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Bitter Love

Bitter Love

Titel: Bitter Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brown
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Beifahrertür zu öffnen. Also machte ich die Tür selbst auf, stieg aus und blickte ihn über das Autodach hinweg an.
    »Sieht aus, als wäre niemand zu Hause«, sagte ich.
    »Ach, sie ist da«, sagte er. »Beide sind sie da.«
    Sonst sagte er überhaupt nichts mehr, während ich hinter ihm her nach drinnen ging und mich fragte, warum seine Stimme bei dem Wort »sie« so verbittert geklungen hatte.

Kapitel 19
    Das Haus lag vollkommen im Dunkeln, als wir es betraten, und wirkte fast wie eine Höhle. Wäre da nicht das ferne Echo eines Sitcom-Schlagabtauschs gewesen, dem schallendes Konservengelächter folgte, wäre ich sicher gewesen, dass Cole und ich allein hier waren.
    Cole warf seine Schlüssel mit einem lautem Klirren auf den kleinen Tisch bei der Tür und durchquerte in großen Schritten das angrenzende Zimmer   – er ging so schnell, dass ich kaum hinterherkam. Ich versuchte, um mich herum so viel wie möglich wahrzunehmen, aber in der Dunkelheit war das schwierig.
    Das Haus wirkte leer und kahl. Es gab keine Bilder an den Wänden. Hier und da stand ein bisschen Krimskrams auf den wenigen Möbeln, die für mich nur verschwommene Flecken im Finstern waren. Auf dem Boden ein Korb mit einer Wolldecke darin. Da eine Kerze, dort ein Buch. Ich fragte mich, ob die restlichen Sachen noch in Umzugskisten waren oder ob ihr Zuhause immer so wenig wohnlich wirkte.
    Wir kamen in eine Küche. Von hier aus war das Zuschauerlachen deutlicher zu hören und der kleine Treppenabgang rechts von uns wurde von typisch bläulichem Fernsehflackern erleuchtet. Da unten saß jemand und schaute fern.
    »Was zu trinken?«, fragte Cole und öffnete den Kühlschrank. Der gelbe Lichtfleck auf dem Linoleumboden war so hell, dass ich blinzeln musste   – meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt.
    Ich schüttelte den Kopf. Er schnappte sich eine Getränkedose, machte sie auf und schloss den Kühlschrank wieder, wodurch die Dunkelheit nun noch undurchdringlicher wirkte. War das für Cole alles normal? Tappte er jeden Abend zu billigem Fernsehgelächter in einem Haus voller Schatten herum?
    »Cole«, sagte ich, aber da war er schon bei der Treppe.
    »Komm jetzt. Ich will dir meine Eltern vorstellen.« Von der obersten Treppenstufe aus streckte er mir den Arm entgegen. In der Dunkelheit konnte ich sein Gesicht nicht sehen. Darüber war ich froh, denn ich hatte das Gefühl, dass seine Miene mich erschreckt hätte. Der Junge, der meine Wange gestreichelt und mir gesagt hatte, er würde bis in alle Ewigkeit auf mich warten, war in diesem Moment nicht da. Langsam ging ich auf ihn zu, packte seine Hand und hielt sie fest, während er mich die Treppe hinunterführte.
    Wir kamen in ein lang gezogenes, schmales Wohnzimmer, das ohne den laufenden Fernseher wohl der düsterste Raum gewesen wäre, den ich je gesehen hatte. Der Boden war mit dunklen Fliesen gekachelt   – braun, vielleicht sogar schwarz   – und die Wände waren holzvertäfelt. Über einer Schiebetür aus Glas hing ein dunkler Vorhang, vor dem ein großes, schattiges Gebilde zu erkennen war, bei dem es sich um ein Sofa handeln musste.
    Der Fernseher thronte auf einem altmodischen Aluminiumgestell neben dem Kamin auf der anderen Seitedes Raums. Es lief eine alte Komödie aus den Siebzigern, und zwar in voller Lautstärke. Vor uns standen, genau auf den Bildschirm ausgerichtet, zwei klobige Fernsehsessel. Die Rückenlehne des einen war weit nach hinten gestellt und auf der Fußstütze ruhte ein Paar nackter Füße   – eindeutig die eines Mannes. Der andere Sessel schien leer zu sein, zumindest von hinten betrachtet.
    Cole zog mich in den Raum hinein, zwischen die beiden Fernsehsessel. »Hallo, Leute«, sagte er mit leerer Stimme. »Ich möchte euch meine Freundin vorstellen, Alex.«
    Ich wandte mich zur Seite und erblickte den Menschen, dem die ruhenden Füße gehörten. Es war ein großer, schwerer Mann in Boxershorts und einem gerippten Unterhemd. Er hatte ein Bier auf seinem hervorstehenden Bauch abgestellt und sah genau wie Cole aus, bloß älter und dicker. Ich konnte kaum fassen, dass dieser Mann Coles Vater sein sollte. Ich hatte ihn mir immer gut aussehend und erfolgreich vorgestellt. Dieser Typ war das genaue Gegenteil. Er wirkte wie eine Karikatur, wie eine Witzfigur aus einem Comic.
    »Hallo«, sagte ich und wollte gerade meine Hand zu einem kleinen Winken heben, als er mich unterbrach.
    »Scheiße, was treibst du da, Cole? Ich kann nichts mehr sehen,

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