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Bitteres Geheimnis

Bitteres Geheimnis

Titel: Bitteres Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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bei den Kaninchen.. Der Kälteschock bewirkte bei den Eizellen des Kaninchens das gleiche, was das Spermium bewirkt. Bei Mäusen verwenden die Forscher Elektrizität als Stimulus, und es klappt, soviel ich weiß. Man kann wahrscheinlich auch einen chemischen Stimulus verwenden, der in den Blutkreislauf des weiblichen Tieres oder der Frau gelangt und mit der Eizelle in Berührung kommt. Im Labor haben wir nachgewiesen, daß es nicht schwierig ist, Parthenogenese künstlich auszulösen. In der Natur, Dr. Wade, braucht es lediglich eine ähnliche Situation, um spontane Parthenogenese herbeizuführen. Notwendig ist einzig ein Aktivator.«
    Der Bericht aus dem Lancet fiel Jonas ein. Dr. Spurways jungfräuliche Mutter hatte behauptet, die Empfängnis hätte bei einem Bombenangriff im Krieg stattgefunden, daß sie in unmittelbarer Nähe mehrerer schwerer Explosionen gewesen und dadurch stark erschüttert worden sei.
    »Nehmen wir einmal an«, fuhr Dorothy Henderson fort, »wir hätten es mit einer Frau zu tun, die behauptet, ihr Kind sei jungfräulich gezeugt. Dann müßte man intensive Untersuchungen anstellen, um zu bestimmen, durch welchen Stimulus die Parthenogenese ausgelöst wurde. Das müßte im Eliminationsverfahren zu machen sein.«
    Jonas Wade schaute durch die Glaswand des kleinen Büros in das sterile Labor hinaus, wo künstliches, anormales Leben erschaffen wurde, und er sah wieder die kalten, starren Augen des Frosches Primus vor sich.
    »Gut, Dr. Henderson, Sie haben mir gesagt, daß spontane Parthenogenese möglich ist, und das nicht nur bei den niedrigen Tieren, sondern auch bei den Säugetieren. Was den Aktivator angeht, so glaube ich nicht, daß er so wichtig ist wie der Beweis danach.«
    Zum erstenmal runzelte Dorothy Henderson die Stirn. »Was meinen Sie mit >Beweis danach    »Eine Frau behauptet, ihr Kind sei jungfräulich gezeugt. Welche Mittel besitzt die Wissenschaft, um den Nachweis zu erbringen, ob die Behauptung wahr oder unwahr ist?«
    Dorothy Hendersons Gesicht entspannte sich wieder. »Das ist eine gute Frage, Dr. Wade. Bei unseren Fröschen brauchten wir natürlich nie Beweise. Wir sahen von Anfang an, wie sie entstanden. Doch wenn man die Sache von hinten aufrollen muß - hm, das ist nicht einfach. jede verheiratete Frau hätte größte Schwierigkeiten, die Leute davon zu überzeugen, daß ihr Kind jungfräulich gezeugt wurde, auch wenn sie und ihr Mann schon seit langer Zeit keinen Geschlechtsverkehr mehr gehabt haben sollten. Und eine unverheiratete Frau könnte wohl niemanden überzeugen, daß sie nicht ein Verhältnis hatte. Parthenogenese beim Menschen ist mehr eine moralische als eine biologische Frage.«
    Jonas Wade nickte und dachte dabei an den Selbstmordversuch Mary Ann McFarlands.
    »Das Wort der Frau«, fuhr Dorothy Henderson fort, »steht hierbei gegen soziale Gepflogenheiten und Vorurteile. Sagen Sie Sex, und die Leute kichern hinter vorgehaltener Hand. Lassen Sie ein junges Mädchen behaupten, sie hätte nie etwas mit einem Mann gehabt, und die Leute zwinkern vielsagend. Etwas anderes wäre es, wenn sie, sagen wir, ein Magengeschwür hätte. Das hätte keinerlei gesellschaftliche Auswirkungen. Sie bekäme prompt ärztliche Hilfe und Anteilnahme von allen Seiten. Es verhält sich ähnlich wie bei der Geschlechtskrankheit. Schnappt man die Grippe auf, erhält man Teilnahme. Schnappt man eine Spirochäte auf, wird man geächtet. Und der einzige Unterschied liegt darin, wie es aufgeschnappt wurde. Sobald es um die menschlichen Fortpflanzungsorgane geht, stößt man bei den Menschen auf eine Mauer aus Ignoranz und Vorurteilen.«
    »Ja, da haben Sie sicher recht. Aber was gibt es denn nun für wissenschaftliche Beweise für eine Parthenogenese?«
    »Nun«, sie beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch und legte die Hände aneinander, »zunächst ist festzustellen, daß das Kind immer ein Mädchen ist.«
    Jonas zog eine Augenbraue hoch.
    »Kein Y-Chromosom.«
    »Natürlich. Daran hatte ich nicht gedacht.«
    »Danach gibt es die mikroskopische Untersuchung der Chromosomen, Hautverpflanzung und natürlich direkte Inaugenscheinnahme der Tochter.«
    »Sie müßte das genaue Abbild der Mutter sein.«
    »In jeder Hinsicht.«
    »Und das ist alles?«
    »Vorläufig ja. Bis die Wissenschaft weiter fortgeschritten ist. So, wie die Dinge gegenwärtig liegen, kann man nur die Töchter bestimmen, die nicht jungfräulich gezeugt wurden. Keine, bei der sich auch nur die

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