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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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mich reingelegt! Sie hat gesagt, sie würde mich heiraten, wenn ich Machnitzky dazu bringe, alles zuzugeben.«
    »Das klingt so faul wie der da drüben«, grinste Tom und wies auf die Leiche.
    »Was wollen Sie? Ich habe diesem Mann nichts getan!«
    »Aber Fabian und dem Rest der Skatrunde. Das reicht wohl.«
    Traubes Miene verfinsterte sich. Er schien seine Chancen auszurechnen. »Als Fabian umgebracht wurde«, sagte er leise, »war ich mit Nora ...«
    »Sparen Sie sich ihre Ausreden für den Richter«, unterbrach ihn Ben. Er griff nach den Handschellen.
    Traube zitterte vor Wut. Seine Stimme überschlug sich. »Sie glauben doch nicht, dass Sie Nora bekommen können? Nora würde nie mit Ihnen nach Südamerika gehen, auch nicht, wenn Sie mir die Morde anhängen!«
    Ben ignorierte Toms erstaunten Blick. »Tom, du kannst den Streifenwagen herbestellen. Das Telefon ist auf der Kommode.«
    Auf einmal ging alles sehr schnell. Traube bückte sich nach dem Messer. Noch im Hochkommen erwischte er Ben am Arm.
    Ben schrie auf und griff dorthin, wo es brannte. Er fühlte, wie sein Hemd nass wurde. Als die Schrecksekunde vorbei war, sah er Traubes hassverzerrtes Gesicht. Der Schauspieler holte aus.
    Ben wich zurück und stolperte über einen Sessel. Im Fallen räumte er die Picassos von der Wand. Das Glas des Bilderrahmens knirschte unter Traubes Füßen. Die Klinge blitzte auf. Ben trat nach Traube, doch der schien es gar nicht zu spüren.
    Ben sah den Stoß kommen. Er versuchte, zur Seite zu kriechen und Traube zugleich mit der Schuhspitze zwischen den Beinen zu treffen. Im selben Moment krachte ein Schuss. Traube brach über Ben zusammen. Das Messer fuhr in die Diele neben seinem Kopf.
    Als Ben sich unter dem reglosen Schauspieler hervorgestrampelt hatte, stand Tom noch immer in der Wohnzimmertür und zielte. Ben sah, wie die Hände des Kollegen zitterten. Er schob ihm den zweiten Sessel hin.
    »Scheiße«, sagte Tom. »Ich habe ihn erschossen.«
    »Mach 'ne Kerbe in den Griff, Kumpel. Du hast mir das Leben gerettet.«
    »Bist du sicher?«
    »Es wird eine Untersuchung geben, aber keine Sorge: Die Sache ist eindeutig.«
    Ben stellte fest, dass Traube nicht mehr zu helfen war. Danach verständigte er die Kollegen und den Krankenwagen.
    Tom saß reglos im Sessel. Ben nahm den jungen Kollegen in den Arm.
    So trafen die Uniformierten sie an, die Minuten später in die Wohnung stürmten.
     
     
    77.
     
    Das Notorious hatte bis drei Uhr geöffnet, und so kurz vor Schluss war nicht mehr viel los. George winkte ihm müde zu, und Anita rief etwas zur Begrüßung, doch Ben setzte sich ohne Reaktion an einen Tisch.
    Wie in Trance stierte er auf die Flaschen hinter der Bar. Mehrfach war er in den letzten Tagen nicht schnell genug gewesen. Nicht gut genug. Doch der Fall war gelöst. Ben fühlte, wie ganz langsam die Anspannung von ihm wich. Er konnte aufatmen.
    Es pochte unter dem Verband, den die Sanitäter angelegt hatten, die Traube und Machnitzky abholen kamen. Er dachte an Tom. Vielleicht hatte der Kollege ihm wirklich das Leben gerettet.
    Und Ben dachte an Nora. Er hatte versucht, sie zu erreichen, doch sie hatte nicht abgehoben. Wahrscheinlich schlummerte sie tief und fest im Dämmer ihrer Tabletten. Ben war froh über den Ausgang der Geschichte. Noras Unschuld füllte ihn mit Erleichterung.
    Die Schauspielerin hatte ihm mehrmals Liebeserklärungen gemacht, und Ben war überzeugt, dass sie es ernst meinte. Aber er war sich auch im Klaren darüber, dass diese Liebe nicht von Dauer sein konnte. Nora Fabian lebte in einer anderen Welt, so ähnlich sie sich in vielen Dingen auch waren.
    Was Ben bleiben würde, war eine Einkaufstüte voller Geld. Er beschloss, es mit Genuss zu verjubeln. Und danach wäre er wieder das, was er vorher gewesen war. Ein Bulle. Ein bisschen korrupt, ein bisschen kriminell. Ein ganz normaler Scheißbulle.
    Nur eines wollte er nicht mehr sein: Der große Tröster.
    Nie wieder die Kontrolle verlieren.
    Der Chef des Ladens hantierte an der Kasse herum, George spielte etwas Populäres von Miles Davis, und Anita trat an Bens Tisch.
    »Das Übliche?«, fragte sie mit einem warmen Lächeln.
    »Ja«, sagte Ben mechanisch. Als sie sich umdrehte, starrte er wieder auf den hautengen Stoff ihrer Dienstkleidung. Auch diesmal keine Spur eines Slips. Ihre Beine konnten sich wirklich sehen lassen.
    Ben rief ihr hinterher: »Nein, ich hab's mir anders überlegt. Alkohol, bitte!«
    Anita kam zurück und legte den Kopf schief.

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