Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
bei mir gibt es nichts weiter als ein voller Wiederholungen steckendes Fernsehprogramm und eine Fertigmahlzeit.«
Rory lachte kurz auf.
»Na, dann mach dich doch mal nützlich und schäl die Zwiebeln da für mich.«
»Null Problemo.«
Als Rory kurze Zeit später zu ihm sah, hatte Monty sich keinen Deut gerührt. Er saß immer noch auf der Arbeitsfläche und beobachtete Rory.
»Was?«, fragte der leicht genervt.
»Du.«
»Was ist mit mir?«
»Und sie.«
»Welche sie?«
»Zwischen euch hat’s heftiger geknistert als in einer heißen Pfanne mit Butter.«
»Wovon redest du?«
»Von dir und der schönen Señorita. Pass bloß auf, Rory. Du weißt ja ... Spanierinnen ... Mit denen haben die Trevelyans nicht viel Glück ...«
Rory wollte ihm einen »Jetzt sei nicht albern«-Blick zuwerfen, scheiterte aber.
»Wir haben doch nur ein paar Minuten miteinander geredet ...«
Monty ließ die Augenbrauen hüpfen.
»Ein paar Minuten reichen völlig aus, wenn es um Liebe auf den ersten Blick geht.«
»Monty. Ich bitte dich«, seufzte Rory. »Der Tag war schon anstrengend genug, ohne dass du von weißen Mäusen fabulierst.«
»Nix weiße Mäuse, Rory. Du kennst mich doch. Ich weiß, was ich gesehen habe.«
Rory sah seinen Freund ein klein wenig spitz an.
»Ja, genau, ich kenne dich, Monty, und deshalb weiß ich auch, dass du die Welt manchmal völlig anders siehst als alle anderen.«
»Ach, komm, Rory, das hätte doch ein Blinder mit ’nem Krückstock bemerkt, dass du sie magst ... Wobei ›mögen‹ wirklich die Untertreibung des Jahrzehnts ist. Da hat’s vorhin im Trevail ja wohl heftiger gefunkt als an Silvester über London.«
»So ein Quatsch«, wollte Rory erneut abwehren, doch dann brach er ab, seufzte und legte vorsichtshalber das Gemüsemesser beiseite. Könnte ja sein, dass er plötzlich Lust bekäme, Monty zu erdolchen.
Woody, der den ganzen Tag über in der Küche gestanden und zuletzt auch noch die Kandidaten mit Nahrung versorgt hatte, tauchte auf, und Rory senkte die Stimme: »Hör zu, Monty, selbst wenn du recht hättest und ich sie mag – was jetzt nicht heißt, dass ich sie mag –, also wirklich nur falls ich sie tatsächlich mag und das Schicksal es so wollte, dass auch sie mich mag, dann würde das nichts daran ändern, dass eine Beziehung im Moment das Letzte ist, was ich gebrauchen kann. Du hast ja gesehen, wer da gestern über die Leinwand spaziert ist ...«
Jetzt war es Monty, der seufzte und sein Lächeln einstellte.
»Ja, leider.«
»Und ich werde wohl mehr als genug damit zu tun haben, meinst du nicht auch? Es sei denn, sie hätte in der Zwischenzeit einen Gedächtnisverlust erlitten und könnte sich nicht einmal mehr an meinen Namen erinnern ... Und darum verbietet sich förmlich jeder Gedanke an eine andere Frau, erst recht an eine, die ganz offensichtlich nur hier Urlaub macht.«
»Hmm.« Monty seufzte mitfühlend. »Wie zwei Schiffe, die bei Nacht auf hoher See aneinander vorbeisegeln. Du bist Sir Francis Drake, und sie ist die spanische Armada. Nur werde ich das Gefühl nicht los, dass du es bist, der Schiffbruch erleiden wird ...«
»Monty, geh bitte an den Kühlschrank und hol dir was zu essen da raus, damit dieses Gesülze ein Ende hat.« Und damit wandte er sich wieder seiner Gemüsesuppe zu.
Unter diesen Umständen sah Monty davon ab, darauf zu beharren, dass er recht hatte. Er hatte nämlich bereits ein Auge auf einen köstlichen Brotpudding geworfen, als er zuvor die Terrine verputzt hatte.
»Komm, Pimpf«, flüsterte er in Richtung Sakkotasche, wo das Kätzchen ein Nickerchen machte. »Nachtisch.«
»Wie bitte?« Rory sah sich nach ihm um.
»Ach, nichts. Hab bloß mit mir selbst geredet«, flunkerte Monty.
Pimpf gähnte und miaute.
Rory runzelte die Stirn und warf einen misstrauischen Blick auf Montys Bauch.
Monty legte die Hand darauf und schüttelte den Kopf.
»Mein Magen knurrt. Ich habe Hunger ...«
»Hast du doch immer.«
Ja, aber jetzt esse ich für zwei, dachte Monty und verschwand grinsend im Kühlraum. Rory hatte gute Lust, von außen abzuschließen. Das würde Monty vermutlich gar nicht mitbekommen. Wenn Rory Stunden später wieder aufschlösse, würde er vermutlich mit vollem Bauch aus der leeren Kühlkammer spazieren und nicht mal ansatzweise frösteln.
Beau hatte Linda angeboten, sie abzuholen, aber sie wollte lieber zurück laufen.
Dieses Mal schlug sie aber einen anderen Weg ein und folgte den alten Bahngleisen entlang dem Flussufer. Das
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