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Bitter Love

Bitter Love

Titel: Bitter Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brown
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ich brauchte eine Weile, bis ich mich daran gewöhnt hatte. »Tut mir leid«, murmelte er. »Hier sieht’s furchtbar aus. Brenda putzt nicht und aufräumen tut sie auch nie.«
    Er bückte sich, hob ein paar schmutzige Anziehsachen auf und schmiss sie auf einen Stuhl beim Fenster. Während er aufräumte, sah ich mich in dem Zimmer um. Am Fenster ein nicht besonders hoher Verstärker neben einem alten Korbstuhl, auf dem Boden davor eine Gitarre. An der anderen Wand eine schäbige Kommode, obendraufein Wald von Pokalen. Gegenüber der Kommode ein ungemachtes Bett. Auf dem schlichten Nachttisch neben dem Bett ein paar leere Gläser, ein alter Wecker und das Bild von mir, das ich Cole zu unserem dritten Date mitgebracht hatte. Mit einem wohligen Gefühl im Bauch griff ich nach dem Foto.
    Noch nie hatte irgendwer ein Bild von mir neben seinem Bett stehen gehabt.
    »Setz dich, wenn du willst«, sagte Cole und machte eine Kopfbewegung Richtung Bett, hob ein Paar Schuhe auf und schmiss sie in den Schrank. Ich dachte an Bethany und Zack, die bei Zack zu Hause auf mich warteten. Sie rechneten fest mit mir. Ich sah auf die Uhr   – es war zwar eindeutig zu spät, aber immer noch Zeit genug, um hinzugehen. Ich überlegte, Cole zu sagen, dass ich wirklich zu ihnen musste. Mich mit ihnen auszusöhnen wäre umso schwieriger, je später ich käme. Doch ich sah ihm an, dass er heute Abend absolut nicht in der Stimmung war, über Bethany und Zack zu reden. Etwas Schwarzes umgab ihn, auch jetzt noch, wo es hell war im Zimmer, und machte mir klar, dass er mich jetzt brauchte. Ich setzte mich an den Rand von seinem Bett und stellte das Foto wieder auf den Nachttisch. Hoffentlich würden Bethany und Zack noch ein bisschen Geduld mit mir haben.
    »Also«, sagte er und schnappte sich ein Handtuch, um es über die Stuhllehne zu hängen. »Wie findest du meine Eltern?«
    Ich wusste keine Antwort. »Nennst du deine Mutter immer Brenda?«
    Er zuckte mit den Achseln. »So ziemlich. Du hast sieja gesehen. Mein Vater meint, wenn sie sich nicht wie eine Mutter verhält, darf sie auch nicht so heißen. Er hat mir gegenüber immer nur von Brenda gesprochen, auch als ich noch klein war. Ich hab’s wohl von ihm übernommen.« Im Reden schob er mit dem Fuß ein paar Bücher unters Bett.
    »Ist sie immer, mhm   …« Ich zögerte. Wie sollte ich ausdrücken, was ich dachte? Wirkt sie immer so zombiemäßig? Redet sie immer so piepsig und krümmt sich im Sessel zusammen, als würde sie am liebsten verschwinden?
    Cole beendete den Satz für mich. »…   als würde sie ins Irrenhaus gehören? Nein. Nur wenn sie gerade mal wieder in Selbstmitleid versinkt. Normalerweise ist sie einfach nur nervig. Sie will dauernd irgendwas für mich tun. Mischt sich in alles ein. Und ist überhaupt erbärmlich. Mein Dad ist kein Heiliger oder so, aber immerhin sagt er ihr ordentlich Bescheid, dass sie mich in Ruhe lassen soll. Mach dir keine Sorgen. Sie stört uns bestimmt nicht. Nicht wenn er da ist.«
    Ich schwieg. Daran hatte ich noch nie gedacht   – dass es Mütter geben konnte, die zu sehr da waren. Wie würde ich selbst wohl damit umgehen? Würde es mich nerven, wenn jemand die Nase in meine Angelegenheiten steckte? Eins jedenfalls war klar: Mit Dad hatte ich alle Privatheit, die man sich nur wünschen kann   – ich war mir nur nicht sicher, ob ich sie überhaupt wollte.
    Cole setzte sich neben mich und stützte die Ellbogen auf die Knie, die Hände ließ er zwischen den Beinen baumeln. Er seufzte tief.
    »Ich wollte   … ich wollte einfach, dass du sie kennst«,sagte er. »Ich wollte dir zeigen, dass ich gut verstehe, wie es ist, wenn man sich eine Mutter wünscht. Oder eine Familie. Das hab ich nämlich auch immer getan.« Er schob mir eine Haarsträhne hinters Ohr. »Ich glaube, das hat uns zusammengebracht«, flüsterte er. »Wir brauchen uns beide. Wir wissen beide, wie es ist.«
    Ich nickte. Er hatte recht. In diesem Moment spürte ich mit jeder Faser meines Körpers, dass er recht hatte. Wir gehörten zusammen. Er verstand mich. Seine Mutter war zwar körperlich anwesend, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er wirklich eine Mutter hatte. Er begriff, was es hieß, sich nach etwas Vollkommenem zu sehnen, sich ein Märchen zu wünschen. Er begriff, wie es sich anfühlte, in der eigenen Familie zu vereinsamen. Er verstand mich. Und ich verstand ihn.
    Bethany und Zack   … sie konnten behaupten, mich zu verstehen. Sie konnten mir beistehen an

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