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Bittersuess

Bittersuess

Titel: Bittersuess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ki-Ela Stories
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Schatz?“
    „Ja“, antworte ich nur.
    „Und wer hat dich so geschlagen? Dieser Joaquin?“, fragt sie mitfühlend weiter und ich höre, dass sie schon wieder mit den Tränen kämpft.
    „Ja, Mama. Aber es ist vorbei, lass uns nicht mehr drüber reden“, bitte ich sie.
    „Ich werde Professor Marquardt bitten, uns einen guten Psychotherapeuten zu empfehlen“, spricht sie weiter.
    „Wozu?“, ich schaue sie misstrauisch an.
    „Wozu? Du brauchst Hilfe, um dieses Trauma zu verarbeiten. Und das so schnell wie möglich“, sagt sie entschieden.
    „Ich brauche gar nichts“, mecker e ich zurück. ‚Jedenfalls keine Therapie’ , füge ich in Gedanken an.
    „Aber Stella, sei nicht unvernünftig“, rügt sie mich. „Es ist auf jeden Fall das Beste so. Immerhin steckst du auch mitten im Studium und solltest das auch nicht lange unterbrechen und…“
    „MA!“, brüllte Jonas auf einmal los und ich zucke erschrocken zusammen. „Lässt du Stella bitte erstmal in Ruhe? Sie ist gerade freigekommen und wir wissen nicht, was sie alles erlebt hat. Hör auf sie zu bedrängen!“
    Ich hätte meinen Bruder knutschen können. Früher waren wir wie Hund und Katze gewesen. Aber nach der Pubertät hat sich unser Verhältnis sehr gebessert. Er ist neben Jenny mein engster Vertrauter und ich bin es genauso für ihn. Und ich bin froh, dass er sich jetzt einmischt, denn auf endlose Debatten mit meiner Mutter hab ich jetzt weder Lust noch Kraft.
    „Jonas hat Recht, Marianne“, sagt mein Vater und dreht sich zu ihr um. „Lassen wir sie erstmal wieder bei uns ankommen. Wir werden mit Professor Marquardt reden, aber jetzt ist doch erstmal nur wichtig, dass sie relativ unversehrt scheint.“
    „Ich finde, man kann gar nicht schnell genug mit der Aufarbeitung anfangen. Aber bitte“, zickt meine Mutter eingeschnappt.
    Jonas und mein Vater stöhnen auf, sagen aber nichts mehr. Es tritt ein Schweigen ein, worüber ich ganz froh bin.

    Als wir die Auffahrt zu unserer Villa hinauffahren, wird mir endgültig bewusst, dass es vorbei ist.
    „Du bleibst natürlich jetzt erstmal bei uns wohnen“, sagt meine Mutter entschieden. „In deiner Wohnung ist es zu gefährlich, solange diese widerlichen Verbrecher noch frei herumlaufen“, bestimmt sie.
    Ich wehre mich erstmal nicht dagegen. Alleine in meine Wohnung zurückzugehen, dass wäre mir heute sowieso nicht geheuer.
    Mein altes Appartement in der Villa hat Jonas jetzt bezogen, aber wir haben noch vier weitere Gästezimmer, eines ist für mich hergerichtet worden.
    Unsere Haushälterin empfängt uns, es ist eine ältere Dame, die Magda heißt und die ich sehr liebe. Sie sagt erstmal nichts, sondern drückt mich nur und mustert mich kritisch.
    „Du bist noch dünner geworden. Möchtest du etwas essen?“
    Ich schüttele nur den Kopf. „Nein Magda. Nein danke, wirklich nicht.“

    Ich gehe in das Gästezimmer und schaue es an, als würde ich es das erste Mal sehen. Es ist – komisch. Alles ist irgendwie komisch. Die Möbel sind teuer gewesen und sehr geschmackvoll. Auch das angrenzende Bad ist ein Luxustempel.
    ‚Wie übertrieben’ , schießt es mir als erstes durch den Kopf. Mir kommt das kleine Bad in der Hütte in den Sinn. Es war sehr primitiv gegen dieses hier. Aber unter der Dusche habe ich mich genauso wohl gefühlt, wie unter jeder anderen auch.
    ‚Wie unwichtig das doch alles is t…’ .

    Mein Vater und meine Mutter kommen noch einmal zu mir. Mittlerweile ist es fast halb sechs Uhr morgens.
    „Meinst du, dass du schlafen kannst?“, erkundigt sich meine Mutter besorgt.
    „Ich denke schon .“
    „Falls nicht, dann sag’ Bescheid. Ich hab Tabletten da“, sie streichelt mir durch das Gesicht, mein Vater umarmt mich heftig.
    „Ich bin so froh, meine Kleine“, flüstert er heiser.
    „Ja, ich auch“, antworte ich. Es kommt irgendwie mechanisch. Meine ich das wirklich so?
    Natürlich meine ich das wirklich so, weise ich mich zurecht.

    Ein Nachthemd liegt für mich über einem Stuhl und im Bad ist auch alles bereitgelegt. Ich schlüpfe hinein und dusche kurz.
    Bevor ich ins Bett gehe, klopft es noch einmal an meiner Tür und Jonas steckt seinen Kopf durch den Spalt. Er hat die gleichen dunklen Locken wie ich und trägt die Haare etwas länger – se hr zum Leidwesen meiner Eltern. Er hat gerade seinen Ersatzdienst abgeleistet und ist ein wahrer Mädchenschwarm.
    „Maus, wenn du was brauchst, dann sag’s einfach, okay?“, fragt er mich.
    „Wie viel wollten sie

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