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Situation aus, in der Mr. Q. sich befinden würde. Malen Sie sich die Fragen aus, die ihm gestellt würden. Wer war dieser mysteriöse Verwandte? Warum hat niemand je zuvor von ihm oder ihr gehört? Und es wäre nicht nur der Lokalreporter, der Antworten darauf erwarten würde. Seine Freunde und vor allem seine Familie würden ebenfalls Antworten hören wollen, und sie würden sie naturgemäß um einiges kritischer beurteilen. Fast so kritisch wie die Leute von der Steuerbehörde. Wie schnell die die Quelle von Mr. Q.s überraschendem Glücksfall lokalisiert und eine beglaubigte Kopie der gerichtlichen Bestätigung des Testaments, sobald eine solche verfügbar wäre, angefordert hätten! Wissen Sie, Paul, ich glaube, daß Mr. Q. sehr bald seine Anweisungen an uns widerrufen und seinem Lokalblatt erzählen würde, das Ganze sei ein Fall von verwechselter Identität gewesen. Gleicher Name, falscher Mann.«
    »Was ist mit seiner notariell beglaubigten Empfangsbestätigung? Er könnte herkommen und einkassieren.«
    »Er könnte, aber würde er? Haben Sie an all die Ängste und Befürchtungen gedacht, die diese Quittung ihm schon bereitet haben muß? Ihm wird praktisch bereits, als er mich die Quittung unterschreiben sah, klargeworden sein, daß es für ihn ebenso fatal sein könnte, im Besitz dieses Fetzens Papier wie beim Zählen des Geldes angetroffen zu werden, wenn nicht noch fataler. Mit Nachsicht wegen Unwissenheit könnte er nicht rechnen. Al Capone wanderte wegen Steuerhinterziehung ins Zuchthaus, nicht wegen der Art und Weise, wie er sich sein Einkommen verschafft hatte. Unnötig, Mr. Q. daran zu gemahnen. Wie er diese schöne Quittung zu guter Letzt gehaßt haben muß! Wo hat er sie versteckt, als er nach Hause entlassen wurde? Im Futter seiner Uniformjacke? In einem seiner Stiefel?«
    »Angenommen, er ist nach Lugano gegangen?«
    »Die haben dort nie etwas von seinem Namen oder von seinem Nummernkonto gehört. Er würde zu uns kommen müssen, wo er sogleich gesagt bekäme, daß wir sein Geld einige Monate zuvor aus Sicherheitsgründen auf eine andere Bank transferiert haben. Alles perfekt abgesichert. In welcher Währung er es denn gern hätte? Oder ob er es vorzöge, es auf sein heimatliches Bankkonto überwiesen zu bekommen? Sehen Sie? Er steht wieder vor seinem ursprünglichen Dilemma, nur daß sein steuerrechtliches Vergehen jetzt sogar noch schwerer ist. Er hat einen rechtswidrigen Hort von Dollars besessen. Jetzt hat er einen Profit gemacht, für den er Kapitalgewinnsteuer hätte zahlen müssen, wäre er ein ehrenwerter, gottesfürchtiger Staatsbürger gewesen. Aber das ist er nicht mehr, und er weiß es. Vielleicht, wenn er sich seiner Frau anvertraut hat und sie Mut hat, werden die beiden alles riskieren und das Geld in die Vereinigten Staaten schmuggeln. Oder versuchen, das zu tun. Ich glaube, wir würden unsere Pflicht vernachlässigen, wenn wir sie nicht eindringlich vor den Risiken warnten, die sie laufen würden. Zugleich könnten wir sie darauf hinweisen, daß es, wenn sie das Geld bei uns beließen, auf daß es sich vermehre und vervielfältige, nichts gäbe, was sie daran hindern könne, später in seinen vollen Genuß zu gelangen. Sie könnten irgendwann beschließen, einen zweiten Wohnsitz in Italien oder irgendwo an der Côte d’Azur zu kaufen, der sich vermieten ließe, sofern sie es sich dort nicht selber wohl ergehen lassen wollten. In dem Fall brauche nie jemand davon etwas zu wissen bekommen.« Er machte eine Pause, schloß die Augen und atmete tief ein, als genieße er an Mr. und Mrs. Q.s Statt bereits die kühle, vom Duff der Pinien gewürzte abendliche Brise. Dann öffnete er die Augen wieder, um sie leicht zu verengen. »Sehen Sie, Paul? Es würde nie, es könnte nie einen plötzlichen Ansturm auf unsere Bank geben.«
    Herr Professor Krom, klingt das, als spräche hier ein Anarchist – ein Feind aller überkommenen Ordnungen und Gesetzeswerke?
    Ich glaube nicht, daß es das tut. Für mich klingt es nach einem Mann, der es genoß, Geld nicht durch Gesetzesbruch, sondern durch Umgehung des Gesetzes zu machen, nicht durch Zerstören der Ordnung, sondern durch ihre Nutzung auf unorthodoxe Weise.
    Ja, Carlo war eitel; in der Tat sonnte er sich in seiner eigenen Schlauheit; aber die Achtung vor dem Gesetz, zu dem er sich bekannte, war absolut echt. Er war überdies so etwas wie ein Moralist und mißbilligte Schwarzhändler aufs schärfste.
    Er mißbilligte sie, weil er sie für

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