Bitterer Jasmin
Gesicht. Er hatte keinen Kontakt mit den Syrern und wollte auch keinen. Außerdem war er stark enttäuscht, daß es sich nicht um das Irlandgespräch handelte.
»Ja?« fragte er fast barsch. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich glaube eher, daß ich etwas für Sie tun kann«, sagte der Anrufer. »Ich habe eine sehr wichtige Information für Mr. Field.«
»Dann würde ich vorschlagen, daß Sie ihm diese Botschaft selbst mitteilen.«
»Das geht leider nicht, es könnte gefährlich sein. Ich brauche Ihre Hilfe.«
James zögerte. »Gefährlich?« Die Sache gefiel ihm nicht. »Ich verstehe nicht ganz«, meinte er. »Würden Sie mir das bitte erklären. Soll ich Mr. Field eine Nachricht überbringen?«
»Nein«, sagte der Mann. »Ich muß selbst mit ihm sprechen, es ist wirklich äußerst wichtig. Ich muß Mr. Field privat etwas sagen, etwas sehr Delikates. Könnte ich ihn heute abend bei Ihrem Empfang kurz sprechen?«
»Mr. Homsi, ich glaube wir kennen uns noch nicht. Welchen Posten bekleiden sie in der Botschaft? Warum können Sie sich nicht in Mr. Fields Büro anmelden?« James hörte genau zu. Er sprach ruhig und überlegte dabei, was zu tun sei. Orientalen liebten die Intrige, aber das hier war schon extrem.
»Ich bin Handelsattache, keine wichtige Person – aber meine Botschaft an Mr. Field ist wichtig. Man darf nicht sehen, daß ich mich ihm nähere. Wir werden alle von Oberst Ardalans Leuten überwacht. Was ich Mr. Field mitteilen will, kann man ihm nur bei einem öffentlichen Zusammentreffen, wie Ihre Party, ins Ohr flüstern. Darf ich kommen?«
»Ja«, antwortete James nach kurzem Zögern. »Kommen Sie. Melden Sie sich bitte bei mir, ich bringe Sie dann zu Mr. Field.« Er hörte nur noch ein gemurmeltes »Danke«, und dann war die Leitung wieder frei.
Bis er so weit war, daß er seine Gäste empfangen konnte, hatte er sich ein Dutzend Möglichkeiten für den merkwürdigen Anruf durch den Kopf gehen lassen und alle wieder verworfen. Wenn es doch nur nichts mit den Syrern zu tun hätte! Ihre Botschaft war die unbeliebteste in Teheran und stand als mögliches Hauptquartier irgendwelcher subversiver Aktionen von Iranern ständig unter Geheimpolizeibewachung.
Bald hörte er zu seiner Überraschung, daß sich Logan noch nicht zum Umkleiden eingefunden hatte. Die Erklärung war eindeutig und ärgerte ihn maßlos. Sicher holte er Janet ab – die letzte, die sich James auf dieser Party gewünscht hätte. Zwanzig Minuten vor Beginn traf Logans Wagen ein; James ging absichtlich zum Tisch und besorgte sich einen Drink. Als er sich umdrehte, kam Janet Armstrong bereits auf ihn zu. Sie sah sehr kühl und smart aus. Zu ihrem blaßgrünen Kleid trug sie eine mit Smaragden und Diamanten besetzte Brosche auf der Schulter – wahrscheinlich ein Geschenk von Logan, der ihr nachkam.
»Ich gratuliere«, sagte sie. »Sieht ja phantastisch aus, nicht wahr, Logan? Sie kommen wirklich bestens ohne Frau aus.«
James musterte sie kühl. Er wandte sich an Field. »Was möchten Sie zu trinken?«
»Scotch mit Soda und viel Eis.«
Janet hängte sich bei ihm ein. »Mir das gleiche«, sagte sie.
James gab die Bestellung an den Hausboy weiter, ein Kellner kam mit dem Tablett. Alle drei schwiegen. James machte keine Anstrengung, dieses Schweigen zu brechen. Diplomatisches Training hin oder her – er hasste die Frau und verachtete Logan, daß er seine Beziehung zu ihr so offen zeigte. Entweder fiel Logan die Stille nicht auf, oder er hatte einfach keine Lust zum Reden. Janet lächelte James an. Sie wußte, daß er sie nicht mochte, hatte allerdings keine Ahnung, daß es bei ihm mehr war als die gewöhnliche Antipathie einer erfolgreichen Frau gegenüber. Seine Meinung interessierte sie nicht. Er war sehr gescheit, Logan hielt viel von ihm, aber er war nicht ihr Typ. Zu sehr Gentleman. Ein bißchen Direktheit war ihr lieber. Sie drückte Logan kurz an sich. Sie waren noch zusammen im Bett gewesen, und sie fühlte sich ihm sehr nahe.
»Schöner Abend«, sagte sie. »Die Party wird bestimmt ein großer Erfolg.« Logan erwartete, daß sie ihre Sache gut machte, und sie war zu selbstbewusst, um sich von James ins Bockshorn jagen zu lassen. »Wahrscheinlich auch ein Trinkmarathon. Ich sollte wohl lieber vorher etwas von den guten Sachen essen.« Sie ging zum Buffettisch und wählte unter den Kanapees aus. James beschloß, Logan jetzt über den Telefonanruf ins Bild zu setzen und es ihm zu überlassen, ob er den Mann sehen wollte
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