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Bittersuess

Bittersuess

Titel: Bittersuess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ki-Ela Stories
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eine Sicherheit aus, die für mich jetzt in diesem Moment überlebenswichtig zu sein scheint. Und nur das zählt jetzt. Dieser Moment.

    Ich weiß gar nicht mehr, wie lange ich so in seinen Armen bin, aber was ich merke, ist, dass er mich genauso festhält wie ich ihn. Ich spüre, wie er langsam meinen Rücken streichelt und bei all dem ganzen Kummer, den Ängsten, Schmerzen und den Sorgen, schleicht sich doch ein schönes Gefühl ein.
    Nur ganz langsam sickert zu mir durch, was ich eigentlich hier tue. Ich umarme den Mann, der mit verantwortlich ist für die schlimmsten Stunden meines bisherigen Lebens.
    Vorsichtig schiebe ich ihn weg, sein schwarzes Oberteil hat einen richtig nassen Fleck von meinen Tränen.
    „Geht’s wieder?“, fragt er mich zaghaft, seine Hände bleiben auf meinen Oberarmen liegen.
    „Ja“, ich kann ihn nicht mehr anschauen, ich schäme mich richtig für meinen Gefühlsausbruch.
    „Stella, ich würde dir gerne klare Antworten geben können, aber das geht leider nicht.“
    „Ich weiß“, ich verschränke die Arme vor meiner Brust und senke den Kopf. Immer noch schäme ich mich, ich kann mir das alles nicht erklären. Ich bin so merkwürdig verwirrt, meine Gefühle verstören mich. Ich müsste diesen Mann hassen - ich horche in mich hinein. Nein, das tu ich nicht. Warum nicht?
    „Wenn alles okay ist, dann… ich muss dich wieder fesseln.“
    „Alles okay“, sage ich bitter. Ich muss jetzt lachen. „Alles bestens“, füge ich noch hinzu und kann das Lachen nicht mehr stoppen.
    Ich fange seinen Blick ein, er wirkt – besorgt. Wahrscheinlich hält er mich auch schon für total übergeschnappt. Und vielleicht bin ich das wirklich schon. Wer weiß?
    Ich fange an zu weinen – doch das Lachen hört auch nicht auf. Ich komme mir selbst blöd vor, aber ich kann einfach nicht damit aufhören, hier völlig hysterisch herumzukichern.
    Ich spüre wie er meine Hand nimmt und sie festmacht. Dann hebt er mich etwas hoch und deckt mich zu. Ich nehme das alles nur am Rande wahr, das Lachen lässt nach, das Weinen nicht.
    „Stella“, er will etwas sagen, doch ich drehe meinen Kopf weg.
    Ich kenne mich selbst nicht mehr, ich bin nur noch durcheinander.

    Die ganze Zeit schaue ich zum Fenster, die Sonne scheint untergegangen zu sein, es kommt nur noch wenig Licht hinein.
    Ich höre, wie er etwas auf das Tischchen stellt, höre etwas klappern. Offenbar bekomme ich Essen. Es ist mir egal.
    Essen ist mir egal geworden. Wer hätte das gedacht? So was wäre mir früher nie passiert. Ich habe auch kein Hungergefühl, ich zwinge mich nur zu trinken.

    Am Rande nehme ich wahr, wie Türen abgeschlossen werden und ich höre ein Auto wegfahren.
    Okay, ich bin wieder allein. Ich drehe mich auf den Rücken und starre an die Decke.
    Was würde passieren, wenn hier im Haus ein Feuer ausbricht? Immerhin ist es Sommer und man warnt vor Waldbränden. Und ich bin in einem Wald. Es könnte also sein, dass so etwas passiert. Und ich könnte nicht weglaufen.
    Ich ertappe mich dabei, dass ich mir so etwas herbeiwünsche. Ich wünsche mir, dass es anfängt zu brennen. Dann wäre es zu Ende. Ein verlockender Gedanke.
    Doch dann kommen mir wieder diese dunklen Augen in den Sinn. Die Umarmung. Ich glaube fast, ich kann seine Hände noch immer auf meinem Rücken spüren. Ob es noch einmal dazu kommen wird? Zu so einer Geste?
    Besser wäre es, wenn so etwas nie mehr geschehen würde. All das hat mich nur noch mehr verwirrt.
    Andererseits war dies der einzig erträgliche Moment in den letzten Tagen.
    ‚Wie er wohl aussieht?’ – diese Frage verfolgt mich noch die ganze Nacht. Ich hasse dieses ständige Grübeln, aber ich kann es auch nicht abstellen.
    Und noch etwas lässt mich nicht schlafen. Die Geräusche. Ich drehe fast durch, weil ich nicht identifizieren kann, was es ist. Ich weiß, ich bin in einem Wald, ich weiß, dass es dort Tiere gibt. Viele Tiere. Aber ich bin noch nie nachts in einem Wald gewesen. Ich weiß nicht, welches Tier welche Töne von sich gibt. Ständig raschelt etwas, ich höre ein Käuzchen schreien, ich höre etwas flattern – und da sind da noch ganz viel e merkwürdige Laute, die ich nicht kenne. Die mich zusammenzucken lassen und vor denen ich Angst habe.
    Ich bin eben kein Held .
    Der Morgen graut schon, als ich endlich einschlafe.

    „Wieder nichts gegessen“, ich höre seine Stimme und schlage die Augen auf. Er sitzt auf der Bettkante und schaut mich an. Im Hintergrund lauern Kevin und der

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