Bittersuess
bei einer Person wie dir?’ , ätzt es in mir, aber das ist ja kein ‚google’, was er aufgerufen hat. Das ist eine polizeiinterne Seite.
‚Sie wissen es!’ , jubelt es in mir.
„Sie sind die junge Frau, die man sucht?“, fragt der Polizist noch einmal nach. „Entführung?“
„Ja“, ich nicke nur und spüre einen dicken Kloß im Hals. „Die bin ich…“
„Bitte, setzen Sie sich doch“, der Erste bietet mir einen Stuhl an. „Möchten Sie etwas trinken? Einen Kaffee?“
„Ja“, sage ich dankbar. „Kaffee wäre gut.“
Ich bekomme sofort eine Tasse eingegossen, dann schauen mich beide neugierig an. „Wo kommen Sie jetzt her?“
„Ich war in einer Hütte gefangen gehalten. Nicht weit von hier entfernt“, sage ich leise. Und plötzlich bekomme ich Angst, dass Nicolas gefasst werden könnte. Aber er müsste doch schon längst fort sein, oder?
Der zweite Polizist übersetzt das dem Ersten, der wohl offenbar weniger gut deutsch versteht.
„Wissen Sie ungefähr, wo das war?“
Ich schüttele den Kopf. „Ich glaube nicht, dass ich die wieder finde“, sage ich wahrheitsgemäß. Mein Orientierungssinn ist eine Katastrophe und ich war ja auch viel zu sehr mit Angsthaben, Verzweifeltsein und Weinen beschäftigt, um mir den Weg zu merken.
Das Telefon klingelt und der erste Polizist nimmt ab. Er wirkt überrascht und spricht sehr schnell. Oder vielleicht spricht er auch nicht schnell, für mich hört es sich aber so an. Er berichtet seinem Kollegen in knappen Worten um was es geht und ich schaue mich etwas in dem Raum um. Viel Charme hat die Einrichtung hier nicht, aber das ist in deutschen Polizeirevieren wohl auch nicht anders.
Dann wenden Sie sich wieder m ir zu.
„Sie sagen eine Hütte im Wald?“, hakt der Eine wieder nach.
„Ja.“
„Wir haben gerade Nachricht bekommen von Feuerwehr. Ein Brand in einem Waldgebiet ist gemeldet worden. Dort brennt eine Hütte“, erklärt er mir.
„Oh“, ich schlucke heftig. Mir wird fast schwindelig, sofort schießt mir Nicolas wieder in den Sinn. Er wird doch nicht mehr dort sein, oder? Was geht da bloß vor? Ich bete innerlich, dass er nicht mehr da ist. Die Angst um ihn schnürt mir fast die Kehle zu. Aber das kann ich den beiden hier wohl kaum so erzählen.
„ Wie sind Sie aus der Hütte herausgekommen?“
„Man hat mich freigelassen .“
„Kannten Sie den Mann? Oder waren es mehrere?“, hakt er nach.
„Es waren Zwei“, antworte ich und werde noch nicht einmal rot dabei.
Ich sollte mich schämen, ich weiß, aber aus mir platzt die Antwort so raus. „Und sie trugen immer Masken.“
„Sie haben also nie ihre Gesichter gesehen?“
„Nein“, antworte ich.
Er mustert mich genauer. „Hat man Sie misshandelt?“
„Man hat mich geschlagen .“
„Was ist das da?“, er deutet mit seinem Kugelschreiber auf meine Augenbraue.
„Ich hatte dort eine Platzwunde.“
„Und wer hat die versorgt?“, bohrt er weiter.
Ich werde unruhiger, aber ich versuche es mir nicht anmerken zu lassen. „Einer der Entführer“, sage ich nur. „Kann… also wäre es möglich, meine Eltern zu verständigen?“
„Natürlich“, der Polizist nickt nur und ruft dann offensichtlich eine andere Dienststelle an. Er spricht Deutsch, also informiert er wohl seine deutschen Kollegen. Dann reicht er mir das Telefon. „Bitte sehr“, sagt er freundlich.
Ich frage ihn nach dem Namen der Stadt und der genauen Lage und meine Hände zittern jetzt richtig, als ich die vertraute Nummer wähle.
Ich schaue kurz auf die Uhr, die hier an der Wand hängt, es ist 2.37 Uhr in der Nacht. Aber ich denke, meine Eltern werden mir verzeihen, wenn ich sie wecke.
„Ja?“
Mein Vater ist dran, ich merke, dass er geschlafen hat, aber er scheint auch sehr angespannt zu sein.
„Papa, ich bin’s. Stella“, sage ich heiser und sofort schießen mir die Tränen in die Augen.
„STELLA?“, brüllt er in den Hörer. „Bist du das wirklich? Wo bist du, mein Schatz? Wie geht es dir?“
Im Hintergrund höre ich die aufgeregte Stimme meiner Mutter.
„In Nowe Biskupice“, erkläre ich ihm und wische mir rasch die Tränen aus dem Gesicht. „Das ist in Polen, hinter der Grenze, an der L137. Ich bin bei der Polizei.“
„Gott sei Dank“, die Erleichterung in seiner Stimme kann ich deutlich hören. „Dann bist du frei?“, fragt er aber noch einmal nach.
„Ja, Papa“, schluchze ich leise.
„Wir kommen sofort, wir ziehen uns nur noch an. Bleib da, mein Engel, wir beeilen
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