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Bitteres Geheimnis

Bitteres Geheimnis

Titel: Bitteres Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Aufmerksamkeit zu geben. Viel zu oft geschah es in letzter Zeit, daß die innere Beschäftigung mit Mary Ann McFarland ihn von seinen täglichen Pflichten, die er der Familie und seiner Arbeit gegenüber hatte, ablenkte. Penny hatte mehrmals Bemerkungen darüber gemacht; jetzt merkte auch Cortney die Zerstreutheit ihres Vaters.
    Schuldgefühle schienen ihm zur zweiten Natur geworden zu sein: Schuldgefühle wegen des Artikels, wegen der Versuchung, über den eigenen Interessen das Wohl Marys aus den Augen zu lassen, wegen der Vernachlässigung seiner Familie. Doch sie hinderten ihn nicht daran, zielstrebig seinen Weg zu gehen: Der Artikel war fast fertig; später, nach der Geburt des Kindes, wenn er die zusätzlichen Beweise hatte, würde er den Bericht dem >Journal of the American Medical Association< vorlegen.
    »Cortney, deine Mutter und ich wollen doch nur dein Bestes. Wir glauben, daß deine Leistungen in der Schule leiden würden, wenn du ausziehst.«
    Mit einem gereizten Seufzer warf sie den Kopf in den Nacken - auch eine von Pennys typischen Bewegungen.
    »Daddy, man lernt doch nicht nur aus Büchern. Es gibt auch noch was anderes im Leben. Ich möchte das Leben kennenlernen, wie es wirklich ist. Ihr schützt und behütet mich hier, aber ich will nicht behütet werden. lhr müßt mich gehen lassen.«
    Jonas wollte jetzt keinen Kampf; nicht jetzt, wo er soviel anderes im Kopf hatte. Er wußte zu gut, wohin Widerstand führen würde; zu dem, was stets dabei herauskam, wenn er seinen Willen gegen Pennys eiserne Entschlossenheit setzte: zum toten Punkt. Cortney würde mürrisch und mißmutig durchs Haus schleichen und irgendwann doch ausziehen ...
    Jonas neigte sich zu ihr hinüber und tätschelte ihre Hand. »Also gut, Cortney, versuchen wir's. Wenn es nicht klappen sollte, kannst du ja jederzeit hierher zurückkommen.«
    »Danke, Daddy!« Sie sprang auf und umarmte ihn. Dann rannte sie ins Haus und rief ihre Mutter, während Jonas auf der Terrasse sitzenblieb und auf das Schwimmbecken starrte, dessen blaues Wasser sich im Wind kräuselte.
    Lionel Crispin stand am Fenster und sah zu, wie der wilde Oktoberwind durch die Straße fegte, die Blätter von den Bäumen riß, Papiere den Bürgersteig entlang trieb, Mülleimer umstürzte. Der Herbst kam dieses Jahr ungewöhnlich früh. Im allgemeinen war der Herbst in Südkalifornien mild und warm; diese unzeitgemäße Kälte, diese Rauheit der Witterung ließen Pater Crispin ahnen, daß ein schwerer Winter bevorstand.
    »Lionel«, sagte der Mann in seinem Rücken mit leiser Mahnung.
    Pater Crispin wandte sich vom Fenster ab. »Verzeihen Sie, Exzellenz.«
    Der Mann in dem brokatbezogenen Sessel sah den Pater forschend an. »Ist das alles? Ist das die ganze Geschichte?«
    »Ja, Exzellenz.« Pater Crispin fing wieder an, im Zimmer hin und her zu laufen.
    »Und Sie haben das Mädchen seither nicht mehr gesehen?«
    »Nein, Exzellenz.«
    »Haben Sie das Mädchen zu Hause aufgesucht oder sonst irgendwie versucht, mit ihr Kontakt aufzunehmen?«
    Pater Crispin blieb mitten im eleganten Salon stehen und bemühte sich, seine Stimme zu beherrschen, als er sagte: »Ich konnte nicht. Ich konnte ihr nicht wieder gegenübertreten.«
    »Warum nicht?«
    »Weil sie mich besiegt hat.«
    »Lionel«, sagte der Bischof ruhig. »Kommen Sie. Setzen Sie sich.«
    Pater Crispin setzte sich dem Bischof gegenüber. Der Feuerschein aus dem großen offenen Kamin tauchte jeweils eine Hälfte der beiden Gesichter in rote Glut, während die andere im Schatten blieb. Die Profile waren scharf umrissen: Das von Lionel Crispin war rund und voll, mit schwammigen Wangen und einer fleischigen Nase; das des sechzigjährigen Bischofs Michael Maloney scharf und kantig, wie von einem Kubisten entworfen.
    »Wir beide kennen uns seit langem, Lionel«, sagte der Bischof mit nasaler Stimme. »Ich erinnere mich an den Tag, als Sie in diese Diözese kamen. Ich war damals Gemeindegeistlicher. Erinnern Sie sich noch an die Zeit, Lionel?«
    »Exzellenz, ich habe dieses Mädchen im Stich gelassen. lch habe versagt. Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes vor meiner Pflicht als ihr Seelsorger davongelaufen.«
    Bischof Maloney legte die schmalen Hände giebelförmig aneinander und schob sie unter sein Kinn. »Gut, sprechen wir darüber. Warum haben Sie dem Mädchen die Kommunion gegeben, wenn Sie der Meinung waren, sie verdiente es nicht?«
    »Weil mir die Situation so peinlich war«, antwortete Pater Crispin kleinlaut.
    »Wie

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