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Bittersuess

Bittersuess

Titel: Bittersuess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ki-Ela Stories
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Gespräch dabei, ich überlege, ob das gut oder schlecht ist.
    „Wir können uns denken, worum es geht“, lächelt mein Vater entwaffnend.
    „Nun, dass Sie, Frau Reimann, äh, Frau Molina, ausgerechnet den Bruder eines Ihrer Entführer geheiratet haben, hat uns etwas stutzig gemacht“, Kommissar Wegner schaut mich ernst an. „Wir fragen uns natürlich, woher Sie Doktor Molina kennen…“
    „Vom Gestüt. Ich habe ein Pferd in den Ställen von Bernd Hofmann stehen gehabt. Dort war Nicolas ein paar Mal der behandelnde Tierarzt, wir waren uns immer schon sympathisch“, erkläre ich ihm. Ich hoffe, dass meine Stimme nicht zu sehr zittert. „Der Tod von Joaquin Molina hat mir keine Ruhe gelassen, ich wollte wissen, was er für ein Mensch war und habe dann Nicolas aufgesucht. Und wir haben uns ineinander verliebt.“
    „Was wissen Sie über die Entführung Ihrer Frau durch Ihren Bruder?“, der Beamte mustert Nicolas scharf.
    „Das habe ich Ihnen damals schon gesagt. Ich war schockiert. Ich wusste keine Details – und das hat sich nicht geändert“, antwortet Nicolas völlig ruhig.
    „Glauben Sie denn wirklich, meine Tochter hätte jemanden geheiratet, der kriminell ist?“, mein Vater plustert sich mächtig auf und hat wieder seinen autoritären Blick aufgesetzt. „Das kann doch nicht Ihr ernst sein.“
    „ Wir glauben gar nichts, wir wollten nur einmal nachfragen“, antwortet Kommissar Wegner.
    „Es muss ja auch komisch aussehen“, lächele ich ihm zu.
    „Ja, das tut es. Aber nun gut“, Kommissar Wegner erhebt sich. „Der Fall ist abgeschlossen und tja – wie sagt man so schön: wo die Liebe hinfällt…“, er nickt nur – und ich muss mich bemühen so lange ruhig weiterzuatmen, bis er zur Türe hinaus ist.

    Als er endlich weg ist, kralle ich mich in die Sofalehne, damit die anderen mein Zittern nicht bemerken.
    „Was sollte denn das?“, fragt meine Mutter besorgt.
    „Ich denke, das ist Routine“, wiegelt mein Vater ab. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie wieder ermitteln. Es gibt keinerlei Beweise gegen Nicolas und man weiß ja, dass die beiden anderen Täter die Entführung begangen haben.“
    „Hoffentlich“, presse ich mühsam hervor.
    „Stella“, mit schnellen Schritten ist Nicolas auf einmal bei mir und hockt sich vor mich hin. „Stella, hey, keine Sorge“, sagt er und streichelt mir über die Wange.
    „Soll ich ein Glas Wasser holen?“, fragt mein Vater und kommt jetzt auch hinzu. „Du bist weiß , wie die Wand, mein Schatz.“
    „Geht schon wieder“, sage ich hastig. Mein Herz rast immer noch und mein Magen krampft sich zusammen. Mühsam bekämpfe ich die Panik, die das Auftreten von Kommissar Wegner in mir ausgelöst hat. Die Angst, Nicolas vielleicht doch zu verlieren, kehrt mit voller Wucht zurück und lähmt mich.
    „Wir müssen zurück nach Argentinien . Dort lassen sie uns bestimmt in Ruhe“, ich spüre deutlich, wie mein Herz in meiner Brust klopft.
    „Stella“, Nicolas setzt sich neben mich und will mich in seine Arme ziehen, doch ich bin stocksteif vor Entsetzen. „Stella, jetzt beruhige dich. Es wird nichts passieren, hörst du?“
    „Ich glaube auch nicht, Schatz. Deine Sorge ist unbegründet“, beruhigt mein Vater mich.
    Nur langsam fasse ich mich wieder, mir ist das selbst unangenehm, dass ich so überreagiert habe, aber nur die Vorstellung daran, dass Nicolas im Gefängnis sitzen könnte, nimmt mir den Atem.

    Nach einiger Zeit habe ich mich dann wieder im Griff und kann mich entspannen.
    Trotz allem bin ich froh, als wir nach Silvester dann endlich wieder in der Maschine Richtung Argentinien sitzen.
    Dort finde ich tatsächlich mehr Ruhe und die Sorgen und Ängste um Nicolas verblassen jeden Tag ein wenig mehr.

13

    Es ist komisch, wie unterschiedlich man Zeitspannen empfinden kann. Manchmal vergehen Stunden wie im Flug. Wie zum Beispiel an dem Tag, als Nicolas und ich das erste Mal wieder in Berlin waren, um meinen Eltern zu sagen, dass wir ein Paar sind. Dort sind die Stunden nur so gerast. Während ich in der kleinen Hütte im Wald gefangen gehalten worden bin, kamen mir Stunden wie kleine Ewigkeiten vor.
    D ie zweieinhalb Jahre, die seit unserer Hochzeit vergangen sind, scheinen wir dagegen wieder im Eiltempo passiert zu haben. Und das Studium habe ich auch schon vor ewigen Zeiten abgeschlossen, oder?
    Und jetzt? Jetzt sind es popelige fünf Minuten, die mi r vorkommen, als kriechen sie nur so dahin.

    Ich schaue auf die Uhr, gerade mal

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