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Bitterfotze

Bitterfotze

Titel: Bitterfotze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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ist zwei Uhr nachts, als ich mich schließlich von Jesper verabschiede und nach Hause wandere. Vor meiner Tür sitzt Benjamin, ich verstehe, wie wütend er ist, als ich seine feuerroten Ohren und sein blasses Gesicht sehe.
    »Und wo bist du gewesen?«, fragt er leise, »ich habe den ganzen Abend angerufen.«
    Er klingt wie ein Vater oder ein großer Bruder oder ein Schwedischlehrer. Müdigkeit macht sich in mir breit, ich will mich nicht mehr gehetzt fühlen, ich will nicht mehr lügen. Ich versuche ihm zu erklären, wie sehr ich mich danach sehne, allein zu sein, erzähle von der Begegnung mit dem Mann auf der Straße. Benjamin gerät außer sich.
    »Bist du wahnsinnig? Bist du mit einem fremden Mann gegangen und hast bis zwei Uhr nachts Kaffee getrunken?«
    »Ja«, antworte ich müde.
    »Und ihr habt nur Kaffee getrunken?«
    »Ja.«
    »Und das soll ich dir glauben?«, schreit er.
    »Ja«, antworte ich.
    »Werdet ihr euch wiedersehen?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht.«
    »Auf gar keinen Fall!«, sagt Benjamin und wirft meine japanische Teekanne auf den Boden. Sie zerbricht in tausend Stücke, und ich spüre, wie ich erstarre. Dieses Arschloch. Ich setze mich auf den Boden und sammle die Stücke auf. Benjamin wirft sich dramatisch aufs Bett und schnieft laut. Sein Weinen provoziert mich unglaublich, denn ich will auch weinen. Meine japanische Teekanne betrauern, mein verlorenes Alleinsein, meine erzwungene Zweisamkeit.
    »Du trampelst auf meinem Leben herum. Kapierst du das!«, fauche ich Benjamins Rücken an. Er antwortet nicht, schluchzt nur weiter. »Du machst mir Angst, und ich bin gar nicht mehr sicher, ob ich dich noch liebe!«, fahre ich kalt fort.
    Benjamin hört auf zu schluchzen und setzt sich im Bett auf.
    »Aber ich liebe dich, Sara. Ich habe noch nie jemanden so sehr geliebt. Bitte, können wir es nicht noch ein bisschen versuchen? Ich verspreche dir, ich lasse dir den Platz, den du brauchst!«
    Ich schaue ihn lange an, versuche mich an das Kribbeln zu erinnern, als ich ihn zum ersten Mal sah. Ich möchte ihn gerne lieben, und meine Sehnsucht nach Alleinsein verwirrt mich. Benjamin spürt meinen Zweifel, eine mögliche Öffnung, die ihm Mut macht. Er steht auf und zieht mich aufs Bett. Er überschüttet mein Gesicht mit Küssen und flüstert mir Worte von Liebe und Zukunft ins Ohr, ich bin so müde, dass ich es geschehen lasse.
    Es vergehen ein paar Tage, und als der Mann von der Straße, Jesper, anruft und fragt, ob wir uns treffen wollen, sage ich Nein. Er klingt verwirrt und verletzt.
    »Aha. Wie schade, ich fand unsere Begegnung so besonders.«
    »Ich auch. Zu einer anderen Zeit hätte ich dich gerne näher kennengelernt, aber jetzt geht es nicht. Ich bin schrecklich verwirrt und glaube, ich muss mich zuerst selbst kennenlernen, ehe ich eine neue Beziehung anfangen kann.«
    »Aha«, sagt Jesper und schweigt.
    Mir wird ganz heiß, und ich verfluche Benjamins Auftritt, der mich meine Gefühle verleugnen lässt. Wir legen auf, und ich verfluche mich selbst, denn ich sehe ein, dass es nicht Benjamins Schuld ist, sondern meine eigene Unsicherheit. Meine Unfähigkeit, aufrichtig zu sein. Mein Wunsch, es allen recht zu machen.
    Ich ziehe mich an und laufe los, um eine neue japanische Teekanne zu kaufen, und fühle mich ein bisschen wiederhergestellt. Ich verspreche mir, zu versuchen, ehrlich zu sein, und als Benjamin zwei Stunden später anruft und fragt, ob er vorbeikommen kann, sage ich Nein.
    »Warum nicht?«
    »Weil ich Tee trinke und nachdenke, es passt gerade nicht.«
    »Hör auf! Stell dich nicht so an, ich komme vorbei.«
    »Nein, ich meine es ernst. Du bist nicht willkommen, ich will allein sein.«
    »Scheiß drauf«, schreit Benjamin und knallt den Hörer auf.
    Ich lächle vor mich hin und schenke mir eine Tasse Tee ein. Freue mich, keine Notlüge gebraucht zu haben, um allein sein zu dürfen. Ich lege The Clash auf und tanze in meiner kleinen Einzimmerwohnung herum. Schließlich bin ich durchgeschwitzt und gehe duschen. Lange lasse ich das heiße Wasser über meinen Körper fließen und denke an Jesper und Benjamin. Ganz weit weg höre ich plötzlich, dass es an der Tür klingelt. Ich drehe das Wasser ab, um zu lauschen, ob ich richtig gehört habe. Doch, es klingelt an der Tür, und ich glaube, ich weiß, wer es ist.
    Ich wickle mich in ein Handtuch und mache die Tür auf, draußen steht Benjamin mit einer Flasche Rotwein.
    »Das ist nicht wahr!«, sage ich wütend, »kannst du nicht

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