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Bitteres Geheimnis

Bitteres Geheimnis

Titel: Bitteres Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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du von Abtreibung?«
    Jonas zog die Brauen hoch. »Aber nein! Der Gedanke ist mir überhaupt nicht gekommen. Außerdem kommt das sowieso nicht in Frage. Das Kind kann deformiert sein, aber es muß nicht so sein, und im Augenblick können wir nicht röntgen. Bis wir Aufnahmen machen können, ist es sowieso zu spät. Dann ist eine Abtreibung nicht mehr möglich.«
    »Selbst wenn das Kind deformiert ist?«
    »Dem Gesetz nach ist ein Embryo mit sechs Monaten lebensfähig, Bernie. Kein Gericht weit und breit würde einem Abbruch aufgrund einer Deformierung des Kindes zustimmen. Da müßte ich schon nachweisen, daß das Leben der Mutter auf dem Spiel steht.«
    »Du hast ja noch Zeit, Jonas.«
    Wieder sprang Jonas auf und lief ein paarmal rastlos hin und her. Er konnte nicht auf die Röntgenaufnahmen warten; bis dahin waren es noch acht oder neun Wochen. Er mußte früher Gewißheit haben. Er mußte sie jetzt haben. Abrupt blieb er stehen.
    »Bernie, ich möchte eine Fruchtwasseruntersuchung machen.«
    »Was? Aber Jonas, das ist doch eine äußerst heikle Geschichte. Die Untersuchung befindet sich noch in der experimentellen Phase und ist äußerst riskant.«
    »Ihr macht sie doch bei Müttern mit negativem Rhesusfaktor, oder nicht?«
    »Zunächst einmal, Jonas: Ich mache gar nichts. Die Fruchtwasseruntersuchung wird in Krankenhäusern von Spezialisten durchgeführt, und die Blutuntersuchungen werden im Labor gemacht. Kann sein, daß einige Leute in meiner Abteilung mit Fruchtwasser experimentieren und genetische Untersuchungen machen, aber ich habe so was nie gesehen. lm übrigen wird so eine Untersuchung nur gemacht, wenn es auf Leben und Tod geht. Nicht um die Neugier zu. befriedigen.«
    »Aber du könntest die genetischen. Untersuchungen machen, Bernie, wenn du eine Probe des Fruchtwassers hättest?«
    »Du meinst, ob ich mir die Chromosomen anschauen und feststellen könnte, ob das Kind deformiert ist?«
    »Ja.«
    »Nicht mit Sicherheit, Jonas. Mongolismus und gewisse andere Krankheiten oder Abweichungen könnte ich feststellen, aber so ein Test zeigt längst nicht alles. Bedenk doch. die Risiken, Jonas. Verletzung des Fötus, Risiko einer Frühgeburt, Infektion. Und wozu? Bleib bei deinen Röntgenaufnahmen, Jonas.«
    »So lange kann ich nicht warten, Bernie.«
    »Jonas, du brauchst keine Chromosomenuntersuchung, um die Eltern des Mädchens davon zu überzeugen, daß ihre Tochter die Wahrheit sagt. Du hast hier mehr als genug Beweise. Und was die Möglichkeit angeht, daß das Kind deformiert ist, so wiegen die Unzuverlässigkeit der Fruchtwasseruntersuchung und die Gefahren, die mit ihr verbunden sind, weit schwerer als alle fragwürdigen Beweise, die sie dir vielleicht bringt.«
    »Bernie«, sagte Jonas eindringlich, »ich möchte, daß die Untersuchung gemacht wird.«
    Bernie stand langsam aus seinem Sessel auf und schüttelte den Kopf.
    »Weißt du, was ich glaube, Jonas? Du willst die Fruchtwasseruntersuchung nicht haben, weil du um das Wohl dieses Mädchens besorgt bist. Du willst sie für deine eigenen Zwecke haben.«
    Mit einer hastigen Bewegung wandte sich Jonas ab und griff nach seinem Glas. Hinter sich hörte er Bernie sagen: »Du bist ja völlig besessen von dem Fall. Wenn du das Mädchen schützen und ihre Eltern und Freunde davon überzeugen willst, daß sie wirklich unberührt ist, dann hast du hier Beweise genug. Jetzt auch noch eine Fruchtwasseruntersuchung zu verlangen, wo die Röntgenaufnahmen dir alles zeigen werden, was du wissen willst, ist der pure Wahnsinn. So kann nur ein Mensch handeln, der andere Motive hat.« Bernie trat hinter den Freund und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Worum geht's wirklich, Jonas?«
    Jonas drehte sich langsam um. Er holte einmal tief Atem und sagte entschlossen: »Ich will veröffentlichen, Bernie.«
    Bernie starrte ihn einen Moment lang wortlos an, dann erwiderte er: »Das kann nicht dein Ernst sein.«
    »Doch. lch wäre ein Narr, wenn ich es nicht täte. Die Wissenschaft macht Riesenschritte, die Forschung stößt in Gebiete vor, die bis vor kurzem noch absolut tabu waren. Früher oder später wird man sich auch an die Parthenogenese heranwagen. Warum dann nicht ich?«
    Bernie sah den Freund mit scharfem Blick an. Sein Gesicht zeigte eine ungewöhnliche Intensität, die man beinahe als Verbissenheit hätte bezeichnen können. »Du behandelst das Mädchen als medizinisches Kuriosum, Jonas. Aber sie ist deine Patientin. Du hast ihr gegenüber eine

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