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Bitter Love

Bitter Love

Titel: Bitter Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brown
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abgelegt hatte. Und auch von Shannin und Celia, die das alles nicht groß zu kümmern schien. Ich erzählte ihm, dass Dad es immer noch kaum schaffte, sich morgens die Schnürsenkel zuzubinden, und wie er es in all den Jahren nie hingekriegt hatte, sich um uns zu kümmern.
    Und ich erzählte ihm auch von Colorado. Dass es nicht einfach darum ging, Spaß zu haben auf der Reise, sondern dass ich unbedingt dorthin musste. Dass ich manchmal das Gefühl hatte, ich würde nie ausdrücken können, warum das so wichtig für mich war, egal wie sehr ich mich um die richtigen Worte bemühte. Dass es mir vorkam, als wollte ich jemandem ein Loch beschreiben. Außer dass es tief und schwarz und einsam darin war, gab es nichts darüber zu sagen.
    Ich erklärte ihm, dass es bei der Reise nicht darum ging, lustige Spielchen zu spielen oder etwas Romantisches zu erleben, und dass meine Nähe zu Zack und Bethany sich nie zwischen ihn und mich schieben würde. Es ging um Bewältigung, ums Abschließen. Es ging darum, ein Geheimnis zu ergründen. Antworten zu finden, die Dad mir nicht geben konnte oder wollte. Es ging darum, dass ich an den Ort fuhr, an den meine Mom gewollt hatte, und dass ich einen Weg fand, mich innerlich mit ihr auszusöhnen. Es ging darum, mich auf einen Berggipfel zu stellen und zu schauen, ob ich sie spüren konnte. Es ging um mein ganzes Leben und ich konnte auf diese Reise unmöglich verzichten, bloß weil einer meiner besten Freunde zufällig ein Junge war. Ich musste mich vergewissern, dass meine Mom   … mich nicht einfach so hatte fallen lassen. In Colorado hatte es irgendwas Besseres gegeben. Es musste etwas Besseres gegeben haben. Mom hatte mich nicht bloß aus einer   … Laune heraus verlassen.
    Ich redete und redete, bis die Sonne verschwunden war und ringsum Lichter angingen, die uns in einen orangefarbenen Schimmer tauchten. Auch die Scheinwerferder vorbeifahrenden Autos leuchteten jetzt hell und ich war froh darüber, dass uns das Wageninnere immerhin ein wenig Schutz bot.
    Irgendwann fing ich an zu weinen. »Du musst das verstehen«, sagte ich und fuhr mit den Fingern über Coles Handrücken. »Ich kann nicht anders, ich muss das tun. Mit meinen besten Freunden, denn sie haben das alles zusammen mit mir durchgestanden. Und zwar beide. Zack manchmal noch mehr als Bethany.«
    Cole war die ganze Zeit über still gewesen und hatte mich reden lassen. Als ich fertig war, blieb er eine Weile lang regungslos sitzen. Dann zog er langsam seine Hand unter meiner hervor. Mit einem Finger strich er über das Lederband an meiner Halskette. »Du hast sie also nie abgelegt?«, fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Warum nicht?«, fragte er weiter.
    »Weil   …«, begann ich und umschloss die Kette mit meiner Faust, »weil sie das Einzige ist, was ich von ihr habe.«
    Er schaute nachdenklich, dann richtete er sich auf, kramte seinen Autoschlüssel aus der Hosentasche, steckte ihn ins Zündschloss und ließ den Motor aufheulen.
    »Ich muss nach Hause«, sagte ich. »Ich muss mit   …« Erst zögerte ich, dann setzte ich mich gerade hin und beendete den Satz: »Ich muss mit Bethany und Zack reden. Über gestern Abend. Ich will mich wieder mit ihnen vertragen.«
    »Das hier dauert nicht lang«, sagte er. »Ich will dir nur was zeigen.«
    Er legte den Gang ein und fuhr vom Parkplatz.
    »Ich muss um sieben zu Hause sein«, sagte ich, aber meine Neugier war jetzt stärker als das Gefühl von Dringlichkeit. Ich würde Bethany und Zack sagen, ich hätte länger arbeiten müssen. Das würden sie schon verstehen. So wie immer.
    Cole stellte das Radio an und gab beim Hinausfahren auf die Straße so viel Gas, dass ich in den Sitz zurückgedrückt wurde. Er hatte jetzt wieder diesen entschlossenen Gesichtsausdruck, genau wie am Vorabend oben am See, als er Football gespielt hatte. Diesen Gesichtsausdruck, der allen klarmachte, dass er kriegen würde, was er wollte, und dass niemand es wagen sollte, sich ihm in den Weg zu stellen. Den Gesichtsausdruck, der signalisierte: »Sieger.«
    Nachdem wir ein paarmal abgebogen und in eine Wohngegend gekommen waren, fuhr Cole endlich wieder langsamer. Und noch ein paar Abbiegungen später blieb er vor einem grauen Haus stehen.
    Ich spähte durch die Windschutzscheibe auf das dunkle Haus vor mir, dann sah ich Cole fragend an.
    »Komm«, sagte er. »Du sollst sehen, was dir erspart bleibt.« Er stieg aus und schloss seine Tür, kam aber nicht wie sonst herüber zu mir, um die

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