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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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herunter, ließen ihn aber nicht los. Edward rang verzweifelt nach Luft. Die rechte Hand verkrampfte sich um seine Kehle, die Finger gruben nach den Wirbeln.
    Ich musste um Edward herumgehen, um auf die Brust zu feuern. Der Schuss zerriss die linke Brusthälfte und das Herz. Der linke Arm hing sozusagen nur noch an einem Faden. Der Körper fiel zurück in den Sarg.
    Edward fiel keuchend und hustend auf die Knie.
    »Nicke, wenn du atmen kannst, Edward«, sagte ich. Obwohl ich nicht weiß, was ich hätte tun können, wenn Aubrey ihm das Rückgrat zerquetscht hätte. Zurücklaufen und Lillian die Ärztin holen vielleicht.
    Edward nickte. Sein Gesicht war rot-violett gefleckt, aber er atmete.
    Mir klangen die Ohren von dem Gewehrschuss in einem geschlossenen Raum. So viel zum Überraschungseffekt. So viel zum Silbernitrat. Ich schob neue Patronen in das Gewehr und trat an Valentines Sarg. Ich schoss ihn in Stücke. Jetzt war er tot.
    Edward kam taumelnd auf die Beine. Er krächzte: »Wie alt war der Kerl?«
    »Über fünfhundert«, sagte ich.
    Er schluckte, und es sah schmerzhaft aus. »Scheiße.«
    »Ich würde nicht versuchen, irgendwelche Nadeln in Nikolaos zu stecken.«
    Er schaffte es, mich böse anzusehen, während er sich halb auf Aubreys Sarg stützte.
    Ich wandte mich dem fünften Sarg zu. Dem einen, den wir ohne Verabredung bis zuletzt aufgespart hatten. Er stand an der hinteren Wand. Ein niedlicher weißer Sarg, zu klein für einen Erwachsenen. Auf dem Schnitzwerk des Deckels fing sich das Licht.
    Ich war versucht, einfach ein Loch in den ganzen Sarg zu pusten, aber ich musste sie sehen. Ich musste sehen, worauf ich schoss. Meine Brust verkrampfte sich, das Herz schlug mir im Hals. Sie war ein Meistervampir. So einen zu töten war selbst bei Tageslicht eine riskante Sache. Ihr Blick kann einen bis zur Dunkelheit festhalten. Und ihr Geist. Ihre Stimme. So viel Macht haben sie. Und Nikolaos war der mächtigste, den ich je gesehen hatte. Ich hatte mein geweihtes Kreuz um den Hals. Es würde schon gut gehen. Mir waren schon zu viele Kreuze abgenommen worden, als dass ich mich je ganz sicher fühlte. Tja. Ich versuchte, den Deckel mit einer Hand anzuheben, aber er war schwer und nicht für leichtes Öffnen gemacht wie bei modernen Särgen. »Kannst du mich hier unterstützen, Edward? Oder bist du noch dabei, das Atmen wieder zu lernen?«
    Edward trat neben mich. Er hatte fast seine gesunde Farbe wieder. Er fasste den Deckel, und ich hielt das Gewehr schussbereit.
    Er hob ihn an, der Deckel rutschte weg. Er hatte keine Scharniere.
    Ich sagte: »Scheiße!«
    Der Sarg war leer.
    »Suchen Sie nach mir?« Eine helle, melodische Stimme rief vom Gang her. »Keine Bewegung; so sagt man das, glaube ich. Wir sind Ihnen zuvorgekommen.«
    »Ich würde Ihnen nicht raten, nach der Pistole zu greifen«, sagte Burchard.
    Ich sah zu Edward, er hielt die Hände dicht bei der Maschinenpistole, aber nicht dicht genug. Sein Gesicht war ausdruckslos, ruhig, normal. Nur ein Sonntagsausflug. Ich hatte solche Angst, dass ich hinten im Hals die Galle schmeckte. Wir sahen einander an und hoben die Hände.
    »Langsam umdrehen«, befahl Burchard.
    Wir taten es.
    Er hielt irgendeine Halbautomatik in der Hand. Ich bin nicht so ein Waffenexperte wie Edward, darum erkannte ich weder Marke noch Modell, aber ich wusste, sie würde ein großes Loch machen. Außerdem guckte ein Schwertheft über seiner Schulter heraus. Ein Schwert, ein richtiges Schwert.
    Zachary stand neben ihm, ebenfalls mit einer Pistole bewaffnet. Er hielt sie mit beiden Händen und ausgestreckten Armen. Er sah nicht gerade glücklich aus.
    Burchard hielt das Gewehr, als wäre er damit geboren worden. »Lassen Sie die Waffen fallen, bitte, und verschränken Sie die Hände hinter dem Kopf.«
    Wir taten, was er verlangte. Edward ließ die Maschinenpistole fallen, und ich die Schrotflinte. Wir hatten noch genug andere Waffen.
    Nikolaos stand seitlich von uns. Ihr Gesicht war kalt, zornig. Ihre Stimme hallte durch den Raum. »Ich bin älter, als Sie sich überhaupt vorstellen können. Dachten Sie, Tageslicht könnte mich gefangen halten? Nach tausend Jahren?« Sie schritt in die Mitte des Raumes, sorgsam darauf achtend, nicht vor Burchard und Zachary herzugehen. Sie warf einen Blick auf die Überreste in den Särgen. »Dafür werden Sie bezahlen, Animator.« Dann lächelte sie, und ich hatte noch nie etwas so Böses gesehen. »Befreie sie von den übrigen Waffen, Burchard; dann

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