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Bittersuess

Bittersuess

Titel: Bittersuess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ki-Ela Stories
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fest an sich.
    „Bist halt zäh“, grinst mein Bruder mich an.

    „Sollen wir direkt bei der Polizei vorbeifahren? Dann haben wir es hinter uns“, fragt mein Vater, als wir aus dem Krankenhaus hinauskommen.
    Ich stöhne innerlich auf. ‚Das fehlte mir gerade noch’ . Ich fühle mich erschöpft und ausgelaugt, aber je eher ich das hinter mich bringe, umso eher finde ich wohl auch Ruhe.
    „Das hat auch Zeit bis morgen“, giftet Jonas ihn an.
    „Schon gut“, ich lege eine Hand auf den Arm meines Bruders. „Ich schaff das schon, kein Problem.“
    „Es ist besser, man findet die Schweine so schnell wie möglich. Und das geht nun mal besser mit Stellas Hilfe“, mein Vater wirft Jonas einen strafenden Blick zu.
    Mir gefällt dieses Gerangel gar nicht, aber ich habe auch keine Kraft, mich da energischer einzumischen. Ich überlege, was ich bei der Polizei sagen kann und was nicht. Ich will Nicolas unbedingt schützen, dass ist das Einzige, was mich jetzt beschäftigt , was mich antreibt.

    Die beiden Kommissare von gestern sind noch nicht aus Polen zurück, wie wir erfahren. Aber da es eine Sonderkommission gab, die mit meiner Entführung betreut war, werde ich von zwei anderen Beamten verhört. Ich werde bestaunt wie ein Wunder, dann bittet man mich in ein kleines Büro.
    „Zunächst: Wie geht es Ihnen?“, fragt mich ein großer blonder Mann, der sich als Kommissar Meier vorstellt.
    „Gut, ich bin okay. Ich hab nur ein paar Schläge und Tritte abbekommen, aber alles ist verheilt“, erkläre ich ihm.
    „Das ist schlimm genug“, mischt sich der andere ein. Er ist rothaarig und ein bisschen korpulenter, macht aber einen ganz sympathischen Eindruck.
    „Wir wollen Sie nicht länger quälen als nötig“, sagt er dann. „Wir haben Ihnen gestern schon ein Foto gezeigt, auf dem Joaquin Franco Molina abgebildet ist. Er steht zumindest im dringenden Tatverdacht. Sie sagten, die beiden Täter seien maskiert gewesen?“
    „Ja, immer. Einer war kräftig und recht breit gebaut. Er hatte sehr große Hände. Sein Komplize war kleiner und dicker“, erzähle ich wieder.
    „Der Größere könnte Molina sein“, sagt Kommissar Meier. „Aber ohne eindeutige Spuren können wir das nicht beurteilen“, er wirkt ärgerlich und spielt missmutig mit einem Kugelschreiber herum.
    „Sie sind in einer Hütte festgehalten worden. In Polen“, wiederholt er dann. „Die Hütte, von der wir annehmen, dass sie in Frage kommt, ist gestern restlos abgebrannt. Wir konnten keine Spuren sichern“, fügt er mürrisch an. „Selbst die Reifenspuren im Wald sind wahrscheinlich nicht auswertbar, weil die Feuerwehr bei ihrer Ankunft alles plattgewalzt hat.“
    „Ihre Kleidung wurde an Ihre Eltern geschickt. Was haben Sie getragen, als man Sie freigelassen hat?“, fragt der Rothaarige.
    „Man hat mir Sachen gegeben“, sage ich hastig und schlucke heftig.
    „Wo sind die Sachen?“
    „ Ich hab sie heute verbrannt“, antworte ich und versuche so zerknirscht wie möglich auszusehen. „Ich konnte den Geruch daran nicht mehr ertragen.“
    Kommissar Meier stöhnt auf. „Frau Reimann, Sie hätten die Sachen besser uns mal gegeben!“
    „Wenn sie nicht vergewaltigt worden ist oder da Blutspuren dran waren, dann wäre die Wahrscheinlichkeit eh gering gewesen, irgendwas zu finden“, beruhigt ihn sein Kollege.
    „Haare – oder Fasern von Kleidungsstücken vielleicht“, brummt Kommissar Meier.
    „Und die hätten wir dann mit was verglichen? Mit den Spuren aus der ausgebrannten Hütte? Wir haben doch eh nichts“, sagt der Rothaarige zynisch. „Und den Molina kriegen wir auch so dran.“
    „Aber von dem Anderen haben wir nur die Fingerabdrücke“, Kommissar Meier schaut wieder zu mir. „Sie können jetzt gehen. Wir werden uns bei Ihnen melden, wenn wir Neuigkeiten haben.“
    „In Ordnung“, ich stehe auf und versuche, mein Zittern zu unterdrücken. Mein Nervenkostüm ist wirklich nicht das Beste und die Angst um Nicolas raubt mir fast den Atem.
    ‚Sie wissen nur von Joaquin und dem Kleinen’ , versuche ich mich zu beruhigen. ‚Das ist doch gut…’

    Am späten Nachmittag sind wir wieder zurück in der Villa. Ich fühle mich schlapp und ausgebrannt. Mein Kopf tut weh, ständig überlege ich, was ich sagen darf und was nicht. Und dann ist da noch dieser unglaubliche Schmerz.
    Ich nehme mir immer wieder vor, nicht mehr ständig an ihn zu denken, doch das will mir nicht so recht gelingen. Ich versuche mir vorzustellen, was er wohl

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