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Bittersuess

Bittersuess

Titel: Bittersuess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ki-Ela Stories
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haben?“
    „ Zwanzig“, antwortet er und schließt die Türe. Er kommt zu mir und setzt sich neben mich aufs Bett.
    Ich reiße die Augen entsetzt auf. „ Zwanzig Millionen?“, stammele ich.
    „Happig, was? Aber du bist eh nicht zu bezahlen“, grinst er schief.
    „Wie hat Papa das Geld zusammenbekommen?“
    „Er hat einen Kredit beantragt, du weißt, er kann ganz gut mit den Banken. Ich will nicht wissen, was das für ein Gemauschel war“, stöhnt mein Bruder. „Aber das soll nicht mehr deine Sorge sein.“
    „Habt ihr die… die Sachen von mir bekommen?“
    „Ja, alles fein säuberlich mit der Post. Die Polizei ist wahnsinnig geworden. Deine Bluse kam in zwei Umschlägen, auf dem gleichen Wege kamen deine Locke, die Fotos und die CD mit deiner Nachricht – die Entführer haben keine Spuren hinterlassen. Die Typen wussten, was sie taten“, knurrt Jonas. „Aber Stella: es ist vorbei. Und man wird die Schweine bestimmt finden“, er nimmt meine Hände und drückt sie fest.
    „Ja“, antworte ich nur heiser.

    Als ich im Bett liege, ist an Schlaf nicht zu denken. Ich kann es nicht abstellen, ich kann nur an ihn denken. Und ich kann nicht verhindern, dass ich wieder anfange zu weinen. Ich vermisse ihn, ich vermisse ihn tatsächlich. Ich bin so geschockt über mein Verhalten, über meine Gefühle – und gleichzeitig so furchtbar machtlos dagegen.
    Ich schalte das Licht wieder ein und meine Tasche fällt in meinen Blickwinkel. Ich weiß nicht, warum ich das tue, aber ich nehme sie mit in mein Bett und kippe den gesamten Inhalt aus.
    Nicolas hat diese Tasche noch vor nicht allzu langer Zeit bei sich gehabt. Ich streichele zärtlich über das Leder und schnuppere daran. Es ist verrückt, ich weiß das selbst, aber ich erhoffe, ein wenig von seinem Geruch zu erhaschen. Aber ich rieche nichts. Jedenfalls nichts, was mich an ihn erinnern würde.
    Frustriert schaue ich die Sachen durch, die jetzt auf meinem Bettlaken liegen. Ich nehme alles und stopfe es wieder zurück. Doch dann stutze ich.
    Unter meinem Portemonnaie liegt ein goldenes Medaillon.
    Mein Herz klopft schneller – das ist nicht meines. Aber…?
    Ich berühre es ganz vorsichtig und betrachte es genauer. Auf der Vorderseite sind zwei ineinander verschlungene Rosen eingraviert. Und eine Inschrift: ‚Te quiero’.

6

    Ich erstarre förmlich. Dieses Medaillon kann nur einer in meine Tasche gesteckt haben. Nicolas.
    Meine Hände zittern, als ich es öffne, aber es ist leer, es sind nur zwei weiße Platzhalter dort zu sehen, wo eigentlich Fotos reingehören.
    ‚Te quiero’ – ich schaue nochmal auf die Vorderseite des zierlichen Schmuckstückes. Es wirkt schon etwas älter und ehrfürchtig halte ich es in meinen Händen.
    ‚Ja’ , denke ich. ‚Ich liebe dich auch, Nicolas’ , flüstere ich in Gedanken.
    Ich bin noch nicht einmal geschockt über diese Erkenntnis. In meinem Inneren habe ich es sowieso schon gewusst, nur mein Verstand hat das offenbar noch nicht wahr haben wollen. Aber hier, wo ich zur Ruhe komme, in Sicherheit bin, ist alles auf einmal so klar.
    Ich schluchze leise auf. Ich will ihn nicht verloren haben, ich will, dass er bei mir ist. Hier und jetzt und auf der Stelle.
    Und natürlich weiß ich genauso gut, dass das unmöglich ist.
    „Wo bist du?“, frage ich leise. Ich hoffe, dass es ihm gut geht, dass niemand je etwas davon erfahren wird, was in den letzten Tagen passiert ist. Es wäre nicht fair, ihn zu bestrafen, nicht richtig. Nicht für mich.

    Ich lasse mich in die Kissen fallen. Wie weich das Bett hier ist und wie edel der Bettbezug. Typisch meine Mutter, nur das Beste vom Besten.
    Ich fand es auch immer toll, mich mit den schönsten Dingen zu umgeben. Wie oberflächlich das doch eigentlich ist, wie unwichtig.
    Würde ich Nicolas wieder sehen dürfen, ich würde alles, was ich besitze, sofort dafür eintauschen.

    Ich weiß nicht mehr wann genau, nur dass es schon lange hell draußen war, als ich dann doch eingeschlafen bin. Und dass ich geweint habe, sehr viel geweint.

    Ein Klopfen lässt mich hochschrecken und ich muss mich erstmal orientieren. Verschlafen schaue ich mich um, dann weiß ich wieder, wo ich bin und sofort ist dieser dumpfe Schmerz da, der mein Herz zusammendrückt. Ich setze mich im Bett auf und fahre mir durch die Haare, dann klopft es erneut.
    „Ja?“, frage ich mit heiserer Stimme.
    „Stella, mein Schatz“, meine Mutter steht im Zimmer und lächelt mir zu. Schnell kommt sie zu mir und setzt sich

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