Bittere Delikatessen
Die Brüstchen!
»Warte eine Sekunde. Ich habe etwas auf dem Herd.« Keuchend trabte er zurück. »Bin gleich bei dir!«
Das Rebhuhn rasch vom Herd, fast hätte er die Weinflasche umgestoßen.
»So!«
Der Flur war leer. Er schloss die Wohnungstür, folgte dem Gast ins Wohnzimmer und blickte auf ein großes Küchenmesser, von der gleichen Sorte wie das, mit dem er gerade noch die Pilze geschnitten hatte. Bereits der erste Hieb durchtrennte seinen Kehlkopf und die Halsschlagader.
Der Puls presste eine Blutfontäne aus der klaffenden Wunde. Heinz Fabian fasste sich an den Hals. Überraschung, dann erst Angst.
DER ABGRUND.
Er versuchte zu schreien. Es wurde nicht mehr als ein Röcheln. Ein Schwall warmen Blutes rann über seine Finger auf die Brust hinunter. Ein hässlicher roter Fleck auf seinem Hemd, der rasch immer größer wurde. Fabian taumelte und brach zusammen.
DIE FINSTERNIS.
Die Fontänen aus dem Hals wurden mit jedem der letzten Pulsschläge kleiner.
Der Gast zog den blutbespritzten Mantel aus und wickelte das Messer darin ein. Und hatte ein Gefühl von Macht. Das Gefühl, eine Grenze überschritten zu haben.
Montag
2.
Morgenpost, 26. Juni, Lokales:
POLIZEIPRÄSIDENT FANSELOW BALD IN PENSION?
POSTENKARUSSELL IM PRÄSIDIUM DREHT SICH WEITER
Die Nachwehen der Affäre Bollmann halten an. Carlhanns Fanselow, der nach dem Tod Harald Bollmanns vor erst sechs Monaten als neuer Behördenchef vom Innenministerium zur Polizei versetzt worden war, scheint bereits über sein Ausscheiden nachzudenken. Wie aus informierten Kreisen bekannt wurde, will Fanselow bei den Landtagswahlen im nächsten Jahr für ein Mandat kandidieren und vorher in den Ruhestand gehen. Innenminister Lemke steht damit erneut vor dem Problem, die Führung des Polizeipräsidiums zu besetzen.
Als möglicher Nachfolger gilt unter anderen der Leiter der Kriminalpolizei, Kriminaloberrat Clemens Sonntag (56), nach Fanselow ranghöchster Polizeibeamter. Gegen ihn spricht der oft geäußerte Wunsch Lemkes, die Führungsspitzen im Lande verjüngen zu wollen.
Im Dezember letzten Jahres war Fanselows Vor-Vorgänger Hans-Werner Kurz aus gesundheitlichen Gründen vom Amt des Polizeichefs zurückgetreten. Dessen Nachfolger Harald Bollmann war nur sechs Tage im Amt. Bollmanns Tod und die damit verbundene Affäre hatten ein Postenkarussell in Bewegung gesetzt, das sich auch jetzt noch weiterdreht. Die Oppositionsparteien im Landtag warfen Innenminister Lemke vor, die Behörde als Karriereleiter für Freunde und Parteimitglieder zu missbrauchen. Statt endlich Ruhe in den Polizeiapparat zu bringen, gefährde er so die öffentliche Sicherheit. Ein Sprecher des Innenministers wies gestern die Vorwürfe als unbegründet zurück.
Blitz, 26. Juni, Innenteil, Rubrik »Watzmannhaus intim«
WATZMANNHAUS IN BLITZ UND DONNER
KOMPARSE FAST IN FLUTEN ERTRUNKEN
Von Alex Vogel. Während uns am Rhein das Hoch »Xaver« zu schaffen macht, krachen in den Bergen die Gewitter. Die gestrigen Dreharbeiten zu Europas größter TV-Serie fielen buchstäblich ins Wasser. Beim Versuch, sich vor einem plötzlichen Wolkenbruch ans Ufer zu retten, kenterte auf dem Hallstädter See ein Ruderboot mit fünf Komparsen. Ein Nichtschwimmer konnte im letzten Moment gerettet werden. Die für heute geplanten Außenaufnahmen bei Bad Goisern wurden um eine Woche verschoben. Chefregisseur Dietling gibt sich dennoch optimistisch: »Das Watzmannhaus liegt gut im Zeitplan.«
Sämtliche Hauptdarsteller sind inzwischen in den MMD-Studios eingetroffen, wo am Samstag die Innenaufnahmen begonnen haben (BLITZ berichtete). Hektisches Treiben in den Hallen am Rhein: Während die Stars vor der Kamera bereits ihr Bestes geben, wird nebenan noch an der Kulisse gebaut. Mögliche Mehrkosten der Pro-Sat-Produktion durch den Wetterschock im Salzkammergut: 2 Mios! »Das kriegen wir wieder rein«, so der Kommentar eines Assistent-Managers. Ironie des Wettergottes: Am richtigen Watzmann in Oberbayern, nur 50 Kilometer entfernt, blieb es gestern trocken. Aus Kostengründen hatte man die Außenarbeiten nach Österreich gelegt!
Blitz, letzte Seite:
XAVER LÄSST DIE DEUTSCHEN SCHWITZEN
Drei Dinge bestimmen das Wetter in der kommenden Woche: Sonne, Sonne, Sonne. Hochkonjunktur für Bademeister und Eisverkäufer! Ein stabiles Hoch über Skandinavien bringt bis zum Freitag trockene Heißluft aus dem Osten. Die Wetterforscher nennen es Xaver – für Tiefs gibt es
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