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Bittersuess

Bittersuess

Titel: Bittersuess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ki-Ela Stories
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seiner Miene kann ich schon erkennen, dass es wohl keine Veränderung an der Haltung meiner Eltern gibt.
    „Sie sind so unglaublich verbohrt, Stella“, sagt er traurig und drückt mich fest an sich. „Sie werden dich verlieren und sie nehmen es einfach so hin“, sagt er mit Tränen in den Augen. „Ich erkenne sie gar nicht mehr wieder.“
    „Jonas“, sanft streichele ich über sein Gesicht. „Ich möchte dir für alles danken, was du für uns getan hast. Aber hör jetzt auf, dich mit Mama und Papa wegen mir zu streiten, ja?“
    „Das kann ich nicht“, stößt Jonas wütend hervor.
    „Stella hat Recht“, pflichtet Nicolas mir bei. „Du musst an dich denken und es bringt keinem was, wenn du dich jetzt auch noch mit ihnen überwirfst.“
    „Da ist noch etwas, Stella“ , sagt Jonas dann und ich höre, dass seine Stimme heiser wird.
    „ Vater hat gesagt, dies hier sei seine Wohnung. Und das Auto würde auch auf seinen Namen laufen. Wenn du Nicolas nicht aufgibst, verlangt er, dass du sofort die Wohnung verlässt und die Fahrzeugpapiere hier lässt. Deine Kreditkarten hat er bereits sperren lassen“, er schaut mich traurig an. „Es tut mir so leid, ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr.“
    „Oh“, entfährt es mir nur. „Okay… ich… also…“, ich beginne zu zittern, Nicolas zieht mich sofort in seine Arme. „Ich packe dann mal alles zusammen“, ich entwinde mich ihm wieder, Jonas hält mich zurück.
    „Stella, so schnell musst du das auch nicht machen“, beruhigt mein Bruder mich. „Ich kümmere mich darum. Wir werden ein Unternehmen anheuern, das deine Sachen zusammenpackt und nach Argentinien bringt.“
    „Ich hab da kein Geld für, Jonas“, sage ich heiser. „ Ich hab zwar noch etwas auf meinem Konto, aber ich muss auch noch für Nadeshas Transport sorgen“, dann lache ich bitter auf. „Gut, dass sie mir wenigstens gehört.“
    „Schatz“, Nicolas zieht mich wieder zu sich und ich lehne mich an seine Brust an. „Es tut mir so leid. Mach dir um Nadesha keine Gedanken und auch um den Umzug nicht. Ein bisschen was habe ich gespart und das wird schon reichen. Um deine Stute wird sich gut gekümmert werden, ich habe heute mit einem Kollegen gesprochen, der schon öfter solche Überführungen mit Pferden gemacht hat. Er wird die nötigen Papiere ausstellen und sie während des Fluges begleiten.“
    Ich schaue ihn mit Tränen in den Augen an. „Danke.“
    „Es kommt nicht in Frage, dass du das bezahlst“, mischt Jonas sich ein. „Ich bin hier der reiche Schnösel mit dem dicken Konto und das ist ja wohl das Mindeste, was ich für Stella noch tun kann, nachdem man sie hier rausschmeißt“, sagt er entschlossen.
    Ich schaue ihn verblüfft an. Mein kleiner Bruder kann ganz schön resolut auftreten, ich bin richtig stolz auf ihn.

    Wir sitzen noch eine Weile zusammen und reden. Ich bin so froh, dass Jonas und Nicolas sich gut verstehen und ich merke auch, dass es Nicolas viel bedeutet, dass mein Bruder ihn mag.
    Während die beiden in eine Diskussion über Fußball vertieft sind, denke ich an ein Gespräch mit Lucia zurück.
    Sie hatte mir erzählt, wie sehr Nicolas unter der Trennung seiner Eltern gelitten hatte und wie verzweifelt Joaquin und er an dem Tag waren, als ihre Mutter sie mit nach Deutschland genommen hat. Wann immer er konnte und Geld besaß, hatte er seine Tante und Oma besucht und ihnen ständig versichert, er würde alles wieder gut machen, was sein Vater ihnen angetan hat.
    ‚ Er ist so ein Familienmensch’ , hatte Lucia mir erklärt. ‚Für ihn geht Familie über alles. Umso schlimmer ist es für ihn, dass sich jetzt auch noch seine Mutter von ihm abgewandt hat. Er hat nur noch uns – und dich, Stella. Ich hoffe so sehr für ihn, dass er sein Glück findet. Wo auch immer das sein mag. Wegen Marta und mir muss er nicht hier bleiben, er ist erwachsen, er soll das tun, was er möchte. Er hat schon lange genug auf uns Rücksicht genommen.’

    ‚Und meine Eltern lehnen ihn auch ab’ , denke ich traurig. Wenn ich ihnen doch nur begreiflich machen könnte, was für ein besonderer Mensch Nicolas ist. Wie er mit mir umgeht, wie gut er mir tut.
    Es ist wirklich zum Verzweifeln. Doch eines weiß ich ganz genau: Ich werde Nicolas nicht bitten, mit mir in Berlin zu bleiben. Was sollen wir hier auch? Ich finde es schön in Argentinien, auch ohne den ganzen Luxus. Die Menschen da sind liebevoll und freundlich und nehmen nicht alles so ernst wie hier. Sie wissen zu leben,

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