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Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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bröckelte und ihre schlechten Seiten zum Vorschein kamen. Doch sie war im Laufe der Wochen stets bescheiden, freundlich und geerdet gewesen, immer bereit, sich den anderen anzupassen.
    Rory, der sich seinerzeit von einer exzentrischen Diva getrennt hatte, verstörte es regelrecht, dass Annabelle auf einmal so absolut liebenswürdig daherkam.
    Genau wie damals, als er sie kennengelernt hatte.
    Als sie miteinander glücklich gewesen waren.
    Eine humorvolle, aufgeschlossene junge Frau.
    Den Kommentaren der anderen zu ihrem nicht gerade vorteilhaften Ruf begegnete sie mit einem: »Ich habe gelernt, mir die Dinge nicht zu Kopf steigen zu lassen. Das war eine ziemlich heftige Lektion, und ich habe nicht vor, sie so bald zu vergessen.«
    Dabei warf sie einen wehmütigen Blick auf Rory, der gerade aus der Schusslinie der Kameras verschwand, um Linda einzuholen, bevor sie sich auf den Weg nach Arandore machte, um Pips Tante Susan zu helfen. Kameramann zwei aber war ein kleiner Scherzbold und dachte, es wäre doch lustig, die Romanze des Geheimkochs mal eben einzufangen und alle anderen daran teilhaben zu lassen, indem er die äußerst innige und intime Abschiedsszene über sämtliche Monitore flimmern ließ.
    Annabelle beobachtete den an Liebe und Leidenschaft kaum zu überbietenden Kuss, ohne eine Miene zu verziehen. Doch als Diana später beim Kochen neben ihr stand, fielen ihr die Kerben auf, die Annabelles Fingernägel in ihren Handflächen hinterlassen hatten.
    »Ich glaube, sie mag dich immer noch«, warnte Diana Rory diskret.
    Doch Annabelle machte Rory gegenüber keinerlei Anstalten. Keine Anspielungen auf ihre gemeinsame Zeit. Und sie schenkte ihm auch keine weiteren Flaschen Trockenbeerenauslese zum gemeinsamen Verzehr.
    Wenn er sie alle unterrichtete, versuchte Annabelle nicht, mehr Aufmerksamkeit von ihm zu heischen als die anderen Kandidaten. Und wenn sie sich ein seltenes Mal außerhalb der Dreharbeiten für ESDS sahen, waren auch immer andere Kandidaten in der Nähe.
    Rory stellte zufrieden fest, dass er letztlich doch weniger mit ESDS zu tun hatte, als anfangs angenommen.
    Einmal pro Woche unterrichtete er die Promis ohne Kameras, ebenfalls einmal pro Woche fungierte er als Jurymitglied, wenn in Quinn das »Abkochen« stattfand. Außerdem hatte er hier und da noch ein paar Aufgaben gestellt bekommen und einzelne Meisterkochstunden gegeben, und das hatte ihm – zu seiner eigenen Überraschung – beides riesigen Spaß gemacht. Er war in ein paar Zeitungsinterviews sowie einmal im Fernsehen in Erscheinung getreten und hatte für die Sendung geworben. Und er hatte im Cockleshell ein Abendessen für die etwas wichtigeren Investoren des Senders ausgerichtet.
    Aber das war bisher alles gewesen.
    Rory war sehr dankbar dafür, dass die ganze Truppe sich viel mehr auf das Trevail als auf den Trevelyan konzentrierte, denn das bedeutete, dass er mehr Zeit mit Linda verbringen konnte.
    Linda hätte taub und blind sein müssen, um nicht mitzubekommen, wie die anderen alles flüsternd kommentierten, was zwischen Rory und seiner früheren Flamme passierte. Aber sie bemerkte nur achselzuckend: »Wir alle haben eine Vergangenheit. Mich interessiert nur die Gegenwart.«
    »Und die Zukunft?«, fragte er.
    »Hast du mir nicht gesagt, dass man sich über die Zukunft nicht zu viele Gedanken machen sollte? Dass man im Hier und Jetzt leben sollte?«
    »Das soll ich gesagt haben?«, fragte er, Unschuld heuchelnd.
    »Darauf kannst du wetten. Um eine Kiste französischen Burgunder.«
    »Womöglich 1997er-Romanee-Conti?«
    »Normalerweise lasse ich mich nicht so leicht beeinflussen.« Sie senkte den Blick, und er staunte, wie scheu sie sich immer noch geben konnte, nachdem sie doch so viele intime Stunden miteinander verbracht hatten.
    »Ich kann manchmal ziemlich überzeugend sein ... wenn es sein muss ...« Er zog sie an sich.
    »Es hat aber nicht nur an deinen Sachargumenten gelegen ...« Der Schalk funkelte in ihren Augen, als sie ihn ansah.
    »Du willst mir jetzt doch wohl nicht etwa sagen, dass der Wein schuld war?«
    »Vielleicht ... Vielleicht war es der Wein ... Oder vielleicht ...«, sie hob sich kurz auf die Zehenspitzen und küsste ihn, »... war es auch der Kuss ... oder alles zusammen. Ehrlich gesagt wäre ich am liebsten weggelaufen, als ich merkte, was ich für dich empfand, obwohl ich dich noch gar nicht richtig kannte ... Und schließlich wollte ich ja bald weiter ... Aber das, was du gesagt hast, plus der Wein,

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