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Militärdienst entlassen zu werden, als Grund gab er ein Hüftleiden an. Darauf schrieb der Alte Fritz zurück, er solle sich in seinem Herzen schämen, unter derlei Vorwand um seinen Abschied nachzusuchen. Diesen und 21 weitere Briefe habe ich noch in meinem Besitz.
Kühn Als Sie jung waren, war Kino ...
Loriot ... etwas Neues, Aufregendes. Mit meinem Vater gingen wir oft ins Theater. Die Schauspieler, die wir von dort kannten, sahen wir in den Filmen wieder, neuerdings sogar mit Ton: Emil Jannings, Heinrich George, Werner Krauß, das waren Giganten jener Zeit. Auch Lilian Harvey, Adele Sandrock, Asta Nielsen. Und Komödianten wie Hans Moser oder Heinz Rühmann.
Kühn Charlie Chaplin?
Loriot Chaplin war eine Weltkanone, aber ich hatte immer den Eindruck, dass er etwas Belehrendes hatte. Der kleine Mann, der bei allem, was ihm misslang, doch immer Sieger bleibt. Und wenn es nur ein moralischer Sieg ist. Mir war Buster Keaton näher.
Kühn Der Mann, der niemals lachte.
Loriot Ich hab ihn später einmal als alten Mann gesehen, live in einer Sendung mit versteckter Kamera. Da saß er in einer Bar, beugte seinen Kopf nach vorn und ließ sein Toupet in den Suppenteller fallen. Die Gäste neben ihm taten aus Verlegenheit so, als sähen sie es nicht. Da griff er mit beiden Händen in die Suppe, nahm das Toupet heraus, wrang es so lange aus, bis die Suppe im Teller war, und setzte das Toupet wieder auf.
Kühn Pure Komik, ohne Moral. Sie wollten auch nie belehren, sondern unterhalten.
Loriot Unterhalten, das klingt immer so ein bisschen dünn.
Kühn Menschen eine Freude machen?
Loriot Wer fühlt sich besser: der den Witz erzählt - oder der ihn hört? Das ist ja schon eine philosophische Frage.
Kühn 1950 begannen Sie, für den Stern zu zeichnen. Man hat Sie nicht immer nett behandelt.
Loriot Ihr damaliger Chefredakteur Henri Nannen war sich nie sicher, ob das, was ich mache, komisch ist.
Kühn Sie hatten sich etwas Unerhörtes getraut, ich habe das mitgebracht, Heft 5, 1951.
Loriot Müssen Sie gerade dieses heikle Beispiel anführen?
Kühn Die Reihe hieß Auf den Hund gekommen , wir sehen hier einen Hund, dessen Mensch sich an einem Baum erleichtert. Nach sieben Folgen hat Nannen die Reihe gestoppt.
Loriot Auf meine Zeichnungen hin waren eine Menge Protestbriefe eingegangen. Es hieß, ich nähme dem Menschen, der Krone der Schöpfung, seine Würde.
Kühn Nannen tobte: »Ich will den Kerl nie wieder im Stern sehen.« Was er wenig später zurücknahm.
Loriot Er sah, dass ich doch einige Leser auf meiner Seite hatte. Ich schlug Reinhold das Nashorn vor. Als Nannen fragte, wie lange ich durchhalten könne, log ich: »Zwei Monate.« - »Gut«, sagte er. Es wurden dann 17 Jahre. Heute bedaure ich dieses Angebot. Was hätte man alles unternehmen können in dieser Zeit.
Kühn Eine Ihrer berühmtesten Rollen ist der schrullige Opa Hoppenstedt, dessen Alter Sie inzwischen erreicht haben dürften. Nach allem, was Sie heute über das Altsein wissen: Haben Sie ihn gut gespielt?
Loriot Ich hoffe doch. In unserer Familie hatte sich eine starke Neigung zur Schauspielerei vererbt. Mein Vater war Offizier, wie die meisten meiner männlichen Vorfahren. Aber er hätte eigentlich auf die Bühne gehört. Besonders gern parodierte er alte Männer. Seine Stimme wurde flach und hoch, er änderte seine Haltung und tat so, als ginge er am Stock. Mein Vater war hervorragend in dieser Rolle, aber wir Kinder genierten uns immer ein bisschen, weil wir befürchteten, dass Freunde und Gäste unseren Vater nicht mehr ernst nehmen könnten.
Kühn Der Vater soll Held sein, nicht Witzfigur.
Loriot Er rezitierte ebenso gern Shakespeare. Ich übrigens auch, wir hatten in der Schule die großen Monologe besprochen, kurz bevor ich eingezogen wurde, die konnte ich dann im Krieg vor mich hinsagen. Und kann sie heute noch. Mir ist das rätselhaft, wieso vergesse ich wichtige Dinge, während ich einen Hamlet-Monolog, den ich im Alltag gewiss nicht häufig verwenden kann, noch auswendig weiß?
Kühn Uns trennen mehr als 50 Lebensjahre. Würden Sie mir raten, möglichst alt zu werden?
Loriot Ich könnte nichts dagegen sagen. Solange man kein körperliches Leiden hat. Wenn ich zum Arzt komme und sage, ich habe da was, mir wird öfter mal schwindlig - dann sagt der: Sie haben gar nichts, Sie sind alt.
Kühn Zu Ihren Freunden zählt der Rhetorikprofessor Walter Jens, der an Demenz erkrankt ist.
Loriot Wir haben gemeinsam auf vielen Bühnen aus dem
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