Bitterer Jasmin
seine Bedingungen zu erfüllen.«
»Hoffentlich haben Sie Erfolg«, sagte Ardalan. »Da drüben steht er ja, mit der Dame im grünen Kleid.«
»Ja, das ist die Assistentin unseres Präsidenten.«
»Ich sehe aber Mrs. Field nicht.«
»Sie ist in England.« James und der Oberst verließen ihren einsamen Gesprächsplatz. »Sobald dieser Mr. Homsi sich zu erkennen gibt, bringe ich ihn zu Mr. Field und gebe Ihnen dann Bescheid.«
»Vielen Dank«, sagte der Oberst und ging zu seiner Frau zurück. Die Party war in vollem Schwung, der Garten überfüllt, und die Luft summte von Gesprächen und von Gelächter. Man aß und trank, die Kellner huschten hin und her.
James hörte nur zu. Die Party war wirklich ein Erfolg. Logan, Khorvan, Janet und ein Direktor der Firma bildeten eine Gruppe. Der Minister lachte. Die erste Stunde war die wichtigste. Wenn die Iraner sich langweilten, gingen sie bald weg. Blieben sie zum kalten Buffet, dann bedeutete das, daß ihnen die Party gefiel und sie womöglich bis in die frühen Morgenstunden ausharren würden. Einige der höheren Beamten hatten ihre Frauen mitgebracht. Es gab hochmodische Kleider und viele Juwelen zu bewundern. Die Neureichen zeigten gerne, was sie hatten, die Frauen glitzerten wie Weihnachtsbäume. Es tat James in der Seele weh, die recht unscheinbaren englischen Botschaftsdamen daneben zu sehen. Eileen hätte das alles wieder wettgemacht, wenn sie dagewesen wäre. Die stahlharte Eleganz Janet Armstrongs imponierte ihm nicht. Sie hatte keine Grazie, keinen natürlichen Stil. Jemand zupfte ihn plötzlich am Ärmel. »Mr. Kelly? Guten Abend.« Es war ein kleiner dünner dunkelhäutiger Mann mit glänzend schwarzen Augen.
»Ich bin Saud Homsi.«
James hatte schon überlegt, wie er die beiden zusammenbringen könnte. Im Freien war es nicht gut möglich, wo mindestens ein Dutzend hochgestellter Iraner Zeugen gewesen wären. Er vertat nicht viel Zeit.
»Kommen Sie bitte mit mir«, forderte er ihn auf und ging ins Haus. Der Syrer folgte ihm. Drinnen wandte sich James um. »Warten Sie hier im Salon – ich sage Mr. Field Bescheid, er kommt dann gleich.«
Er informierte Logan flüsternd. Khorvan beobachtete ihn dabei. Logan verschwand, Kelly nahm seinen Platz ein.
»Herr Minister, ich konnte Sie vorhin nur gerade kurz begrüßen. Hoffentlich haben Sie alles, was Sie brauchen.«
»Ja, danke, alles.« Auch Khorvan gefiel die Party. Er schätzte die üppigen, gutgewürzten Kleinigkeiten, die bei allen iranischen Parties gereicht wurden, und das schöne Dekor hatte ihn in gute Laune versetzt. Logan Field mochte er zwar nicht, fand ihn aber anregend. Sie hatten einander halb freundschaftlich eine Weile aufgezogen. Khorvan war sehr empfindlich, was seine eigenen Gefühle betraf. Die kleinste Leutseligkeit oder Taktlosigkeit vergaß er nie, aber Logan war mit katzenhafter Gewandtheit an allen Klippen vorbeigesteuert. Khorvan würde ihn nie mögen, denn er war geradezu ein symbolischer Feind; dennoch genoß er seine Gesellschaft.
»Alles ist bestens«, versicherte er nochmals, »aber ich vermisse die Hausfrau. Ich bin sehr enttäuscht, sie nicht zu sehen.«
Hoffentlich hat Janet das gehört, dachte James und erkannte dann an ihrem Gesichtsausdruck, daß ihr die Bemerkung nicht entgangen war.
»Mr. Field sagt, seine Tochter sei krank, deswegen müsse seine Frau in England bleiben. Das tut mir sehr leid.«
»Wir vermissen sie alle sehr«, antwortete James laut und hoffte, daß auch diese Worte Janet erreichten.
Im gleichen Augenblick wurde seine Aufmerksamkeit von einer wunderbar gekleideten, exotischen Iranerin gefesselt, die einen der wenigen Aristokraten zum Mann hatte, die noch im öffentlichen Leben standen. Sie selbst war Erbin eines Riesenvermögens; ihr Vater besaß eines der größten Bergwerke des Irans. Entsprechende ›Gaben‹ von Aktienanteilen an einflussreiche Minister und eine Spende für die Pahlewi-Fonds hatten das Bergwerk vor der Verstaatlichung gerettet. Die junge Frau war lebhaft und attraktiv. Sie sprach fließend Französisch, Deutsch und Englisch. Ihr Mann langweilte sie, und sie hatte schon öfters zu erkennen gegeben, daß sie James attraktiv fand. Wäre nicht Eileen gewesen, hätte er nicht nein gesagt. Jetzt flirtete er nur mit ihr und überlegte, was die beiden da drinnen wohl besprechen mochten.
6
»Ich habe Ihnen Handtücher und Seife gebracht«, sagte Peters und legte beides aufs Bett. Eileen saß im Sessel, sie hatte die Nachttischlampe
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