Bitte Zweimal Wolke 7
von uns ab und winkt einem Kumpel.
»Karo ist extra für deinen Tauchkurs nach Hamburg gekommen!«, probiert Kim es noch mal.
Der Kumpel steht jetzt neben Stefan und reicht ihm ein Bier.
»Hey, super, Bobby, danke!«
Flaschen klirren aneinander.
»He, Mädels, wollt ihr auch einen Schluck?« Auffordernd hält Bobby mir die Flasche hin.
»Nee, lass mal«, sage ich und drücke Kims Hand.
»Die dürfen nicht.« Stefan prostet uns zu. »Fanta steht da hinten!« Er deutet mit dem Kopf Richtung Lagerfeuer. Bobby grinst.
Irgendwie läuft das hier alles gerade ganz und gar nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Woher kennt Stefan denndiese Dumpfbacke? Sorry. Aber Jungs, die ihre Hose in den Kniekehlen hängen haben, kann ich einfach nicht ernst nehmen. Ich weiß, dass viele auf diese Baggy-Jeans stehen, aber mein Ding ist das nicht. Mich erinnern diese Hosen zu sehr an die Windelpakete, die den Kleinkindern im Schwimmbad zwischen den Beinen herumbaumeln. Kim geht es offensichtlich genauso.
»He, Bobby, wo hast du denn dein Bobby-Car geparkt?«, höre ich sie flöten.
»Ich bin heute im Buggy gebracht worden, dann muss ich nicht selbst fahren«, kontert Bobby und prostet Kim zu.
Eins zu null für ihn. Humor hat er, das muss ich ihm lassen. Beherzt greife ich nach seiner Flasche.
»He, lass mir auch noch was drin.«
Ist ja nicht so, dass ich noch nie Bier getrunken habe. Aber wenn ich ehrlich bin, mag ich das Zeug nicht besonders. Das spielt im Moment jedoch keine Rolle.
»Na, dann prost!« Stefan stößt seine Flasche gegen meine, gerade als ich sie an den Mund gesetzt habe.
»Prost«, quetsche ich würgend hervor und versinke in seinen stahlblauen Augen.
Bobby entreißt mir seine Bierflasche und zieht Stefan zu einer Gruppe weiter hinten am Strand.
Stefan zwinkert mir zu. »Wir sehen uns.«
Ich starre ihnen hinterher. Er hat mir zugezwinkert. Stefan Reuter, der mit Abstand schönste und coolste Typ in Hamburg, hat mir, Karolin Schreiber, zugezwinkert.
Kim boxt mich in die Seite. »Du kannst wieder anfangen zu atmen. Er ist weg.«
Irritiert drehe ich mich zu ihr um. »Wer ist weg?«
»Stefan.« Kim verdreht die Augen. »Los komm, du musst erst mal was essen.«
Ich seufze und trotte Kim hinterher. Rückwärts. Damit ich Stefan nicht aus den Augen verliere.
Ich stecke gerade wieder mitten in meinem Lieblingstraum zusammen mit Stefan, als mein Handy klingelt und mich erbarmungslos aus den Armen meines Traumtypen reißt.
Ich blinzele gegen die Helligkeit an und versuche, die Nummer auf dem Display zu erkennen. Meine Mutter. Oh nein. Der Sonntag fängt ja gut an. Ich lasse mich zurück auf das Kopfkissen sinken und drücke die Empfangstaste. Mama hatte ich vollkommen vergessen.
»Hallo, Karo«, brüllt sie mir dann auch schon ins Ohr, »bist du wach?«
»Jetzt ja«, brummele ich. »Schrei doch nicht so!«
»Warum gehst du nie ans Telefon? Ich habe schon mindestens zehnmal versucht, dich zu erreichen.«
Fünfmal, korrigiere ich in Gedanken, aber im Grunde hat sie ja recht. Als ich gestern Nacht von der Party zurückkam, hatte ich tatsächlich fünf Anrufe in Abwesenheit von meiner Mutter auf dem Display. Aber zum Zurückrufen hatte ich gestern keine Lust mehr. Ich wollte einfach nur noch ins Bett und träumen.
Die Party war noch ganz nett. Ich habe einige Bekannte vom letzten Jahr wiedergetroffen. Meike, Chiara und Chrissi waren da, wobei Chrissi ziemlich schnell mit so einem Pascal verschwunden war. Meike fragte mich, ob ich auch einen festen Freund habe, und ich betete, dass Kim jetzt die Klappe hielt und nichts von unserem Plan erzählte. Aber auf Kim ist immer Verlass. Sie zuckte nicht mal mit einer Wimper, als ich nur verneinend den Kopf schüttelte und schnell das Thema wechselte.
Stefan habe ich später auch noch mal gesehen. Er hat mir und Kim von seinem Tauchurlaub in Ägypten erzählt. Er hat die Reise von seinen Eltern zum 18. Geburtstag geschenkt bekommen.
Ich hing an seinen Lippen, als er uns seine erste Begegnung mit einem echten Hai schilderte, und auch wenn Kim später meinte, er sei ein fürchterlicher Angeber, finde ich, dass er einfach toll ist.
»Wenn ich jemals in meinem Leben beim Tauchen einem Hai begegne, werde ich jedenfalls auch damit angeben«, erklärte ich Kim. Aber im Grunde war es mir egal, was sie sagte. Stefan hatte mir zugeblinzelt. Nur mir. Das war alles, was zählte.
»Karo? Bist du noch dran?« Mama brüllt mir wieder ins Ohr. »Sag mal, hast du mir eben
Weitere Kostenlose Bücher