Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
mir nichts dir nichts in diese Beziehung gestürzt. Was ist mit ihren Reiseplänen? Sie hat so sehr dafür gekämpft, sich gegen unseren Vater durchzusetzen, und jetzt will sie alles aufgeben für einen Mann, den sie gerade mal fünf Minuten kennt?«
»Wer sagt denn, dass sie ihre Reisepläne aufgeben will?«
»Na ja, in der letzten Woche haben sich ihre Expeditionen ja wohl auf Rory Trevelyans Schlafzimmer beschränkt!«
Pip lachte.
»Jetzt klingst du wie ein echter großer Bruder. Verstehst du denn nicht, dass genau das im Moment ihr großes Abenteuer, ihre große Reise ist? Du hast Rory doch kennengelernt. Wir fanden ihn beide sehr sympathisch. Und das nicht ohne Grund. Er weiß sehr genau, was Linda will, und ich verspreche dir, er wird nichts tun, um sie davon abzuhalten. Er ist ein guter Mann. Ein kluger Mann. Wenn er sie wirklich liebt, und das glaube ich, dann wird er sie ziehen lassen, sie mit seinem Segen verabschieden und hoffen, dass sie zurückkommt, wenn sie so weit ist.«
Beau neigte den Kopf zur Seite.
»Ich hoffe, dass du recht hast, Pip.«
»Natürlich habe ich recht.«
»Also, ich finde, das Ganze ist eine ziemlich stürmische Angelegenheit ...«
»Stimmt ...« Pip hauchte ihrem Mann einen Kuss auf die Lippen. »Und wir zwei müssten doch wohl am besten wissen, was für wunderbare Dinge ein Sturm hervorbringen kann ...«
– 25 –
Da Linda nicht da war, tat Rory das, was er immer tat, wenn ihn etwas wurmte: Er stürzte sich in die Arbeit.
Nachdem er die beiden SMS bezüglich Annabelles Ankunft gelesen hatte, zog er die morgendlichen Vorbereitungsarbeiten in der Küche in Rekordzeit durch und gönnte sich dann eine Runde seiner Lieblingstherapie: Backen.
Cupcakes waren vielleicht nicht gerade das, was man von einem einsachtzig großen, durchtrainierten Mann erwartete, aber die hatte er schon mit seiner Mutter gebacken, und darum spendeten sie ihm irgendwie Trost. Außerdem würden sie Monty glücklich stimmen und dafür sorgen, dass er sich mal eine Weile vom Kühlraum fernhielt und Rory nicht andauernd auf den Zeiger ging.
Er war gerade dabei, alle Zutaten zusammenzustellen, als Frank den Kopf zur Tür hereinsteckte.
»Morgen, Rory. Sag mal, ich wollte gerne für ein paar Stunden verschwinden und dich fragen, ob du wohl solange auf Sydney aufpassen könntest?«
»Klar. Gerne.«
»Danke!« Frank schob Sydney in die Küche.
»Was hast du denn vor?«
Sein Vater rieb sich die Nase und wirkte ein wenig ver-
legen.
»Heute filmen die ESDS-Leute ein, zwei Stunden drüben in Padstow in der Hummerfarm, und Diana hatte vorgeschlagen, dass wir uns hinterher dort treffen. Vielleicht gehen wir in dem schönen Pub am Fluss was essen ...«
Rory staunte nicht schlecht.
Hatte Linda womöglich doch recht?
Doch dann fügte Frank hinzu: »Edwin ist noch da und kommt auch mit, dann können wir vielleicht noch ein bisschen über ... du weißt schon ... reden. Sonst würde ich den Jungen ja auch mitnehmen ...«
»Okay. Und was machen wir beiden Hübschen?« Rory zwinkerte Sydney zu. Der Junge hatte am Vorabend einen Zahn verloren und von der Zahnfee ein nagelneues Zwei-Pfund-Stück bekommen. Er grinste Rory an und entblößte dabei seine Zahnlücke.
»Was möchtest du gerne machen, Sydney? Ich wollte gerade Cupcakes backen, hast du Lust, sie zu dekorieren?« Da Rory nie sicher war, wie viel Englisch der Junge nun eigentlich verstand, begleitete er seine Worte mit Gesten. Er führte Sydney zu dem großen Schrank, in dem er die Backzutaten aufbewahrte.
»¿Para las tortas?«
Sydney nickte eifrig und machte sich sofort daran, einen Korb mit allen möglichen Streuseln, Perlen und Schokobuchstaben zu durchforsten.
Rory kannte das Rezept in- und auswendig und musste die Zutaten nicht einmal abmessen oder abwiegen. Er fing an, alles zu vermischen, und sah sich dann nach Sydney um, der einen kleinen Haufen aus Schokolinsen, Zuckerperlen und Glitzerstaub vor sich gebildet hatte.
»Willst du auch mal?«
Rory machte Rührbewegungen mit der Hand und bot dem Jungen den Löffel an.
Sydney nickte.
Lächelnd holte Rory einen Stuhl und hob Sydney darauf.
Der Junge fing wie wild an zu rühren, dann sah er Rory fragend an.
»Sehr gut, Sydney. Rattenscharf, Kumpel.« Er hielt ihm die Hand hin, auf dass er einschlage.
»Rattenscharf, Kumpel«, wiederholte Sydney stolz und klatschte seine kleine Hand auf Rorys.
Frank hatte Rory erzählt, dass Sydney manchmal ein paar Worte sprach, aber Rory hatte das noch
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