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Bittersuess

Bittersuess

Titel: Bittersuess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ki-Ela Stories
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abgebildet ist. Er ist es – ich hab da überhaupt keinen Zweifel.
    „Seine Haar- und Augenfarbe stimm en zwar nicht mit der Beschreibung ihrer Freundin überein, aber die Spuren sind da eindeutiger. Außerdem haben wir noch Fingerabdrücke einer weiteren Person gefunden, die wir nicht zuordnen können. Es sind jedenfalls keine vom Personal des Clubs. Mit viel Glück sind es die vom zweiten Entführer“, dann deutet er noch einmal auf das Foto mit Kevin. „Erkennen Sie ihn?“
    „Sie hatten Masken auf. Einer war groß und kräftig, das schon, aber ob er es war, kann ich so nicht sagen“, ich schaue den Kommissar scheu an.
    „Natürlich nicht. Aber er ist hier in der Gegend gesehen worden, wir haben einen Hinweis bekommen, dem unsere polnischen Kollegen zurzeit nachgehen. Es deutet also alles auf ihn hin. Falls wir ihn schnappen, könnten Sie ihn ja eventuell an der Stimme erkennen.“
    „Ja, vielleicht“, antworte ich.
    ‚Ganz bestimmt sogar’ , schreit alles in mir. ‚Falls sie ihn schnappen’ , hallt es in meinem Kopf wieder. Also ist Kevin noch auf freiem Fuß. Und Nicolas demnach auch, sonst hätten die beiden doch schon längst etwas gesagt, ich atme innerlich auf.
    „Nur eines noch: hat man Sie misshandelt? Oder Ihnen sonst wie etwas getan?“, fragt jetzt Kommissar Wegner.
    „Geschlagen und getreten“, antworte ich wahrheitsgemäß und meine Mutter schreit leise auf.
    „Ich werde meine Tochter morgen in ein Krankenhaus bringen. Aber jetzt würde ich Sie bitten, uns in Ruhe zu lassen“, poltert mein Vater dazwischen.
    „In Ordnung. Wir sehen uns“, nickt Herr Roth mir zu.
    „Ja“, ich stehe mit wackligen Beinen auf.
    „Komm mein Schatz“, meine Mutter legt einen Arm um mich und will mich stützen, doch ich schiebe sie sanft von mir. „Ich kann schon laufen.“
    Sie zieht mich wieder an sich. „Ich bin so froh, dass wir dich wiederhaben“, weint sie wieder.

    Zu meiner Erleichterung bemerke ich, dass Jonas hinter dem Steuer sitzt und nicht mein Vater. Ich starre nur wortlos durch das Autofenster in die dunkle Nacht. Ich bin müde – und doch wieder nicht. Ich kann es noch irgendwie gar nicht so richtig glauben, dass ich hier im Auto meines Bruders sitze und nach Hause fahre, im Arm von meiner Mutter.
    ‚Nach Hause’ , wiederhole ich in meinem Gedächtnis. Auch wenn es ungerecht klingt, die Worte haben einen komischen Beigeschmack. Natürlich bin ich froh, nicht mehr in Reichweite von Kevin, nein Joaquin, zu sein. Natürlich freue ich mich, dass ich in Sicherheit bin, dass es eine Zukunft für mich geben wird, ich weiterleben darf.
    Und trotzdem ist in mir so eine große Traurigkeit. Ich kann nur an ihn denken, frage mich, was er wohl macht. Hat er die Hütte angezündet oder waren es die anderen?
    Waren die beiden deswegen so nervös, als ich sie das letzte Mal gesehen habe, weil sie wussten, dass die Polizei einen von ihnen identifiziert hat?
    „Habt ihr Lösegeld für mich gezahlt?“, frage ich in die Stille im Auto hinein.
    „Dazu ist es nicht gekommen“, mein Vater dreht sich zu mir. „Eigentlich war ein Termin für morgen vorgesehen, aber wir wussten noch keinen genauen Ort. Dann traf der Hinweis ein, dass man einen von den Entführern gesehen hätte und die Polizei bat uns, einen möglichen Übergabetermin noch hinauszuzögern.“
    „Stand der Fall in der Presse?“, ich muss soviel wie möglich wissen.
    „Nein. Wir haben in Absprache mit der Polizei die Entführung verschwiegen. Es wurde zwar eine Fahndung nach dem einen Mistkerl herausgegeben, aber man hat den Grund nicht genannt. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir die Polizei auch nicht eingeweiht, sondern mit Detektiven gearbeitet. Die müssen sich wenigstens nicht an so viele bürokratische Auflagen halten. Aber als man Jenny gefunden hatte, wurde sofort die Polizei benachrichtigt und so ging das nicht mehr anders.“
    „Aber es waren trotzdem fünf Detektive tätig“, mischt sich Jonas ein. „Nur waren die auch nicht viel klüger“, die Stimme meines Bruders klingt sehr bissig.
    „Und man hat nur den einen identifiziert, ja?“, frage ich vorsichtig weiter.
    „Ja. Nur den. Soll ein gebürtiger Südamerikaner sein !“
    „Der schon lange in Deutschland lebt. Halt die Luft an !“, blafft Jonas zurück.
    „Gott sei Dank ist der Spuk jetzt vorbei“, meine Mutter streich elt mir über die dunklen Locken. „Deine Haare sind gewaschen. Hattest du Gelegenheit, dich zu duschen, mein

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