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Bitterer Chianti

Bitterer Chianti

Titel: Bitterer Chianti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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wieder zu ihnen hinüber. Das waren keine Geschäftsleute, sie waren nur so angezogen, sie wirkten viel zu gewöhnlich, einer von ihnen hatte ziemlich ungepflegte Hände ...
    Dann kam Strozzi – nicht aus dem Fahrstuhl, sondern aus dem Treppenhaus. Scudiere winkte, Strozzi grüßte zurück und kam auf sie zu. Als er Frank erkannte, stand ihm der Mund offen. Er blieb stehen. «Sie?»
    «Ja», sagte Frank gedehnt, «und ziemlich lebendig. Enttäuscht? Setzen Sie sich, machen Sie es sich bequem, Avvocato. Meiner müsste jeden Moment eintreffen.»
    «Ihr was?»
    «Mein Anwalt, der sich mit Ihren Scheinfirmen befasst und ...», Frank zog den nächsten Satz absichtlich in die Länge, «... mit den Geschäften ihrer leider auf so dramatische Weise verstorbenen Signora Tuccanese. Die haben Sie ja bereits – um Sie zu zitieren – aus der Kette entfernen lassen?»
    Strozzi blickte Scudiere kalt an, dessen Augen die Marmorplatte des Kaffeehaustisches durchbohrten. Der Avvocato begriff, dass er reingelegt worden war. «Das wirst du bereuen, Scudiere», sagte er voller Verachtung, «das schwöre ich dir!» Seine Augen wurden ganz klein und gelb, Hass und Mordlust lagen in seinem Blick.
    Frank durfte die Kontrolle über die Situation keinesfalls verlieren, er musste das Gespräch dominieren: «Ihren Killer, diesen McEvern, den finden Sie wahrscheinlich im Bett neben dem seines Kollegen. Wie der nun wieder heißt, weiß ich nicht, ist aber auch egal, non è vero?»
    Avvocato Strozzi würdigte Frank keines Blickes, dafür rüttelte er Scudiere und versuchte, in seinem Gesicht zu lesen. «Hast du...?»
    «Nein, ich habe nichts ...», stammelte der Consultore und starrte zum Eingang.
    Strozzi wandte sich provokativ an Frank: «Dann haben Sie nichts in der Hand ...» Er lachte gekünstelt und verzog hämisch den Mund.
    «... o doch, Signor Deputato, schauen Sie – hier unten ...» Frank winkte Strozzi näher heran, der Anwalt musste sich Vorbeugen – erschrocken zuckte er zurück, als er in die Mündung der Pistole blickte.
    «Hat mir McEvern überlassen. Wie nennt ihr Politiker diese Dinger? Verhandlungsmacht?»
    «Was wollen Sie?»
    «Das habe ich gestern schon unserem lieben Consultore hier gesagt. Hat er es Ihnen nicht ausgerichtet?»
    Strozzi betrachtete lauernd Scudiere. Die beiden konnten sich nicht mehr trauen, die Lage hatte sich geändert, jeder musste jetzt allein an sich denken, und Strozzi zögerte. «Nein, Stefano hat mir nichts gesagt. Ich wusste nicht einmal, dass er mit Ihnen geredet hat.»
    «Sie sind unglaubwürdig, Avvocato, und das macht es so schwer, mit Ihnen ein Arrangement zu treffen. Es kompliziert die Sache, wenn ich davon ausgehen muss, dass Sie Absprachen nicht einhalten wollen, aber das bringt Ihr Politikerberuf wohl so mit sich.»
    Strozzi fühlte sich von diesen Beleidigungen nicht im Geringsten berührt. «Sagen Sie, was Sie wollen, und schwatzen Sie nicht rum – das kann ich besser. Allora?»
    «Es gibt zwei Möglichkeiten», sagte Frank gedehnt. «Entweder Sie lassen mich umbringen, aber damit hatten Ihre Leute bisher wenig Glück. Mein Name bedeutet Katze, und die fällt immer wieder auf die Füße. Hätten Sie vorher daran denken sollen. Außerdem gibt es Fotos von allen Beteiligten. Also bleibt Ihnen nur die Kooperation.»
    Amüsiert zuckte der Avvocato mit den Achseln. «Warum sollte ich das tun, und wobei? Sie sprechen in Rätseln.»
    «Zuerst haben Sie Palermo und seinen Sohn ermorden lassen, dann starb der Baggerführer, nachts, als er die Brücke hat einstürzen lassen. Ein Unfall, ohne Zweifel, aber vielleicht war Ihnen das ganz lieb, denn möglicherweise hat er auch das Feuer bei Malatesta gelegt. Ein Mitwisser weniger. Ähnlich ging es unserer armen Signora Tuccanese. Wurde ihr Firmenimperium brüchig, oder wollte sie nach dem Mord an den Palermos nicht mehr mitmachen? Zu viele Fehler, Avvocato, alles eine Nummer zu groß für Sie, und das Geld für Ihren nächsten Wahlkampf werden Sie nicht mal von den Landarbeitern in Montalcino kriegen ...»
    Strozzi stierte Frank mit aufgerissenen Augen an, endlich hatte er kapiert. «Woher wissen Sie ...?»
    «Ich habe nichts gesagt, er wusste längst alles.» Der Consultore hob abwehrend die Hände und rückte mit dem Stuhl aus der Schusslinie. Jetzt erst wurde Frank gewahr, dass Scudiere Todesangst hatte, nicht vor ihm, sondern vor Strozzi.
    «Wie viel? Was sind Ihre Bedingungen?», fragte Strozzi berechnend.
    «Ich will, dass Vanzettis Weingut

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