Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Quatsch«, meinte Inez noch mal. »Niemals ist Eli verheiratet. Die ist bestimmt in einem superexotischen Winkel dieser Welt. Die würde nie länger an einem Ort bleiben, und schon gar nicht mit ein und demselben Mann. Das würde sie doch komplett anöden. Außerdem war sie schon immer noch viel reisefreudiger als du. Sie könnte überall sein.« Und flüsternd fügte sie noch hinzu: »Vielleicht begegnest du ihr ja irgendwo unterwegs.«
Automatisch schaute Linda sich nach ihren Eltern um, die in der Nähe saßen.
»Psst, Inez. Sie könnten dich hören. Ich habe mit Papá noch nicht mal darüber geredet, dass ich eine Weile hierbleiben möchte. Wenn er auch nur im Geringsten Wind davon bekommt, dass ich im Anschluss durch die Weltgeschichte gondeln will, wird er mir wohl kaum erlauben, überhaupt in Cornwall zu bleiben.«
»Keine Sorge, Süße. Ich hab doch versprochen, dir zu helfen.« Inez blinzelte ihre Schwester mit ihren langen, dunklen Wimpern an. »Und das gilt natürlich, solange auch du dich an deinen Teil der Abmachung hältst.«
»Ja, klar. Ich habe doch bisher auch getan, was ich konnte, oder? Und ich habe eine neue Idee: Ich schreibe ihm einen Brief. Einen Abschiedsbrief. In dem ich ihm erkläre, dass ich nicht zurückkomme und dass es mir leidtut und dass ich hoffe, dass wir Freunde bleiben können. Und DU wirst ihm diesen Brief überreichen, Inez! Dann kann er sich bei dir ausheulen. Ich habe den Rest von dem Parfum dagelassen, das er so gerne mag, das heißt, du wirst auch ganz vertraut riechen, wenn er sich in deinen Armen tröstet ... Und dann ...« Linda drückte die Hand ihrer Schwester. » ... Wird alles wie von selbst gehen. Deine natürliche Schönheit und dein Liebreiz werden ihn überzeugen. Er wäre schön blöd, wenn er sich nicht in dich verlieben würde!«
In den Wochen vor der Hochzeit hatte sie bereits versucht, Javier auf mehr oder weniger subtile Weise beizubringen, dass sich ihre Wege trennen würden. So, wie man das schon mal machte, wenn man seines Partners müde war, aber nicht das Herz hatte, ihn kategorisch abzuservieren.
Je mehr Linda sich von Javier zurückzuziehen versucht hatte, desto intensiver hatte Inez mehr oder weniger subtile Annäherungsversuche unternommen. Und nach ihrem gemeinsamen Ausritt hatten Linda und Inez dafür gesorgt, dass es stets Inez war, die Javier die Tür aufmachte, wenn er Linda besuchen wollte. Oder wenn er abends einen trinken gehen wollte, hatte Linda leider keine Zeit – aber Inez saß bereits mit ein paar Freunden in der Bar.
Die ganze Inez-Javier-Verkuppelungsaktion sollte ja einzig dem eigennützigen Zweck dienen, ihre Eltern leichter von ihren Weltreiseplänen überzeugen zu können. Doch wenn Linda ganz ehrlich war, fand sie auch, dass die beiden großartig zusammenpassten.
Javier unternahm gerne Dinge, die Linda entsetzlich langweilten, die Inez aber richtigen Spaß machten. Beide waren sie sehr häuslich, liebten das Leben und die Arbeit auf der Familienhazienda, die kleine Bar, in der jeden Abend die gleichen Leute und die gleiche Musik anzutreffen waren. Linda kam sich dabei vor wie in Und täglich grüßt das Murmeltier . Beide tranken gern Tequila, träumten davon zu heiraten, Kinder zu bekommen – und was dabei ganz entscheidend war: Sie wollten beide, dass all das möglichst bald passierte.
Linda lehnte dies alles ja auch nicht prinzipiell ab, in ferner Zukunft würde sie vielleicht darauf zurückkommen ... Als ihr Javier kürzlich erzählt hatte, dass er bereits wisse, wie seine Kinder einmal heißen sollten, hatte sie laut gelacht. Später berichtete sie Inez davon, und die bekam sehnsüchtig glänzende Augen, seufzte und sagte genau dasselbe.
Und beide wollten ihren ersten Sohn Javier nennen.
»Weißt du was?«, sagte Linda jetzt, restlos überzeugt, dass ihre Schwester und Javier zusammengehörten. »Ich glaube wirklich, dass die Sache mit Javier und mir ein Missverständnis ist. Ich wette, Amor hatte seinen Pfeil auf dich abgeschossen, aber dann stand ich irgendwie plötzlich im Weg. Ihr beiden gehört zusammen. Und wenn zwei Menschen zusammengehören, dann kann und soll nichts auf der Welt sie trennen. Und wer weiß, liebstes Schwesterherz? Vielleicht komme ich in einem Jahr wieder nach Hause, um der nächsten Hochzeit beizuwohnen?«
Inez hatte längst angefangen, ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen, und hatte Pip und Beau vor dem Naturaltar mit sich selbst und Javier ausgetauscht. Sie aber nicht in einem
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