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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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amerikanischen Verbindungsoffizieren bei der Koordination der Guerillatätigkeit hinter der Gotenlinie behilflich war. Darüber befragt, wechselte er gleich das Thema.
    »Als ich Sie das letzte Mal sah«, sagte er, »fragte ich, wo Sie Italienisch gelernt haben. Später habe ich mich über Sie bei der britischen Generaladjutantur im Armeehauptquartier erkundigen wollen, aber dort hat man die Sicherheit geradezu genial zu wahren gewußt, indem man vortäuschte, das eigene Aktenablagesystem nicht zu verstehen.«
    »Es war vermutlich keine Vortäuschung. Aber ja, ich habe in der Tat gesagt, ich würde Ihnen alles erzählen, wenn ich Sie wiedersähe. Wollen Sie damit sagen, daß Sie noch immer neugierig sind?«
    »Mehr als bloß neugierig. Interessiert.«
    So gab ich ihm denn einen einigermaßen vollständigen, wenngleich in Teilen zensierten Überblick über meinen Lebenslauf.
    Ich merkte sehr bald, daß die Zensur unnötig gewesen war. Er interessierte sich nicht im mindesten für meinen moralischen Charakter, hinsichtlich dessen er, wie er mir später erzählte, bereits zu eindeutigen Schlüssen gekommen war. Sie besagten, er könne sich darauf verlassen, daß ich nie etwas tun würde, was nicht in meinem wohlverstandenen eigenen Interesse läge, und daß meine Entscheidung darüber, wo dieses Interesse jeweils zu suchen sei, nicht nur stets rasch, sondern auch schlau getroffen werden würde. Tripolis wurde, mit Ausnahme des Namens jenes Bankiers, auf dessen Jacht ich den Steward gespielt hatte, als unerheblich abgetan. Von Abenteuern wollte er nichts hören. Viel wichtiger war es für ihn, zu erfahren, daß ich Spanisch sprach. Wie stand es mit dem Französischen?
    »Es geht so. Schulgrammatik, plus Anreicherungen meines Vokabulars, die ich in Cannes und St-Germain-des-Prés aufgeschnappt habe.«
    »Aber Sie lernen Sprachen leicht, scheint mir.«
    »Italienisch zu lernen, wenn man schon Spanisch spricht, ist nicht schwer. Ich glaube, es gibt ein Buch, das es von beiden Seiten aus erleichtert. Wollen Sie Spanisch lernen?«
    »Nein, nein, nein. Sie sprechen Englisch. Sie würden kaum Schwierigkeiten haben, Deutsch zu lernen.«
    »Warum sollte ich Deutsch lernen?«
    »Weil ich glaube, daß es sich sehr bald als nützlich erweisen wird, es sprechen zu können.«
    »Meinen Sie nicht eher Russisch?«
    »Nein, Deutsch.«
    Ich muß verständnislos dreingeblickt haben. Man erinnere sich, daß wir Februar 1945 hatten und die westlichen Alliierten und Rußland Deutschland unter sich aufteilten. Jedenfalls sah Carlo, daß eine Erklärung angebracht war.
    »Sergeant-Major, ich habe die Absicht, sobald dies vorüber ist, ins Geschäft einzusteigen. Oh, meine Anwaltspraxis werde ich ebenfalls wiederaufmachen. Das ist nötig fürs Geschäft und auch in anderer Hinsicht wichtig.« Er blickte in sein halbgeleertes Glas. »Das Geschäft, in das ich einzusteigen gedenke, ist das, Gelder anderer Leute zu verwalten.«
    Dies schien mir, für sich genommen, nicht viel damit zu tun zu haben, daß Deutsch eine Sprache war, die zu erlernen für mich nützlich sei, und deshalb sagte ich nichts. Dann lehnte er sich plötzlich in seinem Stuhl zurück und starrte mich, während er mit einer Hand die Augen gegen den grellen Schein der Karbidlampe abschirmte, mehrere Sekunden lang unverwandt an.
    Schließlich sagte er: »Paul, was haben Sie vor, wenn dies vorbei ist?«
    Es war das erste Mal, daß er mich anders als mit ›Sergeant-Major‹ anredete. Ich erinnere mich, diese Tatsache zur Kenntnis genommen zu haben, und auch, über sie außerordentlich verwundert gewesen zu sein. Mir schien, als werde mir jeden Augenblick ein Job angeboten werden; aber was, in aller Welt, konnte ein italienischer Anwalt, der sich mit dem Gedanken trug, in das mysteriöse Geschäft treuhänderischer Verwaltung von Geldern anderer Leute einzusteigen, mit einem jungen Mann von noch nicht ganz fünfundzwanzig anfangen? Der junge Mann sprach zwar drei Sprachen, aber war er nicht gänzlich unerfahren in jedem anderen Geschäft als dem, im Krieg den Sicherheitspolizisten zu spielen? Offenbar hatte ich mich getäuscht. Er war nicht im Begriff, mir einen Job anzubieten. Also mußte er etwas anderes von mir wollen. Dann sei ruhig offen; das heißt aber natürlich nicht unvorsichtig.
    »Nun«, sagte ich, »vermutlich werde ich nach Hause fahren und meine Familie wiedersehen. Es gibt da einen Posten für mich, wenn ich ihn haben will.«
    »Aber in der Zwischenzeit, was?«
    »Ich

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