Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
Vom Netzwerk:
dir. Warum bist du nie abgebildet?«, fragte Ben.
    »Ganz einfach«, lachte George mit seiner tiefen, rauen Stimme. »Irgendjemand muss die Fotos ja machen!« Ben fiel in das Lachen ein.
    Es kamen weitere Gäste, und George bekam zu tun.
    Ben tupfte Sahne und Spinatreste mit einem Stück Brot aus dem Teller. Seine Gedanken begannen zu wandern. Er grübelte zum wiederholten Mal darüber nach, wie er Traube eine Falle stellen könnte. Und wieder dachte er an Nora und an den grausigen Fund in Falks Laube.
    Plötzlich fuhr ein Blitz durch Bens Nerven. Sein Herz pochte los.
    Irgendjemand muss die Fotos ja machen!
    »Hast du ein Gespenst gesehen?«, fragte Anita, als sie ihm ein weiteres Wasser brachte.
    Ben legte einen Zwanzigmarkschein auf den Tisch und rannte aus dem Lokal.
     
     
    71.
     
    Draußen waren schwarze Gewitterwolken aufgezogen und sorgten für eine frühe Dämmerung. Im selben Moment, als Ben sein Auto startete, begannen schwere Tropfen auf die Scheibe zu klatschen. Sie verdampften, sobald sie auf den heißen Asphalt trafen, und im Nu entstand eine Nebeldecke, die für Bens Scheinwerfer fast undurchdringlich war.
    Er sah weder Mittelstreifen noch Randstein, dennoch raste er durch die Stadt, als sei der Teufel hinter ihm her. Immer wieder erhellten Blitze für Sekunden den gesamten Himmel.
    Im Autoradio sprachen sie bereits über das nächste Hoch und über die Klimakatastrophe, doch Ben hörte nicht hin. Die Wischer arbeiteten im Schnellgang. Eine Ampel schaltete auf Gelb. Ben beschleunigte, doch sein Vordermann hielt an, noch bevor es rot wurde. Ben stieg auf die Bremse, und sein Auto geriet ins Schlingern. Nur Millimeter hinter dem anderen kam der Golf zum Stehen. Ben fluchte, erst über den Vordermann, dann über sich. Sein Herz klopfte, und als die Ampel grünes Licht gab, fuhr er bedächtiger.
    Zehn Minuten später hielt Ben in zweiter Reihe. Die wenigen Schritte bis zur Haustür reichten aus, um ihn völlig nass werden zu lassen.
     
    Die kleine, mollige Frau trug Schwarz, dasselbe wie zwei Tage zuvor auf Fabians Beerdigung. Ihre Augen waren verquollen. Ben nahm den Kaffee an.
    »Ich weiß, es war ein Schock für Sie«, entschuldigte er sich. »Erst der Mord an Ihrem Mann, dann der Fund in der Laube. Aber ich muss Sie noch einmal etwas fragen.«
    »Mir ist klar, was für ein Schwein Leo war, und trotzdem fehlt er mir.« Beate Falk presste die Lippen aufeinander.
    Ben war ungeduldig. Er hatte heute schon einmal einen Wettlauf verloren. »Drei Männer waren auf den Fotos zu sehen. Auf einigen alle drei zusammen.«
    Beate Falk heulte los.
    »Bitte, erinnern Sie sich«, insistierte Ben. »Da muss es noch einen Vierten geben! Den, der die Fotos gemacht hat. Gab es neben Fabian und Vondermühle noch jemanden, mit dem sich ihr Mann damals traf? Einen vierten Mann?«
    »Warten Sie«, sagte sie, und ihr Schluchzen ebbte ab. Ben sah, wie die Erinnerung in ihr arbeitete. »Das muss die Skatrunde gewesen sein.«
    »Skatrunde?«
    »Ja. Einmal die Woche hatten sie bei Fabian ihren Skatabend. Willi hieß der Vierte. Reihum setzte immer einer aus. Wie beim Preisskat. Deshalb spielten sie zu viert.«
    Ben interessierte sich nicht für Spielregeln. »Willi, und wie weiter?«
    »Willi, Willi ...«
    »Frau Falk, bitte! Das ist wichtig! Er könnte das nächste Mordopfer sein!«
    »Noch ein Mord?«
    »Wo wohnt er? Wo arbeitet er?«
    »Stimmt es, dass Martin Vondermühle auch tot ist? Ich hab im Radio so etwas gehört.«
    »Frau Falk! Wie hieß Willi mit Nachnamen?«
    Die kleine Frau schüttelte wieder den Kopf. »Ich komm nicht drauf.«
    »Sie müssen sich erinnern!«
    »Das ist so lange her!«
    »Haben Sie Willi einmal kennengelernt? Hatte er vielleicht einen Spitznamen?«
    »Einmal waren wir bei ihm zu Hause, hier in der Stadt, glaube ich. Und im Karneval gingen wir ein paar Mal zusammen aus, die ganze damalige Clique. Er war so ein kleiner Dicker, ein witziger Kerl. Ja, er hatte einen Spitznamen. Jetzt fällt es mir ein! Willi Macht-nix, so haben die anderen ihn genannt. Bei jedem Schnaps sagte Leo immer: Prost, Willi Macht-nix. So ähnlich hat er auch geheißen. Warten Sie ...«
    »Kann ich mal Ihr Telefonbuch haben?«
    Beate Falk grübelte weiter. Ben blätterte.
    Er fand drei Eintragungen, die nach Meinung der Witwe passen konnten. Falls der Mann noch in der Stadt wohnte.
    Machnick W. Chlodwig-13
    Machnitzke Willi Feld-6
    Machnitzky Wilhelm Kölner-72
    Ben riss die Seite heraus.
     
     
    72.
     
    Das Donnern hatte

Weitere Kostenlose Bücher