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Bitteres Geheimnis

Bitteres Geheimnis

Titel: Bitteres Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Verpflichtung - der Wissenschaft und der Aufklärung, oder der Menschheit und meinem Gewissen vor Gott?
    Aber wenn ich den Bericht nicht schreibe, wird es irgendwann, bald schon vielleicht, ein anderer tun.
    Große Veränderungen bahnen sich in der Wissenschaft an; die Menschheit steht auf der Schwelle zu unerhörten Entdeckungen, und ich möchte zu den Pionieren gehören. Ich will nicht irgendwo unter ferner liefen enden.
    Die einen werden mich umjubeln, die anderen werden mich beschimpfen. Paul Ehrlich, der das Heilmittel für die Syphilis entdeckte, wurde geächtet. Er habe gegen Gottes Gebot verstoßen, sagte man, denn die Geschlechtskrankheit sei Gottes Strafe für die Unzucht. Es war so, wie Dorothy Henderson gesagt hatte: Der Mann., der die Kinderlähmung heilte, wurde mit Lorbeer bekränzt; der Mann, der die Geschlechtskrankheit bekämpfte, wurde mit Schimpf und Schande überhäuft. Und was habe ich vor? Ich bin dabei, dem Menschen ein gefährliches Werkzeug in die Hand zu geben, eine Waffe vielleicht gar, einen Schlüssel zum schrecklichsten aller futurologischen Alpträume - zur Genmanipulation.

12

    »Wo ist denn Daddy heute abend?« fragte Mary, die am Spülbecken stand und Kartoffeln schälte.
    »Beim Training.«
    »Wieso? Heute ist doch Dienstag.«
    Lucille zuckte die Achseln, ohne von ihrer Arbeit aufzusehen. Sie saß am Küchentisch und klebte Rabattmarken in kleine Heftchen.
    Mary sah zu ihrer Mutter hinunter, beobachtete einen Moment, mit welcher Konzentration sie die Marken sortierte, befeuchtete und mit dem Handballen in das Heft preßte. Noch nie hatte Mary erlebt, daß ihre Mutter sich zu dieser stupiden Arbeit herabließ. Das hatten immer Mary und Amy machen müssen, wenn sie auch nie den Lohn dafür hatten einstreichen dürfen. Lucille hatte immer so getan, als wäre das Sammeln von Rabattmarken unter ihrer Würde, und gelegentlich hatte sie sie demonstrativ einer ihrer Freundinnen geschenkt und dazu gesagt: Das ist mir viel zu mühsam. Aber insgeheim hatte sie die Marken immer gesammelt und ihre gefüllten Hefte mal für einen Wecker, mal für eine Nachttischlampe eingetauscht.
    Mary dachte an Mike. Es hätte sie interessiert, ob er wußte, daß sie wieder zu Hause war. Mehrmals hatte sie ihn anrufen wollen, aber stets hatte sie der Mut verlassen, noch ehe sie seine Nummer zu Ende gewählt hatte. Was fürchtete sie? Mike war Mike, und es gab doch gewiß eine Möglichkeit, wieder mit ihm zusammenzukommen.
    Aber Mary wußte, wie es werden würde. Selbst wenn er sie mit der Zeit so akzeptieren sollte, wie sie war, würde er in ihrem Beisein niemals ganz locker und entspannt sein können. Er würde sich verhalten wie ihre Eltern, bemüht natürlich und beiläufig.
    Draußen fuhr ein Wagen vor. Lucille und Mary hielten in ihrer Arbeit inne. Ihre Blicke trafen sich flüchtig. »Daddy«, sagte Mary leise. Sie ließ den Kartoffelschäler fallen, wischte sich die Hände an der Schürze ab und lief hinaus.
    Als die Haustür sich öffnete, blieb sie stehen. Im Abendlicht stand Amy mit ihrem Rucksack. Sie drehte sich um und rief zur Auffahrt hinaus: »Tschüs, Melody. Vielen Dank. Ich ruf dich morgen an.« Dann kam sie herein und schloß die Tür.
    »Amy«, sagte Mary.
    Amy fuhr zusammen. »Mary! Du bist wieder zu Hause?«
    »Sie mußte ihren Besuch abbrechen«, sagte Lucille von der Küche her. »Ich dachte, ihr wolltet die ganze Woche wegbleiben, Amy.«
    »Ja, aber Melodys Mutter ist krank geworden, deshalb mußten wir wieder heimfahren.« Sie lief zu Mary und nahm ihre Hand. »Wie war's in Vermont, Mary? Erzähl! Wann bist du heimgekommen? Ach, ich find's toll, daß du wieder da bist.«
    Die beiden Mädchen gingen an ihrer Mutter vorbei in das kühle Wohnzimmer.
    »Letzten Freitag«, antwortete Mary.
    »Amy«, sagte Lucille nervös, »warum gehst du nicht erst mal in dein Zimmer und ziehst dich um? Wir essen bald.«
    »Ach, Mama.« Sie warf sich aufs Sofa und sah lachend zu ihrer Schwester auf. »Los, erzähl schon. Wie war's in Vermont?«
    »Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll, Amy «
    »Mary.« Lucille legte ihrer Tochter die Hand auf die Schulter. »Meinst du nicht, wir sollten warten, bis dein Vater da ist?«
    Der Druck von Lucilles Fingern auf ihrer Schulter war beinahe schmerzhaft. »Ja, natürlich, wenn du meinst«, murmelte Mary.
    »Aber wieso denn?« Amy sah ihre Mutter an. Als die nichts sagte, richtete sie ihren Blick wieder auf Mary. Sie neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »Hey,

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