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Bitte Zweimal Wolke 7

Bitte Zweimal Wolke 7

Titel: Bitte Zweimal Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Wilke
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überhaupt zugehört?«
    »Äh, ja Mama, natürlich. Das Wetter ist toll und der Kurs auch und du hast bestimmt schon zwei Kilo zugenommen, weil das Essen so gut ist«, wiederhole ich schnell das wenige,das ich mir nebenbei merken konnte. Bitte, lass mich noch ein bisschen schlafen, hoffe ich stumm.
    »Wie sie ist, habe ich dich gefragt.«
    »Sie?« Ich bin einfach noch nicht richtig wach.
    »Anna, diese Neue. Wie ist sie denn?«
    »Ach so, Anna.« Ich gähne. Warum fragen mich alle, wie Anna ist?
    Können sie mich nicht endlich mal mit diesem Thema in Ruhe lassen? Schlimm genug, dass ich jetzt mit ihr unter einem Dach wohne. Da will ich nicht auch noch dauernd über sie sprechen müssen. Und schon gar nicht mit meiner Mutter.
    »Ganz okay«, sage ich deshalb schnell.
    »Ganz okay?«, schreit meine Mutter in den Hörer. »Was heißt ganz okay? Wie sieht sie aus? Und wie alt ist sie überhaupt?«
    »Mama, bitte, ich schlafe noch«, stöhne ich. »Kannst du nicht später anrufen?« Und mir die Möglichkeit geben, mein Handy vorher auf lautlos zu stellen, denke ich.
    »Später machen wir mit dem Kurs eine erste Inselrundfahrt, da kann ich nicht mehr telefonieren. Aber meinetwegen, ich melde mich dann heute Abend wieder. Denk aber dran, dein Handy anzulassen, ja?«
    Eiskalt erwischt. Zum Glück kann Mama auf Mallorca nicht sehen, wie ich gerade rot werde.
    »Ja klar. Schönen Tag. Und viel Spaß mit den ollen Notaren.« Ich lege schnell auf.
    Mist. Jetzt bin ich wach. Aber vielleicht kann ich ja trotzdem noch schnell ein bisschen von Stefan träumen. Ich schließe meine Augen und versuche, sein Gesicht auf meinen inneren Bildschirm zu projizieren. So ganz will mir das nicht gelingen. Stattdessen sehe ich immer seine muskulösen braun gebrannten Arme mit den golden schimmernden Härchen vor mir. Langsam schiebe ich meine Hand unter die Bettdecke, und während sie über meinen Bauch vorsichtig tiefer wandert, stelle ich mir vor, wie es sein wird, in Stefans Armen zu liegen.
    Es klopft. Die Hand unter meiner Bettdecke hält inne und die starken Arme in meinem Kopf verwackeln zu wabernden Luftblasen. Ich öffne die Augen und starre an meine Zimmerdecke. Wieso klopft es? Und wer klopft da? Ich habe Ferien!
    »Karo, aufstehen, Frühstück ist fertig!« Papa. Genervt schließe ich die Augen wieder und atme tief durch. Sonntagsfrühstück, Karo! Schon vergessen? Eine kleine fiese Stimme meldet sich in meinem Hinterkopf zu Wort. Und ja, das hatte ich tatsächlich vergessen. Papa legt Wert auf ein gemeinsames Sonntagsfrühstück. Punkt neun Uhr steht es auf dem Tisch. Das war schon so, als Papa noch bei uns wohnte. Wenn ich die ganze Woche im Büro verbringe, will ich euch wenigstens am Sonntag sehen, hat er immer gesagt und Mama und mich aus den Federn gescheucht. Die Erinnerung daran macht mich ein bisschen traurig. Auch wenn ich eine Langschläferin bin, fand ich das gemeinsame Frühstück am Sonntagmorgen immer toll. Seit Papa ausgezogen ist, gibt es das nicht mehr.Mama kommt genauso schlecht aus dem Bett wie ich, und so bleiben wir am Sonntag beide liegen, bis uns der Hunger in die Küche treibt.
    Ich starre auf meinen Teller mit dem Rührei, dann schiebe ich ihn von mir.
    »Ist etwas nicht in Ordnung?« Anna klingt besorgt.
    In Ordnung? Nichts ist in Ordnung. Gar nichts.
    »Ich esse keine toten Tiere«, sage ich.
    »Oh.« Anna sieht ehrlich bestürzt aus. »Das habe ich nicht gewusst.«
    Nein. Natürlich nicht. Ich weiß selbst, dass ich ihr unrecht tue. Anna konnte das nicht wissen. Aber Papa. Papa weiß das.
    »Jetzt stell dich nicht so an, Karo. Du kannst den Speck doch einfach liegen lassen.«
    Papa nimmt sich demonstrativ eine extragroße Portion.
    »Warum hast du Anna nicht gesagt, dass ich kein Fleisch esse?«
    »Herrgott, Karo, ich hab’s vergessen!«
    Vergessen. Was hat Papa noch alles vergessen?
    »Ich kann dir schnell neues Rührei machen. Ohne Speck.« Anna springt auf und öffnet den Kühlschrank.
    »Nein danke.«
    Ich gieße mir ein Glas Orangensaft ein. »Ich habe sowieso keinen Hunger.« Der Appetit ist mir gerade gründlich vergangen.
    Papa wirft mir einen wütenden Blick zu. Wenn er jetzt noch etwas sagt, platze ich. Aber zum Glück bleibt es bei dem Blick. Eine Weile redet keiner von uns. Papa bearbeitet sein Brötchen mit Butter, während Anna lustlos in ihrem Rührei herumstochert, ohne sich auch nur ein Fitzelchen in den Mund zu stecken. Ein wirklich gemütliches Sonntagsfrühstück. Dummerweise kommen

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