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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Bestimmtem: »Ich dachte, Höhlen wären feucht.«
    Ein kleinerer Rattenmann in einem T-Shirt sagte: »Die Cherokeehöhlen sind tot.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Trockene Höhlen, die kein Wasser haben und wo keine Kalkformationen wachsen, nennen wir tot.«
    »Aha«, machte ich.
    Er zog die Lippen über die Zähne zurück, sollte ein Lächeln sein, glaube ich. »War mehr als Sie eigentlich wissen wollten, hm?«
    Rafael fauchte. »Wir sind nicht wegen einer Führung hier, Louie. Still jetzt, alle beide.«
    Louie zuckte die Achseln und kletterte vor mir her. Er war derjenige aus dem Restaurant, der mich angesehen hatte.
    Eine der Rattenfrauen war schon fast grau. Ihr N;nne war Lillian, und sie war Ärztin. Sie trug einen Rucksack mit Medizin und Verbandszeug. Sie schienen mit Verwundeten zu rechnen. Immerhin hieß das auch, dass sie glaubten, wir könnten es lebend überstehen. Ich hatte da so meine Zweifel.
    Zwei Stunden später senkte sich die Decke so weit, dass ich nicht mehr aufrecht stehen konnte. Und ich merkte, wozu die Sturzhelme gut waren. Mindestens tausendmal stieß ich mir am Fels den Kopf. Ich hätte mich bewusstlos geschlagen, lange bevor wir Nikolaos überhaupt begegneten.
    Die Ratten waren für den Tunnel wie geschaffen, sie liefen leichtfüßig, mit abgeflachtem Körper und einer eigentümlich huschenden Anmut. Edward und ich konnten da nicht mithalten. Nicht einmal annähernd.
    Ich hörte ihn hinter mir leise fluchen. Seine Körperlänge wurde ihm zur Qual. Mein Kreuz bestand nur aus Schmerzen. Edward musste es noch schlechter gehen. Es gab Stellen, wo die Decke sich öffnete und wir uns aufrichten konnten. Ich fing an, mich darauf zu freuen wie ein Taucher auf eine Luftblase.
    Die Dunkelheit veränderte sich ein wenig. Licht - weit hinten gab es Licht, nicht viel, aber es war zu sehen. Es flimmerte am Ende des Tunnels wie eine Luftspiegelung.
    Rafael hockte sich neben uns. Edward setzte sich auf den trockenen Stein. Ich folgte seinem Beispiel. »Da ist Ihr verfluchtes Verlies. Wir werden hier bis Sonnenuntergang warten. Wenn Sie bis dahin nicht zurück sind, gehen wir. Falls Nikolaos tot ist, werden wir Ihnen helfen, wenn wir können.«
    Ich nickte; das Licht an meinem Sturzhelm nickte mit. »Danke für Ihre Hilfe.«
    Er schüttelte seinen schmalen Rattenkopf. »Ich habe Sie vor des Teufels Tür gebracht. Danken Sie mir nicht dafür.«
    Ich sah Edward von der Seite an. Seine Miene war noch immer distanziert und undurchschaubar. Falls ihn interessierte, was der Rattenmann gerade gesagt hatte, so war es ihm nicht anzusehen. Wir hätten ebenso gut über eine Einkaufsliste reden können.
    Edward und ich knieten uns vor die Öffnung zum Verlies. Nach der Dunkelheit war der Fackelschein unglaublich grell. Edward drückte seine Uzi an sich, die er sich über die Brust gehängt hatte. Ich hatte die Schrotflinte. Ich trug auch meine beiden Pistolen und zwei Messer bei mir, und den Derringer hatte ich in der Jackentasche. Er war ein Geschenk von Edward. Er hatte ihn mir mit einem Tipp überreicht. »Er schießt wie ein Schwächling, aber drück ihn jemandem unters Kinn, und es wird ihm den verdammten Schädel wegblasen.« Gut zu wissen.
    Draußen war es hell. Von den Vampiren sollte sich keiner rühren, aber Burchard würde da sein. Und wenn er uns entdeckte, würde Nikolaos es auch wissen. Irgendwie würde sie es wissen. Eine Gänsehaut kroch mir die Arme hinauf.
    Wir kletterten hinein, bereit zu Mord und Totschlag. Der Raum war leer. Mein gesamtes Adrenalin machte sich in meinem Körper breit, sodass mein Atem zu schnell ging und mein Herz grundlos hämmerte. Die Stelle, wo sie Philip angekettet hatten, war sauber. Jemand hatte sie wirklich gründlich geschrubbt.
    Ich widerstand dem Drang, die Wand, wo er gestanden hatte, zu berühren.
    Edward rief mich leise. »Anita.« Er war schon an der Tür.
    Ich eilte ihm nach.
    »Was ist denn?«, fragte er.
    »Hier hat sie Philip umgebracht.«
    »Konzentriere dich auf unsere Aufgabe. Ich will nicht sterben, weil du hier herumträumst.«
    Ich wollte schon aufbrausen, schluckte es aber herunter. Er hatte Recht.
    Edward probierte die Tür, und sie ließ sich öffnen. Keine Gefangenen, keine Notwendigkeit, sie abzuschließen. Ich nahm die linke Seite der Tür, er die rechte. Der Gang war leer.
    Meine Hände waren schweißnass. Edward ging an der rechten Wand entlang. Ich folgte ihm in die Höhle des Drachen. Ich fühlte mich gar nicht wie ein Ritter. Hatte mein

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