Bittersuess
über viele Jahre ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen.
Wir gehen zur Weide, auf der Nadesha gerade grast und ich rufe sie. Sie kommt sofort angetrabt und begrüßt mich freundlich.
„Na, meine Schöne. Hast du mich vermisst?“, lächelnd streichele ich über ihr Maul. „Schau mal, kennst du den hier auch?“
Nicolas tätschelt ihr auf den Hals. „Ich kenne sie tatsächlich“, strahlt er mich an. „Sie hat meinen Kollegen einmal getreten und bei mir hat sie es auch versucht“, grinst er.
„Das würde sie nie tun“, widerspreche ich erbost. „Nadesha weiß, was sich gehört.“
Nicolas lacht nur und gibt mir einen Kuss auf die Nasenspitze. „Sie ist eine alte Kratzbürste, genau wie du.“
„ Spinner“, necke ich ihn.
„Möchtest du reiten? Dann warte ich hier“, bietet er mir an.
„Du könntest dir das Pferd von Elfi nehmen. Sie hat sich Nadesha auch schon öfter mal ausgeliehen und sie ist eh ein Fan von dir.“
„Ach ja?“, Nicolas zieht erstaunt die Augenbrauen hoch. „Das wusste ich ja gar nicht. Aber freut mich, das zu hören . Elfi scheint einen guten Geschmack zu haben.“
„Sie hat nach dir gefragt, als ein Kollege von dir hier war um ihren Wallach zu behandeln. Er hat ihr erzählt, dass du nach Argentinien zurück bist, um Joaquin dort zu bestatten. Und dass du da bleiben würdest“, erkläre ich ihm. Ich schlucke, als ich an die Zeit zurückdenke und der Schmerz und die Angst, ihn verloren zu haben, sind immer noch sehr präsent.
Nicolas sieht mich ernst an. „Ich hätte mich melden sollen, es tut mir so leid, Stella. Aber ich dachte wirklich, es ist besser, dich in Ruhe zu lassen.“
„Ich weiß – Gott sei Dank ist es anders gekommen. Willst du jetzt auch reiten oder hast du Angst, dass du unseren Pferden nicht gewachsen bist?“, frage ich ihn frech.
„Wie bitte?“ Nicolas hebt mich hoch und schmeißt mich mit Schwung über seine Schulter. Er klopft mir ein paar Mal auf den Po und Nadesha schaut interessiert zu.
Ich kichere albern , es tut gut, wieder zu lachen.
Wir gehen in die Stallgasse und sagen Maria Bescheid, dass wir Elfis Wallach ausleihen. Sie freut sich, als sie Nicolas erkennt.
„Mensch, Dr. Molina. Sind Sie wieder hier?“
„Nur zu Besuch“, lächelt er.
„Schade“, sagt sie enttäuscht, dann schaut sie mich an. „Hast du ihn hergelockt?“
„Hat sie“, antwortet Nicolas an meiner Stelle und knutscht mich herzhaft auf die Wange. „Und ich nehme sie dafür mit nach Argentinien.“
„Nein, ehrlich?“, Maria reißt die Augen auf.
„Ehrlich“, versichere ich ihr.
„Glückwunsch euch beiden“, sie schüttelt kräftig unsere Hände.
Ich muss lachen, als ich Henry betrachte, der völlig überfordert von Nicolas ’ Anweisungen zu sein scheint.
„Wir reiten hier ‚englisch’, mein Schatz“, pruste ich los. „Folge mir am besten einfach nur.“
Nicolas verdreht die Augen, dann klopft er Henry auf den Hals. „Tut mir leid, Alter, ich muss mich erst wieder umgewöhnen.“
„Henry ist sehr geduldig, keine Sorge . Ein absolutes Anfängerpferd.“
„STELLA!“, Nicolas funkelt mi r wütend zu, dann treibe ich Nadesha an und reite im Galopp vorneweg auf unseren Reitweg.
Als ich mich umschaue, sehe ich, dass Nicolas mir folgt und ich beginne, den Wind, der mir um die Nase weht, zu genießen. Ich hab es immer geliebt auszureiten, um den Kopf freizubekommen. Und heute können wir beide das gut gebrauchen.
An einer Lichtung halte ich an. Hier fließt ein kleiner Bach, aber um richtig Rast zu machen, ist es zu kalt.
Nicolas beugt sich zu mir hinüber. „Es war eine gute Idee, herzukommen“, lächelt er mir zu.
„Ja, das finde ich auch . Nicolas?“
„Ja?“
„Ich würde Nadesha gerne mitnehmen nach Argentinien. Meinst du, das geht?“
„Warum sollte das nicht gehen? Aber ob unsere Pferde für die vornehme Dame überhaupt gut genug sind, weiß ich natürlich nicht“, er tätschelt kurz Nadeshas Kopf und grinst frech.
„Sie braucht natürlich die beste Box“, ich recke meine Nase hochmütig in die Luft. „Schließlich stammt sie aus einer sehr bekannten Araberzucht und ihre Linie kann man über viele Generationen zurückverfolgen.“
„Natürlich“, Nicolas verdreht die lachend die Augen. „ Wir haben ein paar sehr temperamentvolle Hengste, die würden sie sich sicher gerne mal genauer anschauen…“
„Wie bitte?“, ich schaue ihn empört an. Ich liebe diese s freche Blitzen in seinen Augen. „Schlag dir
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