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Bitteres Rot

Bitteres Rot

Titel: Bitteres Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruno Morchio
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für deine Freundin, aber ich hatte keine andere Wahl.«
    »Dir ging es doch nur um den Sex mit mir, dafür war dir jedes Mittel recht.«
    |249| »Du weißt, dass das nicht stimmt.«
    »Dieses Geschwätz über den Krieg, der die jungen Menschen sinnlos sterben lässt, alles nur ein Trick, um mich rumzukriegen.«
    »Und was ist mit denen, die ich gerettet habe?«, verteidigte er sich. »Hast du die etwa vergessen? Dein Comandante hat dich bestimmt nicht ohne Grund auf einen feindlichen Offizier angesetzt.«
    »Nicht alle, Hessen«, fiel sie ihm ins Wort, »du hast sie nicht alle gerettet.«
    »Was meinst du damit?«
    »Bei der Jagd auf Maestri wurde ein junger Student getötet.«
    Hessen fuchtelte mit den Händen durch die Luft. Er war verwirrt: »Ja und?«
    »Maestri wurde immer von einem Begleitfahrzeug geschützt. Wusstest du das nicht? Da war noch ein Wagen!«
    Hessen stampfte wütend mit dem Fuß auf den Boden und richtete den Zeigefinger anklagend auf Tilde: »Weißt du, was du bist? Ein trotziges, dummes Ding.« Der harte deutsche Akzent machte die beiden Adjektive zu einer messerscharfen Attacke. »Glaubst du wirklich, dass ich deinen Kameraden eine Falle stellen wollte? Dann wären jetzt alle tot. Kaputt, verstehst du?« Er fuhr sich mit der flachen Hand über den Hals. »Und aus welchem Grund   …«
    »Reg dich nicht auf, Hauptmann. Ich habe nie gedacht, dass du ihren Tod wolltest. Mit Maestri hattest du ja dein Opfer.«
    »Willst du mir etwa unterstellen   …«
    »Hätte dir sein Tod nicht eine Menge Ärger erspart?«
    »Du bist ja verrückt.« Hessen sah sie nicht an. Er suchte wieder nach seinem Feuerzeug und steckte sich eine weitere Zigarette zwischen die Lippen.
    »Maestris Tod hätte dich in unseren Augen reingewaschen. |250| Und dir vielleicht sogar eine richtige Mutter für dein Kind beschert.«
    »Du bist und bleibst die Mutter meines Kindes!« Es klang wie ein Befehl.
    Sie lachte verzweifelt. »Ich bin und bleibe ein trotziges, dummes Ding, das dem Volk ihres Feindes ein Kind beschert. Verlange nicht zu viel von mir.«
    »Hör endlich auf, Tilde«, versuchte er sie zu besänftigen. »Du siehst alles zu schwarz. Wenn du erst unser Kind in den Armen hältst   …«
    »Tut mir leid, Hauptmann, aber das würde mir endgültig das Herz brechen. Wenn es möglich ist, werde ich sofort nach der Geburt nach Hause fahren.«
    Hessen tigerte auf und ab. Endlich hatte er sein Feuerzeug gefunden und konnte sich eine Zigarette anzünden. Gierig sog er den Rauch ein, die gleiche wütende Gier, mit der er den Cognac in sich hineinschüttete und sich in Tildes Körper verlor.
    Sie registrierte seine Ohnmacht, sein zielloses Umherirren. Endlich sah sie ihn so, wie sie ihn sehen wollte: schwach und hilflos. Sie spürte, wie ein nicht zu bändigendes Triumphgefühl in ihr aufstieg. Dieses Schauspiel war Balsam für ihre Seele. Die quälenden Gedanken waren wie weggewischt, selbst die Bauchkrämpfe waren verschwunden.
    »Das Kind muss gestillt werden«, sagte er nüchtern, aber in seinem Blick lag ein Flehen. Seine Stimme zitterte vor Verzweiflung, seine tränenfeuchten meergrünen Augen glänzten im Licht der Sonne. Ein seltsames Phänomen. Wie konnte Verzweiflung die Augen nur so sehr zum Glänzen bringen? Bei ihren rabenschwarzen Augen würde das niemals gelingen, da war Tilde sicher.
    Jetzt hatte sie keine Angst mehr, ihr war alles egal. Selbst wenn man sie in einen verplombten Waggon pferchen |251| und in die Hölle schicken würde. Die Hölle war für sie Alltag geworden, wie der graue Hof bei Fossati, die rauchgeschwängerte Bar am Pontinetto und der schwere Wagen, in dem sie von dem stets höflichen Sergente Walden chauffiert wurde.
    »Deine Schwester wird nach einer Amme suchen müssen. Ihr seid doch die Herren, für euch ist das ein Klacks.«
    Hessen war wie vor den Kopf geschlagen. Nur mit Mühe konnte er sich beherrschen. Tilde war zufrieden, jetzt hatte sie Hessen dort, wo sie ihn haben wollte. Wie an einen Strohhalm hatte er sich an die Hoffnung geklammert, gemeinsam mit ihr dem Strudel der Verzweiflung entkommen, dem Alkohol abschwören zu können. Vielleicht hatte er sich insgeheim vorgestellt, sie nach dem Krieg zu heiraten und mit ihr die Familie neu zu gründen, die der Krieg ihm entrissen hatte. Egal wo, ob in Italien, Deutschland oder an irgendeinem anderen Ort. Er war schließlich ein »Gutmensch«, hatte sogar den Widerstandskämpfern geholfen, ihr Land zu befreien. Dass dies nicht aus

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