Bittersuess
einfach mal mit ins Wasser und lass dich überraschen.“
Ich bin schon traurig, als wir die Rückreise antreten. Doch ich freue mich natürlich auch auf Marta und Lucia, mein Pferd und auf Lilly und Pepe. Die beiden sind so viel gewachsen in der Zeit seit Weihnachten, doch haben immer noch jede Menge Flausen im Kopf. Vor allem Klitschko hat seine Last mit den beiden jungen Hunden. Marta findet zwar immer noch, dass wir sie verhätscheln, aber ich hab sie schon ein paar Mal dabei beobachtet, wie sie ihnen kleine Filetstücke zugesteckt hat.
Und ich bin sehr gespannt auf unser Haus. Bei der Menge an Bauarbeitern, die damit beauftragt sind, dürfte es schon mächtig vorangegangen sein.
Unser Haus hat tatsächlich richtig Gestalt angenommen und ich kann es kaum noch erwarten, es endlich einrichten zu können.
Als wir abends dann beim Asado zusammensitzen, mustert mich Marta ganz genau. Ich frage mich schon, ob ich einen Fleck irgendwo habe und spreche sie an.
„Ist irgendwas nicht in Ordnung?“
„Doch, doch, alles okay“ , sagt sie etwas verlegen.
„Marta überlegt schon, ob du vielleicht schwanger aus den Flitterwochen zurückgekommen bist“, erklärt Lucia das Verhalten ihrer Mutter und ich spüre, wie ich knallrot werde.
„Also nein… bestimmt nicht“, hastig trinke ich einen Schluck Wein.
„Marta, wir lassen uns noch ein bisschen Zeit, okay? Aber du bist die Erste, die es erfährt, wenn es so weit sein sollte“, zwinkert Nicolas ihr zu. „Du musst sie entschuldigen“, sagte er dann leise in meine Richtung.
Die nächsten Wochen und Monate werden kein Zuckerschlecken für mich, denn Nicolas treibt mich an, das Studium zu beenden und auch ich entwickle den Ehrgeiz das Thema endlich abzuschließen.
Und außerdem tut sich auch einiges in der Rinderzucht. Mein Vater hat Vertreter von Hotelketten auf das Rindfleisch aufmerksam gemacht und so standen auf einmal Experten aus Deutschland vor Marta und Lucia. Und die Herren waren begeistert von der Qualität des Fleisches. Die Auftragslage hat sich dadurch enorm verbessert und ich kümmere mich jetzt intensiv nebenher um die Buchhaltung der Ranch.
Nicolas ’ Ruf als Tierarzt spricht sich auch sehr schnell herum. Nur zu meinem Bedauern ist er jetzt oft auch manchmal über Nacht fort, wenn die anderen Farmen zu weit weg gelegen sind. An die immensen Entfernungen hier muss ich mich irgendwie noch gewöhnen.
Aber wir führen dann immer äußerst anregende Gespräche am Telefon und ich kriege am nächsten Tag stets den sehr leidenschaftlichen Beweis, wie sehr er mich vermisst hat.
Unser Haus wird nach einem halben Jahr Bauzeit fertig, es ist jetzt Ende September. Durch die milden Temperaturen auch im argentinischen Winter, gab es keine Verzögerungen. Nicolas und ich strahlen um die Wette, als wir den Schlüssel bekommen.
Auch meine Eltern sind zur Einweihung angereist, zusammen mit Christine und meinem Bruder. Christine war wohl öfter schon bei meinen Eltern eingeladen gewesen und am Telefon hat sie Nicolas erzählt, dass mein Vater ihr einen guten Job in der Verwaltung angeboten hat.
Nicolas ist das unangenehm, dass mein Vater soviel für seine Familie tut, aber ich kann ihn beruhigen.
Mein Vater ist zu sehr Geschäftsmann, er würde Christine nicht einfach so das Geld nachschmeißen. Er bekommt ja schließlich auch eine Gegenleistung – ihre Arbeitskraft – dafür. Und auch Marta und Lucia müssen gutes Fleisch liefern, sonst sind die Aufträge wieder weg.
Das Haus ist wirklich wunderschön geworden, natürlich hat mein Vater noch Experten zur Abnahme mitgebracht.
Ich kann mich nicht satt sehen an der Aussicht vom Wohnzimmer auf den See. Auch meine Mutter ist total begeistert. Unsere Einrichtung ist landestypisch gehalten und selbstverständlich dürfen auch die hübschen bunten Decken nicht fehlen, die Marta anfertigt.
Im Badezimmer muss ich schon grinsen. Mein Vater hat jeglichen luxuriösen Schnickschnack einbauen lassen, und die Fliesen stammen mit Sicherheit auch nicht aus gewöhnlichen Baumärkten.
Zur Einweihung gibt es ein großes Fest und Nicolas und ich platzen bald vor Stolz. Meine Eltern können bei uns im Haus übernachten, genau wie Jonas, Christine schläft bei Marta und Lucia.
Bis spät in die Nacht feiern wir, als wir dann schließlich im Bett liegen, küsse ich Nicolas zärtlich. Er erwidert meine Liebkosungen, hält sich aber seltsam zurück.
„Hast du keine Lust?“, frage ich ihn dann schließlich überrascht,
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