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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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sondern dass sie aus dem Verkehr gezogen werden«, ergänzte Engel. »Es geht nicht um persönliche Eitelkeiten. Wir ziehen alle an einem Strang.«
    Die Stimme des Reporters überschlug sich fast vor Begeisterung darüber, dass er ein dermaßen langes Liveinterview führen durfte. »Bescheidenheit ist eine Zier«, rief er. »Das waren Erster Hauptkommissar Frank Brauning und, äh, Kriminaloberkommissar Benedikt Engel, die Helden des Tages – und damit zurück ins Funkhaus zu unserem Helden Matthias!«
    »Danke, Norbert«, sagte der fröhliche Studiomoderator, während er langsam den Musikregler hochzog. »Das war unser Livebericht von der Razzia im Haus des bekannten Medienberaters Hermann Kuschke. Zwei Kilogramm Kokain wurden beschlagnahmt und zehn Verdächtige festgenommen. Mehr über den Coup gleich in unserem News-Magazin.«
    Tom kaute an seinem Schnurrbart.
    Ich meine es ernst. Geh da nicht hin!
    Es dauerte einige Minuten, bis er sah, dass er sämtliche Kugelschreiber zerlegt und die Minen verbogen hatte.
    Dann zerriss er seinen Bericht in kleine Fetzen.
     
     
    70.
     
    So früh war Ben selten im Notorious gewesen. Anita, die Kellnerin, wischte die Tische, und George stand anstelle seines Chefs hinter dem Tresen und putzte Gläser im Schneckentempo. Da das Notorious im Souterrain lag, war es hier deutlich kühler als draußen, wo der Sommer weiter alle bisherigen Rekorde brach.
    Bevor er Nora anrief, um sich mit ihr zu verabreden, wollte Ben sich erst noch eine Verschnaufpause gönnen.
    Als George ihn sah, kam er an Bens Tisch, um mit ihm über die neuesten Jazzplatten zu diskutieren. Der gemütliche Schwarze war als Fachmann unschlagbar, und Ben hatte eine Menge von ihm gelernt. Er hörte ihm gern zu. Er liebte sein Lachen, und George lachte viel.
    Anita brachte Ben unaufgefordert ein Mineralwasser, und er bestellte Panzerotti mit Spinat. Die beiden Männer sahen ihr hinterher. Ben fragte sich, ob sie Wäsche unter ihrem Cat-Suit trug. Sooft er auch auf ihren Hintern starrte, noch nie hatte er gesehen, dass sich der Rand eines Slips unter dem grauen Elastikstoff abzeichnete.
    »Ich spiel dir mal was vor«, sagte George und legte die erste CD des Tages auf.
    Es war ein moderner Großstadtrhythmus mit einem Hauch von Afrika. Das Thema ließ nicht lange auf sich warten. Mehrere Bläser, die perfekt harmonierten. Dann die Soli, kurz und rasch aufeinanderfolgend: Trompete, Tenorsaxophon, Posaune, jeder versuchte den anderen an Fantasie und Tempo zu übertreffen.
    Und dann wieder der Refrain. Musik wie heißes Fieber, wie ein Rausch.
    »Wer ist das?«, rief Ben begeistert.
    »Branford Marsalis«, antwortete George, und sein ganzer Körper zuckte im Takt. »Aus meine Heimat California.«
    Ben wusste, dass George aus Los Angeles stammte. Wenn dort alles so war, dann verstand Ben nicht, warum George weggegangen war.
    Ein zweites Trompetensolo folgte.
    »Roy«, sagte George und begann zu schnippen. »Keine andere hat die satte Sound.«
    Um das Quintett von Roy Hargrove zu hören, war Ben im letzten Jahr eigens nach Frankfurt gefahren. Er schloss die Augen und träumte.
    Es wurde Ben immer gleichgültiger, was die Behörde zu seiner Affäre mit Nora sagen würde und auch, ob die Zwei-Mann-Razzia im Haus des feisten Medienberaters Bens Ansehen mehren würde. Er vergaß sogar seine Enttäuschung darüber, dass er den dritten Mord nicht hatte verhindern können.
    Jazz war seine Droge.
    George spielte ihm weitere Stücke vor. Seine persönliche Hitparade. Als Anita die Panzerotti brachte, setzte sich George erneut an den Tisch, um ihm Gesellschaft zu leisten. Ben fragte ihn aus, über Kalifornien, über L. A.
    »Warum bist du eigentlich weggegangen?«
    »Crime and violence. Hier ist viel mehr Sicherheit.«
    Ben musste an die letzten Tage denken. George bemerkte seinen ungläubigen Blick.
    »Oh doch«, sagte der Schwarze. »In die Viertel, wo ich aufgewachsen, ist die Chance, erschossen zu werden, höher als in Sarajewo. It's a bad neighbourhood. Die Unterschied ist, dass in L. A. sich niemand aufregt darüber.«
    »Ich würde trotzdem gern mal hinfahren. Hollywood, Sunset Boulevard, die Namen lösen bei mir sofort Fernweh aus.«
    »Ich war in die Frühjahr dort, zusammen mit meine Frau. Willst du sehen die Fotos?« Und George zeigte ihm Bilder von der Wüste und vom Meer, von Straßen und Wolkenkratzern, von Hollywood, Venice, Watts. Es war nicht alles so wie die Musik.
    »Ich sehe immer nur deine Frau oder Verwandte von

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