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Bitteres Blut

Bitteres Blut

Titel: Bitteres Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Voss
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das nicht, den Porsche zu verstecken. Sie hätte, sehr wahrscheinlich mit blutverschmierter Kleidung und per Pedes, zu ihrem Wagen zurückkehren und dann nach Hause fahren müssen. Zeitmäßig ist das nicht nur sehr eng, sondern deutet auch auf gute Planung. Kannst du dir vorstellen, dass sie so kaltblütig ist? Nachdem sie Böse außer sich vor Zorn umgebracht hat?«
    »Das Umbringen dauert nur ein paar Sekunden und der Rest … Ich brauche jetzt erst mal eine Zigarette. Willst du auch eine?«
    »Ich bitte herzlich!«
    Steinbrecher zündete zwei an und reichte eine weiter. Er inhalierte und lehnte sich zurück. »Vorstellen kann ich mir alles«, sagteer schließlich nachdenklich, den Blick über die flache Landschaft wandern lassend. »Nach dem Schrecken kommt ja oft die Ernüchterung. Plötzlich begreifst du, dass du ein schlimmes Verbrechen begangen hast, dass man dich für Jahre einsperren wird, dass dein ganzes Leben den Bach hinunterrauschen kann. Dann funktionieren die Instinkte wieder. Du handelst einfach, weil du handeln musst. Aber Logik bekommt das Ganze sowieso erst, wenn sich herausstellen sollte, dass die Kleine uns was vorgeflunkert hat.«
    »Das sagt uns was?«
    »Wir prüfen nach, ob Melanie Frau Pfarrerin tatsächlich nach Hause gefahren hat.«
    »Die Frau des Pfarrers, Kollege, die Frau!«
    »Bei der ich mich sowieso frage, wieso die sich so lange auf dem Schützenfest rumgetrieben hat.«
    »Vielleicht, weil sie eine Frau ist?«
    Steinbrecher lachte leise auf und streckte die rechte Hand aus dem Seitenfenster, um sie im Fahrtwind abzukühlen. »Ich begreife die Weiber sowieso nicht. Werde ich wohl auch nicht mehr. Mal abgesehen davon, ob ich das bei dem ganzen Elend überhaupt noch will.«
    »Ich glaub, du brauchst ein bisschen aufmunternde Musik.«
    »Besser wäre ein wirklich cleverer Anwalt, der meiner gierigen Ex endlich mal zeigt, wo es langgeht.«
    »Warum nicht beides?«, fragte Lorinser und drückte die Rückspultaste des Kassettenrekorders.
    Halvesleben lehnte die Sense an die Garagenwand. An seinen Stiefeln klebte ein Teil des Grases, das er unter den Obstbäumen gemäht hatte. Schweiß rann in kleinen Bächen über sein Gesicht, tropfte vom Kinn auf die leicht angegraute Haarwolle seiner Brust. Er nahm sein T-Shirt von der Fensterbank und drückte sein Gesicht hinein.
    »Es gibt Leute, die laufen bei solchen Vorfällen sofort zum Staatsanwalt«, erklang seine Stimme dumpf durch die weißeBaumwolle. »Nur kommt dabei in den seltensten Fällen etwas heraus. Ich habe Böse eine runtergehauen. Ganz diskret im Sichtschutz des Zeltes, um ihn nicht öffentlich zu demütigen. Schrecken, so was wie Ernüchterung, eine lahme Entschuldigung, und das war es dann auch.«
    »Er hat sich wirklich entschuldigt?«
    Halvesleben nickte Steinbrecher zu. »Ja, stellen Sie sich vor. Er hat. Nicht bei mir. Mich hat er vollkommen ignoriert, als wäre die Strafe direkt aus dem Himmel gekommen. Er hat sich bei Frau Bersenbrück entschuldigt. Ziemlich unverbindlich, aber immerhin. Vielleicht hat ihn meine Ohrfeige an die Regeln erinnert, die ihm im Heim eingebläut worden sind. Keine Ahnung.« Halvesleben legte sich das T-Shirt über die Schultern. »Aber eines weiß ich«, fügte er grimmig hinzu. »Sollte er sich selbst umgebracht haben, dann nicht wegen meiner Maulschelle. Wenn nicht, sind Sie bei der Tätersuche bei mir an der falschen Adresse.«
    »Wir haben Sie nicht beschuldigt«, sagte Lorinser.
    »Sie fragen doch nicht umsonst, außerdem sind Sie im Doppelpack gekommen.«
    »Doppelpack?«
    »Zu zweit. Und wenn ich meinem Freund Vauen glauben kann, der eine Reihe gut recherchierter Kriminalromane veröffentlicht hat, dann kommen zwei Polizisten immer dann, wenn sie ihren Job alleine nicht bewältigen können, wollen oder sollen. Eine Vorführung vielleicht? Eine Festnahme? Angst, ich könnte Ihnen durch die Lappen gehen?«
    Klang noch nicht mal aggressiv, was Halvesleben von sich gab, klang nach zurückhaltender Ironie und keineswegs von Angst gefüttert. Ein bisschen auch selbstgerecht, nörgelnd und verdrossen, als hielte er es für stark überzogen, ihn wegen der Lappalie einer Böse verabreichten Ohrfeige überhaupt zu belästigen.
    »Im Augenblick frage ich mich nur, woher Sie vom Tod Böses wissen«, sagte Lorinser und bemerkte im Eingang des Wohnhauses eine junge, dunkelhaarige Frau, die, auf Krücken gestützt, die beiden Stufen zu überwinden versuchte.
    »Ich mache eine Zeitung, Herr

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