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Bitte sagen Sie jetzt nichts

Bitte sagen Sie jetzt nichts

Titel: Bitte sagen Sie jetzt nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loriot
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»Das Ehepaar befindet sich nach einem Konzert auf dem Heimweg in ihrem Trabant. Soweit möglich, führen sie ein Gespräch.« Schallendes Gelächter im Saal.
    Krämer Gab es danach Reaktionen von offizieller Seite?
    Loriot Das war bei einem anderen Auftritt, im Frühjahr 1989 in Weimar. Ich eröffnete dort eine Ausstellung und sollte ein paar Worte sagen.
    Krämer Das Zitat steht hier in Ihrem Buch. Möchten Sie es vorlesen?
    Loriot »Als meine Frau und ich vorgestern am frühen Nachmittag die Stadt erreichten, führte uns der Weg auf den Theaterplatz, wo wir zunächst eine Weile in gebührender Andacht vor dem Marx-Engels-Denkmal verharrten, bis uns, durch das Fehlen der charakteristischen Barttracht beider Herren, die ersten Zweifel kamen. Dann sahen wir auch schon, dass es sich hier nicht um führende Politiker, sondern vielmehr um die beiden bedeutendsten ddr-Schriftsteller handelte, Goethe und Schiller nämlich.«
    Krämer Das fanden manche nicht so komisch?
    Loriot Ich habe später gehört, dass einige der anwesenden höheren Chargen und Minister nicht ganz einverstanden waren. Es wurde ja niemand eingeladen, von dem man annehmen konnte, dass er solche Sachen sagen würde.
    Krämer Bei den Menschen in der ddr waren Sie jedenfalls enorm beliebt. Wie erklären Sie sich das?
    Loriot Meine Kritik wandte sich gegen jede Art von menschlichen Schwächen. Da entstand die gleiche Komik im Westen wie im Osten. Es war die Kritik an einem typisch menschlichen Verhalten.
    Krämer Auch an einem typisch deutschen Verhalten?
    Loriot Das auch. Es heißt ja immer, die Deutschen seien ein ängstliches Volk. Da ist was dran. Damals war es, im Westen wie im Osten, vor allem die Angst, sich in einer bestimmten Weise falsch zu verhalten.
    Krämer Haben Ostdeutsche einen anderen Humor als Westdeutsche?
    Loriot Ich glaube, dass die Menschen in den unterschiedlichen Regionen einen jeweils anders gefärbten Humor haben. Der bayerische Humor ist ganz anders als etwa der norddeutsche. Das hat aber nichts mit Ost und West zu tun, also nicht mit Politik, sondern mit Bürgerlichkeit, Erfahrungen, Traditionen, Kultur.
    Krämer Über wen können Sie selbst lachen?
    Loriot Es liegt wohl zum Teil an meinem nicht mehr ganz jugendlichen Alter, dass ich Komik ein bisschen rückwärts gewandt betrachte. Erich Kästner finde ich hervorragend. Oder Kurt Tucholsky. Und natürlich Wilhelm Busch.
    Krämer Gibt es Jüngere als Kästner, Tucholsky und Busch, über die Sie lachen können?
    Loriot Robert Gernhardt war ein fabelhafter Mann, übrigens auch ein ernst zu nehmender Lyriker, der es fertiggebracht hat, wirkliche Komik in einem ernsten lyrischen Gedicht unterzubringen.
    Krämer Gernhardt hat Sie auch verehrt.
    Loriot Ja, wir mochten einander. Ich bin sehr traurig, dass er dann krank wurde und starb.
    Krämer Robert Gernhardt hat Ihren Humor mal als »Zuckergusskomik« bezeichnet: Die Leute schlucken es wie eine Süßigkeit und merken gar nicht, was sie da für eine bittere Medizin einnehmen.
    Loriot Es gibt wirklich eine ganze Reihe von Dingen, die ziemlich bösartig waren. Übrigens auch erotisch. Mir wird ja immer nachgesagt, dass bei mir Erotik nirgendwo vorkommt. Das stimmt nicht.
    Krämer Zum Beispiel?
    Loriot Das habe ich verdrängt.
    Krämer Vielleicht der Sketch mit dem Direktor, der seine Sekretärin küssen will und sich dabei total verrenkt: »Aber es muss gehen, andere machen es doch auch!«
    Loriot Das war noch relativ harmlos. Ich könnte Ihnen einiges raussuchen, das man auf den ersten Blick gar nicht als unanständig empfindet. Aber wenn man die Komik erkennt, ist es unerhört anstößig.
    Krämer Wirkt solche Komik in einer Gesellschaft, die kaum noch Tabus kennt?
    Loriot Es ginge, aber es verlangt viel mehr. Heute müssen Komiker ungeheuer fleißig sein. Wenn man den Fernseher einschaltet, treten in allen Kanälen Comedians auf. Ich bewundere das, denn es ist eine maßlose Arbeit. Ich bewundere auch Harald Schmidt, ein hervorragender Mann. Er ist allerdings eine Ausnahmeerscheinung.
    Krämer Müssen die Comedians heute nicht das Publikum von der ersten Sekunde an bei der Stange halten, weil die Leute sonst wegschalten?
    Loriot Richtig, es geht nur noch darum, dass die Zuschauer bei einem bleiben. Haben Sie neulich die Sache mit Marcel Reich-Ranicki gesehen?
    Krämer Sie meinen den Eklat bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises, als er auf die ganze Veranstaltung schimpfte? Ich habe es nur in der Zeitung gelesen.
    Loriot Ich

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