Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
wiederbeleben.
Und darum blieb sie standhaft, als sie sie so herzlich begrüßten wie einen hungrigen Hai auf einer Poolparty, und vertraute ganz auf die bezaubernde Wirkung ihres hoch bezahlten Lächelns.
»Ich weiß, dass unser Abschied beim letzten Mal keine Glanzleistung war ... Und weil ich jetzt ja eine Weile hier sein werde, fände ich es doof, wenn zwischen uns Spannungen herrschen würden ...« Rory schwieg. »Darum bin ich hier. Damit wir das Kriegsbeil begraben.«
In dem Moment befand Monty, er könnte seine Meinung zu ihrem Auftauchen am besten kundtun, indem er für alle hörbar einen fahren ließ. Worauf Frank nicht anders konnte als laut loszuprusten. Monty war wohl derjenige unter ihnen, der Annabelle am wenigsten leiden konnte – schließlich hatte er hautnah miterlebt, wie sehr Rory unter ihr und der Trennung gelitten hatte. Darum erlaubte er sich diese Ungehobeltheit.
Rory allerdings riss sich zusammen. Er nahm Annabelles Geschenke an und rang sich sogar ein kurzes Lächeln ab.
»Danke. Sehr nett von dir. Aber das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Das ist doch alles schon so lange her ...«
»Und die alten Wunden sind längst verheilt, ja?« Es war nicht ganz klar, ob das eine Feststellung oder eine Frage sein sollte. Ihr Blick war forschend.
»Genau. Und wir sind alle hier, weil wir unseren Job zu machen haben ... Wir sind alle Profis, und darum bin ich auch sicher, dass wir uns alle wie Profis verhalten werden, oder?«
»Na ja ...« Sie sah kurz zu Monty, dessen blinder Passagier Pimpf aufgewacht war und das Köpfchen in seinen Bauch drückte, was bei Monty seltsame Rumpfbewegungen und eine gewisse Unruhe auslöste. »Ich hatte eigentlich gehofft, dass wir nicht nur professionell-höflich miteinander umgehen würden ... Ich fände es wirklich schön, wenn wir wieder Freunde sein könnten ...«
Rory sah Monty an, dass er eine spitze Bemerkung machen wollte. Doch wie Rory fand, bewies Annabelle im Moment mehr Größe als sein Freund, schließlich war sie es, die ihnen einen Ölzweig in Form eines Eispicks reichte. Darum brachte er Monty mit einem strengen Blick zum Schweigen und schenkte Annabelle ein Lächeln, von dem sie wusste, dass er es seinen Geschäftspartnern vorbehielt, nicht seinen Freunden.
»Na, sag schon. Wie geht es dir?«, erkundigte er sich und überging ihren Kommentar bezüglich der Wiederbelebung alter Freundschaften. »Du siehst gut aus.«
»Mir geht es auch gut.«
»Läuft gut in Amerika, wie ich von Frankie höre.«
»Ja, die Leute da drüben mögen mich wohl.« Sie zuckte bescheiden die Achseln.
Und was zur Hölle machst du dann hier?, hätte er sie am liebsten gefragt, hielt sich dann aber doch zurück.
Im Gegensatz zu Monty, der wie üblich kein Blatt vor den Mund nahm: »Und was zur Hölle machst du dann hier bei dieser beknackten Kochshow?« Seine Ablehnung ihr gegenüber stand ihm ins attraktive Gesicht geschrieben.
Ihre Antwort fiel unbefriedigend vage aus. Sie faselte etwas von Zeitfenstern, einem Gefallen, den sie Freddie schuldete, und davon, dass sie Cornwall vermisste.
Die wahre Antwort gab aber wohl die Flasche, die sie Rory geschenkt hatte.
Während sie Monty zugewandt war, legte Rory den Eispick auf der Arbeitsfläche ab und studierte das Etikett. Er erkannte es wieder und seufzte. Diesen Wein hatten sie immer zu besonderen und besonders romantischen Gelegenheiten zusammen getrunken. Für einen Mann aus Cornwall war es ein eher ungewöhnlicher Wein. Eine deutsche Trockenbeerenauslese.
Sie beobachtete ihn.
Ihr Lächeln war jetzt ganz eindeutig hoffnungsvoll.
»Ich hoffe, das ist immer noch dein Lieblingswein?«
Das war er nicht.
Und er war es auch noch nie gewesen.
Schon damals war es mehr ihr als sein Lieblingswein gewesen. Seit sie weg war, hatte er ihn ein einziges Mal getrunken, und da war er ihm schwer, klebrig und viel zu süß vorgekommen.
Jedem anderen gegenüber, der ihm die Flasche überreicht hätte, wäre er so höflich gewesen, sich lächelnd zu bedanken und zu versichern, dass er den Wein sehr mochte. Aber in diesem Fall ... Rory wusste ja, dass es ihr in Wirklichkeit nicht nur um den Wein ging, und er fand, er müsse jetzt einfach ehrlich sein. Das mit dem Lächeln bekam er noch hin, aber er sagte rundheraus:
»Ehrlich gesagt ... mir schmeckt der nicht mehr so richtig ... War lieb gemeint, aber ich glaube, bei dir ist er besser aufgehoben.« Und mit diesen Worten reichte er ihr die Flasche zurück.
Zögerlich nahm sie
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