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Bittersuess

Bittersuess

Titel: Bittersuess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ki-Ela Stories
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der Seele brennt. „Wirst du mir jemals alles erzählen? Was damals passiert ist?“
    Nicolas nickt. „Natürlich, das hatte ich eh vor. Wo soll ich anfangen?“
    „Was ist passiert, nachdem du mich hast laufen lassen?“, ich schaue ihn aufmerksam an.
    „Ich bin noch eine Weile beim Jeep stehen geblieben. Ich hatte irgendwie die irre Hoffnung, dass du vielleicht zurückkommst. Natürlich wollte ich dich in Freiheit und vor allem in Sicherheit wissen, aber diese Hoffnung war einfach da. Total irrational, ich weiß“, er räuspert sich verlegen.
    „Und ich habe immer gelauscht, ob du mich rufst. Ich wäre sofort zurückgekommen“, wieder bekomme ich dieses warme Gefühl im Bauch. ‚Er wollte, dass ich umkehre.’
    „Ich habe gehofft, dass du das Medaillon finden würdest und hatte wahnsinnige Angst, dass es vielleicht irgendwie verloren gegangen sein könnte“, sagt er leise.
    „Ich habe es zuhause entdeckt. Die Adresse aber erst vor ein paar Tagen .“
    „Es ist ein Erbstück, meine Oma hat es mir gegeben, als meine Mutter mit uns nach Deutschland gegangen ist. Sie hat gesagt, ich solle es mal dem Menschen schenken, der mir am meisten bedeutet. Und das hab ich auch getan“, sagt er mit seiner sanften Stimme. „Und vielleicht fügst du ja noch Fotos ein – von uns…“, er schaut mich fragend an und ich greife nach seiner Hand.
    „Sehr gerne“, ich schmiege mein Gesicht in seine Hand. Ich hauche ihm einen Kuss auf die Innenfläche, bin wieder fasziniert davon, wie warm und gepflegt seine Hände sind. ‚ Keine Hände von einem Pferde- oder Rinderzüchter’ , schießt es mir durch den Kopf.
    „Aber weiter“, er atmet tief durch. „Ich bin dann zurück zur Hütte gefahren und habe sie angezündet. Ich wollte die Spuren beseitigen, das hatte ich meinem Bruder noch versprochen. Mir wäre es ehrlich gesagt sogar lieb gewesen, wenn sie auf mich gekommen wären, in diesem Moment war mir alles egal. Es war so hoffnungslos“, er flüstert fast als er das sagt.
    „Anschließend bin ich nach Berlin zurückgekehrt und hab gewartet auf das, was passieren wird. Joaquin und sein Kumpel wollten fliehen, das wusste ich ja schon, die Polizei war wirklich dicht an ihnen dran und nur die Tatsache, dass mein Bruder sehr geschickt darin ist, sein Aussehen zu verändern, hat ihn wohl gerettet. Eigentlich hatten sie geplant, dich auf ihrer Flucht mitzunehmen, aber ich konnte ihn davon überzeugen, dass er sich nicht noch mehr schuldig machen sollte“, Nicolas ballt die Hand zur Faust, dann vergräbt er sein Gesicht dahinter.
    „Hast du keine Angst vor deinem Bruder gehabt?“, frage ich ihn verblüfft. Mir ist noch allzu bewusst, wie sehr Joaquin mir Furcht eingeflösst hat. Und dass sie mich mitnehmen wollten, jagt mir einen Schauer über den Rücken.
    „Nein“, er schüttelt den Kopf. „Joaquin hätte mir nie etwas getan, Stella. Er hat mich zwar in die Sache mit rein gezogen, aber er hätte mir niemals ein Haar gekrümmt. Und ich wusste auch ganz genau, dass er mich nie verraten würde. Er hat es zwar nicht verstanden, warum ich dich immer so geschützt habe, aber verraten hätte er mich nie. Auch bei seinem Kumpel, Manuel, konnte ich mir da sicher sein. Diesen Ehrenkodex hätten sie nie verletzt“, redet Nicolas weiter. „Ich habe ihnen nur ein bisschen Vorsprung verschaffen können, indem ich dich noch einen Tag länger in der Hütte gelassen habe. Dann tauchten immer mehr Ermittler in der Gegend auf und mir war klar, dass ich dich so schnell wie möglich freilassen musste. Ich hatte niemals Angst um meine Freiheit, es wäre mir egal gewesen ob sie mich schnappen, aber ich hatte die Befürchtung, dass die Situation vielleicht eskaliert und du zu Schaden kommst. Die Polizei in Polen gilt als nicht so zimperlich.“
    „Es waren fast zwei Tage“, sage ich vorwurfsvoll.
    „Okay“, er lächelt schuldbewusst. „Mir war relativ schnell klar, dass du mich nicht verraten hattest“, seine Stimme wurde ganz rau. „Und ich habe großes Glück gehabt, dass die Polizei mich nicht verdächtigte. Sie waren zwar einmal da und haben nach meinem Bruder gefragt, als sie ihn identifiziert hatten, aber ich glaube, das war nur Routine. Die Tierärzte in der Praxis, in der ich gearbeitet habe, haben immer die Polizeihunde geimpft. Man kannte mich und offenbar haben sie mir geglaubt. Meine Mutter war etwas mehr im Visier der Beamten, aber sie wusste von alledem nichts. Sie ist aus allen Wolken gefallen, als sie erfahren

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