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Bittersuess

Bittersuess

Titel: Bittersuess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ki-Ela Stories
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Glühwürmchen schwirren am Wegesrand.
    Es ist eine Landstraße, doch kein Auto kommt mir entgegen.
    ‚Wie spät es wohl ist?’ Ich kann noch nicht erkennen, dass es dämmert, also muss es noch mitten in der Nacht sein.
    Ich frage mich, wo ich wohl bin. Ob es hier weit weg von der Großstadt ist, in der ich lebe. Berlin.
    Ich lasse meinen Blick umherschweifen, doch nirgends sehe ich Lichter. Aber vor mir ist jetzt etwas. Das könnte die kleine Stadt sein, von der Nicolas gesprochen hat.
    ‚Gott sei Dank’ , schießt es mir durch den Kopf. ‚Endlich in der Zivilisation’ .
    Ich verdränge die Gedanken an ihn. Er muss sehen, wie er jetzt klarkommt – und ich muss das auch.
    Wenigstens hält mich meine Angst vor der Dunkelheit und das krampfhafte Bemühen, etwas zu erkennen, vom Weinen ab. Und ich darf nicht mehr soviel an ihn denken. Das muss ich mir jetzt immer wieder einimpfen.
    Doch ob ich es je schaffen werde?

    Ich sehe ein Ortsschild. Mein Herz klopft vor Aufregung wie verrückt. Ich bin gespannt, ob ich die Stadt kennen werde – und wenn ja, wie weit sie von Berlin weg ist.
    Ich leuchte mit der Taschenlampe auf das Schild. Und stutze.
    Den Namen hab ich noch nie vorher gehört. Und das hier ist ganz offensichtlich keine deutsche Stadt. Ich bin in Polen.
    Ich schlucke heftig. Okay, die Grenze ist nicht weit von Berlin weg. Und als sie mich in die Fabrikhalle geschafft haben, war ich ja bewusstlos. Ich weiß also nicht, wie lange sie gefahren sind.
    Gut, ich bin also in Polen. Und ic h hoffe sehr, dass man hier ein bisschen deutsch spricht. Aber wenn ich wirklich im Grenzgebiet bin, dann wird man mich doch verstehen, oder?

    Ich gehe immer weiter, meine Schritte werden langsamer. Es gibt eine Straßenbeleuchtung ich schalte meine Taschenlampe ab. Ich soll der Hauptstraße folgen, nun, das ist schon mal nicht schwer, denn die Stadt ist wirklich nicht groß.
    Ich bin froh, dass Nicolas mir Turnschuhe gegeben hat und meine Schritte so gedämpft werden. Irgendwie habe ich Angst, dass man mich hört, oder dass ich jemanden störe. Ich weiß ja nicht, wie die Leute auf mich reagieren werden.

    Eine bunte Beleuchtung fällt mir ins Auge. Die Tankstelle. Danach muss ich rechts, und da soll auch die Polizeistation sein. Ob überhaupt jemand da ist? Aber bei der Polizei muss das doch der Fall sein, oder?
    Ich biege also ab und tatsächlich, dort ist ein schwach angestrahltes Schild.
    ‚Policja’.
    ‚Okay – dann los. Du hast es geschafft, Stella Reimann’ , mache ich mir selbst Mut.
    Ich sehe, dass hinter einem Fenster Licht brennt und ich kann zwei Männer in Uniformen erkennen.
    So entschlossen es mir im Moment möglich ist, drücke ich gegen die Türe, aber nichts tut sich. Verstört schaue ich mich um, dann entdecke ich einen Klingelknopf.
    E ndlich öffnet sich die Türe und ein recht mürrisch ausschauender Mann steht mir gegenüber.
    Er fragt mich etwas auf Polnisch, was ich natürlich nicht verstehe.
    „Guten Abend“, sagte ich heiser und muss mich erstmal räuspern. „Mein Name ist Stella Reimann. Können Sie mir helfen bitte?“
    Meine Stimme klingt ganz piepsig, aber offenbar erwecke ich das Interesse des Polizisten.
    „Bitte“, sagt er auf Deutsch und hält mir die Türe auf. Erleichtert atme ich tief durch und muss erstmal blinzeln, als ich in einen hellen Raum komme. Das Neonlicht blendet in meinen Augen, der zweite Polizist kommt jetzt auf mich zu.
    Der erste Beamte sagt etwas zu ihm, ich kann erahnen, dass er erklärt, dass ich eine Deutsche bin.
    „Guten Abend“, der Zweite nickt mir zu. „Was können wir tun für Sie?“, fragt er mich. Er spricht mit starkem Akzent, aber ich hätte jubeln können. Sie verstehen mich!
    „Mein Name ist Stella Reimann“, wiederhole ich noch einmal. „Ich bin… ich bin vor fast zwei Wochen entführt worden.“
    Der Polizist schaut mich verständnislos an, er redet kurz mit seinem Kollegen.
    „Haben Sie einen Ausweis?“, fragt er mich dann.
    „Ich muss nachsehen“, antworte ich hastig und krame in meiner Tasche. Wie Nicolas gesagt hat, fehlt tatsächlich nur das Handy und ich fische meinen Personalausweis aus meinem Portemonnaie. „Bitte“, sage ich und halte ihm das Dokument hin.
    „Stella Reimann“, wiederholt er nur, dann tippt er meinen Namen in den Computer ein.
    Ich kann nicht entziffern, was er da für Informationen bekommt – aber auf einmal erscheint mein Bild. Wie kommen die an mein Bild?
    ‚Wie kommt man wohl an Bilder? Besonders

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