Bittersuess
Arme. „Das ist ja wohl total unwichtig. Was sind das für Tabletten, die du nimmst?“, fragt er mich und ich höre deutlich die Skepsis in seinen Worten.
„Schlaftabletten“, gestehe ich ihm. „ Sie helfen gegen die Träume…“
„Stella – du musst damit aufhören, hörst du?“, er legt eine Hand auf meine Wange und sieht mich ernst an. „Und die Träume kommen von der Entführung, oder?“
„Ich glaube“, nicke ich leicht.
„Verdammt“, er schaut mich schuldbewusst an. „Es tut mir so leid“, flüstert er heiser.
„Es ist vorbei“, lächele ich ihm zu.
„Für dich offensichtlich noch nicht. Hat man dir nicht empfohlen eine Therapie zu machen?“, er nimmt meine Hand und führt sie an seine Lippen.
„Doch, aber ich wollte nicht“, antworte ich ehrlich.
„Warum denn nicht?“
„Ich hatte Angst, dass ich zuviel preisgebe. Dass ich vielleicht von dir erzählen könnte. Und das durfte ich nicht riskieren“, erkläre ich ihm.
„Oh mein Gott“, Nicolas zieht mich jetzt noch fester an sich. „Was haben wir dir bloß angetan?“
„Ich möchte nicht mehr darüber sprechen, ja? Ich bin jetzt bei dir und alles ist gut“, flüstere ich heiser.
„Überleg es dir – das mit der Therapie“, Nicolas küsst zärtlich meine Stirn. „Bitte, mein Engel…“
Ich schüttele nur leicht den Kopf, dann fallen mir die Augen schon wieder zu.
Diesmal schlafe ich traumlos.
Als ich wach werde, ist es ganz hell im Zimmer und die Sonne scheint hinein. Ich weiß sofort, wo ich bin und schaue mich nach Nicolas um. Doch seine Betthälfte ist leer.
Ich stehe auf, ziehe mir sein Hemd über und will ins Bad gehen. Als ich die Schlafzimmertüre öffne, höre ich seine Schritte.
„Stella“, strahlend lächelt er mich an und mein Herz macht sofort einen großen Hüpfer vor Freude.
„Guten Morgen“, sage ich mit heiserer Stimme und schließe genüsslich die Augen, als er mich in seine Arme zieht.
„Guten Morgen?“, Nicolas lacht leise und küsst mich auf die Nasenspitze. „Es ist fast halb Drei Nachmittags.“
Ich erschrecke mich zu Tode. „Wie bitte?“, frage ich ihn aus weit aufgerissenen Augen. „Das… das kann nicht sein, ich hab noch nie so lange geschlafen“, misstrauisch mustere ich ihn. „Du machst einen Scherz, oder?“
„Nein, meine Schöne“, er streichelt mir zärtlich eine Locke aus dem Gesicht. „Aber dass du so lange geschlafen hast, macht mir ein bisschen Sorgen. Du warst sehr erschöpft.“
„Geht schon wieder“, antworte ich und schaue auf den Boden. „Tut mir leid, dass… also… dass ist mir schon unangenehm, was werden Marta und Lucia von mir denken? Sie halten mich jetzt bestimmt für ein verwöhntes Gör aus der Großstadt“, ich beiße mir nervös auf der Lippe herum.
„Bist du wohl still“, Nicolas legt schnell einen Finger auf meinen Mund. „Lucia und Marta werden dir auf ewig dankbar sein, dass du mich nicht an die Polizei geliefert hast. Bei denen hast du einen Freifahrtschein bis in alle Ewigkeit.“
„Mir ist das trotzdem peinlich“, gestehe ich ihm.
„Das muss es nicht. Du hast bestimmt Hunger, oder?“, er haucht mir ganz leicht einen Kuss auf die Lippen. „Es gibt heute Abend dir zu Ehren ein Barbecue, aber das dauert noch etwas. Lust auf Frühstück – oder möchtest du lieber etwas Warmes?“
„Frühstück wäre gut“, antworte ich. „Kann ich vorher rasch duschen?“
„Klar, ich bereite alles vor.“
Ich genieße das warme Wasser und spüle mir die Spuren der Nacht mit Nicolas vom Körper. Wenn ich daran denke, wie wir uns geliebt haben, spüre ich wieder ein Kribbeln in meinem Körper. Es war der Wahnsinn – ER war der Wahnsinn. Mir wird wieder bewusst, wie sehr ich diesen Mann liebe, was für ein überwältigendes Gefühl es doch ist, in seinen Armen zu liegen, ihn zu spüren, ganz zu spüren.
Als ich aus dem Bad komme, sehe ich, dass er auf dem Bett im Schlafzimmer ‚gedeckt’ hat.
‚Wie in der Hütte’ , ein Lächeln huscht über mein Gesicht.
„Ich hoffe, es ist okay so“, fragt er mich schüchtern. „Ich möchte keine schlechten Erinnerungen bei dir wecken…“
„Das sind keine schlechten Erinnerungen“, ich setze mich zu ihm und schmiere mir ein Brot. Mehr will ich gar nicht essen, denn es gibt ja noch das Barbecue.
„Es war eine wunderschöne Nacht, Stella“, sagt er mit leicht rauer Stimme.
„Das fand ich auch“, ich werde ein bisschen rot. Dann wage ich es anzusprechen, was mir schon lange auf
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