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Bitteres Geheimnis

Bitteres Geheimnis

Titel: Bitteres Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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er hat sich ebenfalls mit den Nonnen in Verbindung gesetzt. Normalerweise nehmen sie die Mädchen erst im vierten Schwangerschaftsmonat auf. Dr. Wade meint, daß Mary am Ende des dritten Monats ist, möglicherweise aber auch schon weiter. Auf meine und .Dr. Wades Empfehlung hin haben sich die Nonnen bereit erklärt, Mary ausnahmsweise schon jetzt aufzunehmen. Mr. McFarland, die finanzielle Seite können Sie regeln, wenn Sie Mary nächste Woche hinbringen.«
    Ted griff zum Armaturenbrett und drehte die Klimaanlage höher. Er warf einen kurzen Seitenblick auf Lucille, die neben ihm saß, und fragte sich, was die nächsten sechs Monate bringen würden.
    Wieder hörte er die Stimme Pater Crispins. »Was das Kind angeht, so brauchen Sie sich da noch nicht festzulegen. Die Entscheidung, ob das Kind zur Adoption freigegeben werden soll oder nicht, hat bis nach der Entbindung Zeit.«
    Ted hatte seine Tochter angesehen; Mary schien überhaupt nichts gehört zu haben.
    Nach der kurzen, peinlichen Besprechung hatte Pater Crispin Mary gebeten, noch einen Moment zu bleiben. Ted und Lucille waren zum Wagen hinausgegangen, um dort auf sie zu warten. Als Mary einige Minuten später herausgekommen war, hatte sie kein Wort gesagt, und ihrem Gesicht war nicht anzusehen gewesen, was in ihr vorging.
    Ted, der sich damit abgefunden hatte, daß Mary nicht kämpfen würde, konnten nicht leugnen, daß er über die Lösung, die Pater Crispin vorgeschlagen hatte, erleichtert war.
    Lucille McFarland hatte die Woche auf ähnliche Weise verbracht wie ihr Mann. Sie hatte alle ihre Verabredungen mit Freundinnen, ihre Termine bei den verschiedenen Clubs, denen sie angehörte, unter dem Vorwand abgesagt, sie hätte die Grippe, und hatte sich völlig zurückgezogen. Ein-, zweimal hatte sie erwogen, nochmals den Versuch zu machen, mit Mary ins Gespräch zu kommen, aber jedesmal war sie davor zurückgeschreckt, weniger aus Angst vor Zurückweisung, als aus dem Gefühl heraus, nichts zu sagen zu haben. Lucille war so ratlos und perplex wie ihr Mann, sie brauchte Zeit, um nachzudenken, sich mit der Situation auseinanderzusetzen, um dann vielleicht Mittel und Wege zu finden, sie zum Guten zu wenden.
    Eine Maßnahme hatte sie immerhin getroffen; sie hatte Pater Crispins Rat befolgt und Amy aus der unsicheren familiären Situation fürs erste entfernt.
    Am Abend nach Marys Selbstmordversuch hatte sie eine Cousine in San Diego angerufen und diese gefragt, ob sie Amy einige Tage bei sich und ihrer Familie aufnehmen würde. Die Cousine, die in Lucilles Alter war und selbst eine dreizehnjährige Tochter hatte, war sofort dazu bereit gewesen. Und Amy war begeistert gewesen von der Idee, als sie davon gehört hatte.
    Lucille schloß die Augen gegen das blendende Licht, das von der Kühlerhaube des Lincoln abprallte, und dachte, ich mache es wieder gut, Amy. Sie spürte, wie die Hysterie in ihr aufstieg und nahm sich eisern zusammen, klammerte sich an einen imaginären Strohhalm, bis die Panik nachließ. Sie wollte nicht die Nerven verlieren; heute morgen war sie nahe daran gewesen, und das war beängstigend genug gewesen.
    Sie hatte stumm an der offenen Tür zu Marys Zimmer gestanden und zugesehen, wie ihre Tochter einen kleinen Koffer packte. Lucille wußte nicht, ob Mary ihre Anwesenheit überhaupt wahrnahm, sie gab keinerlei Zeichen. Wie eine Schlafwandlerin ging sie im Zimmer hin und her, holte Unterwäsche aus der Kommode, Kleider aus dem Schrank, faltete jedes Stück säuberlich und legte es in den Koffer.
    Lucille hätte ihr so gern geholfen, ihr geraten, was sie mitnehmen sollte. Mary packte ja viel zu wenig. Nur ein wenig Unterwäsche. Ein einziges Nachthemd. Einen Morgenrock. Ein Tagebuch. Und schließlich ein Fläschchen mit Wasser aus Lourdes.
    Als sie dieses letzte Stück im Koffer verschwinden sah, Marys kostbarsten Besitz, wandte sich Lucille ab und rannte in ihr Schlafzimmer. Die Stirn an die Wand gedrückt, flehte sie stumm: Um Himmels willen, Mary Ann, sag etwas! Schrei! Schlag um dich! Ganz gleich. Nur tu mir dies nicht an ...
    Als die Verzweiflung jetzt von neuem aufstieg und sich Luft zu machen drohte, drückte Lucille die Faust auf den Mund und biß mit aller Kraft die Zähne aufeinander. Die vergangenen drei Wochen waren ein einziger Alptraum gewesen. Glaubten Ted und Pater Crispin und Dr. Wade im Ernst, daß es der Qual ein Ende bereiten würde, wenn sie Mary jetzt fortbrachten?
    Mary war die einzige im Auto, die nichts empfand. Kein

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